Eine Drogenkultur wird personifiziert durch den kiffenden Harvard-Studenten Alan Jensen, der parallel Affären mit seiner jungen Philosophieprofessorin (der Film ist ohnehin stark von dieser Geisteswissenschaft geprägt) und seiner Freundin hat (besonders sexy: Vampirjägerin Sarah Michelle Gellar). Wie so viele Menschen in seiner Situation ist er mit seinem Studium nicht ausreichend ausgelastet und so macht er sich auf die Suche. Das geht soweit das er während eines Fluges eine besonders hohe Dosis von 15000 Mikrogramm LSD schluckt und die Dinge allmählich aus dem Ruder zu laufen drohen, da er ins Visier der Mafia und des FBIs gerät...
Das Ganze mündet schließlich in einem visuell überragenden, zudem mit viel Humor gewürzten, dabei aber erstaunlich realistisch dargestelltem Trip von dieser Sorte. In diesem wird nicht nur auf die unglaublich intesiven, tiefgehenden Erfahrungen eingegangen, sondern ebenso auf die Unberechenbarkeit und -stetigkeit die einer solchen Reise. Dies führt fast zwangsläufig zu panischen Zuständen, die im Extremfall im berühmt berüchtigten Horrortrip enden, aus dem es kein Entrinnen gibt.
Der Abbruch eines solchen kommt einer Schöpfung gleich und ist ein so herrliches und angenehmes Erlebnis, dass der Betroffene sein Glück meist kaum fassen kann. Der Sinn und Zweck der von Hippies und Psychonauten so oft angepriesenen Bewusstseinserweiterung wird so geschickt hinterfragt und die Illusion dieses Teufelskreis überdeutlich. Eine solche Kultur muss zwangsläufig dem Untergang geweiht sein (siehe in der Praxis die Hippies Ende der 60er Jahre).
Die Einsicht das die stetige Steigerung der Intensität der Bewusstseinsveränderung bis zur endgültigen Authentizität mit der Rückkehr zur Wirklichkeit einhergeht und die Realität demzufolge der stärkst mögliche Rausch ist den ein Mensch erreichen kann, die selbstverständlich viele Süchtige vertreten die ihrer Krankheit den Kampf angesagt haben, was allerdings noch lange nicht mit Abstinenz gleichzusetzen ist, ist ein langwieriger Prozess, der hier wie üblich in sehr komprimierter Form, aber stets nachvollziehbar abläuft. Die Erkenntnis das die angestrebte Transzendenz niemals erfolgreich verlaufen kann, weil erhoffte Resultate auf lange Sicht einfach ausbleiben ist vermutlich der Hauptgrund für die freiwillige Einschränkung des Konsums vieler User von halluzinogenen Drogen. Ehe der Konsument jedoch zu dieser gelangt steigert sich sein Fanatismus mitunter bis ins Krankhafte, was widerum zu verstärkt selbst- und, was noch viel schlimmer ist, fremd-zerstörerischem Verhalten führt, wie am Beispiel Alan Jensen nur zu deutlich erkennbar, eine Problematik die Albert Hofmann übrigens stets betonte.
Raol Duke spricht in diesem Zusammenhang liebevoll von "bemitleidenswerten Acid-Freaks". Für mich persönlich war Bewusstseinserweiterung ohnehin schon immer ein trauriger Vorwand um sich zuzudröhnen oder eine billige Rechtfertigung. Natürlich bin ich mir des ungeheueren Potentials von LSD, Psilocybin, Meskalin und co durchaus bewusst, weshalb ich diese Substanzen als solche nie direkt verurteilen würde, lediglich die Zwecke zu denen sie gelegentlich missbraucht werden.
Ist "Harvard Man" nun eigentlich pro oder contra Drogen? Nun ja, sowohl als auch. Diese Frage muss wohl jeder für sich selbst beantworten, ebenso wie die Intention hier ganz besonders individuell im Auge des Betrachters liegt. Er bewegt sich auf ähnlichem Terrain wie die tolle Romanverfilmung "The Beach" mit Frauenschwarm Leo di Caprio. Er gesellt sich zu so großartigen Filmen wie Gilliams unvergessenem "Fear and Loathing in Las Vegas", auch wenn man hier an manchen Stellen vielleicht etwas zu differenziert zu Werke ging. Immer wieder sehenswert, wobei sich dieser wohl am ehesten mit der Materie vertrauten Subjekten offenbaren wird.