Um „The muscles from Brussels” war es in letzter Zeit relativ ruhig - Keine Eskapaden, keine Schlagzeilen, keine peinlichen auf Tritte und auch keine neuen Filme. „Wake of Death“ erschien immerhin schon Ende 2004. Als Fan musste man also fast 1,5 Jahre überbrücken, bis „Second in Command“ dessen Fertigstellung und Release sich für eine DTV-Produktion überraschend lang hinauszog, das Licht der DVD erblickte. Aber das Warten hat sich gelohnt...
Denn Simon Fellows, vielleicht der kommende Regisseur im B-Action-Geschäft, liefert nach „7 Seconds“ wieder einen sauber inszenierten Film ab, von dem Jean-Claude Van Damme wohl auch recht angetan war, denn er dreht zurzeit wieder mit ihm „Til Death“ für Nu Image. Im Gegensatz zum Snipes-Vehikel steht ihm bei „Second in Command“, für die mit ordentlichen Budgets arbeitende Motion Picture Corporation of America, aber nicht das Drehbuch mit zu langweiligen Passagen im Weg.
Nein, der aktuellste Van Damme-Streifen ist ein schön schnörkelloser B-Actioner geworden, der seine Prämisse ganz fix kreiert und von da an auf Action setzt.
Das Beste daran ist aber eigentlich sein Hauptdarsteller, denn, und das werden seine Fans gern hören, er fightet wieder. Nicht wie in alten Tagen mit den irrsinnigsten Kicks, Spagat und allem drum und dran, aber doch wieder mit Elan und etwas Martial Arts, denn die hat man in „In Hell“ oder „Wake of Death“ schon etwas vermisst. Verglichen mit seinem letzten Film sieht er auch längst nicht mehr so ausgebrannt aus. Die nunmehr 45 Jahre hinterlassen freilich auch ihre faltigen Spuren, aber den Van Damme, den man hier zu sehen bekommt, der wirkt wieder fit.
Das muss er auch, denn als Sam Keenan zieht es ihn in militärisch beratender Funktion nach Moldawien, wo er eigentlich gleich seinen Dienst in der amerikanischen Botschaft antreten soll, aber erst einmal auf ein Schäferstündchen mit einer befreundeten Journalistin im örtlichen Luxushotel absteigt.
Meine Erwartungen begannen da schon zu sinken, aber dann kocht auf den Straßen endlich die Stimmung hoch, aufgeheizte Demonstranten machen die Gegend unsicher und ein Bewaffneter dringt in das Hotel ein, feuert wild um sich und ruft Keenan umgehend auf den Plan. Der war ohnehin fertig, schaltet den ersten Radaubruder auch gleich im Foyer aus und lässt sich endlich zur Botschaft kutschieren.
Fellows Umsetzung ist eigentlich sehr gelungen, auch wenn der Film insgesamt optisch etwas eintönig geriet und die CGI-Helikopter, abseits von ganz dezentem Stock Footage, auch ihren Ursprung nicht verleugnen können. Die chaotische Lage inszeniert er mit realistischem Anstrich (von der Menge weggedrückte Absperrungen, unterlegene Ordnungstruppen etc.), inklusive der kommentierenden TV-Journalistin, die Aufstände in den Straßen fängt der teilweise in DV-Look ein, was den Szenen meist einen Nachrichten-Touch beschert und die Action, vornehmlich Gunplay, ist auch nicht von schlechten Eltern.
Denn weil der frisch in sein Amt entlassene moldawische Präsident sich in seinem Regierungsdomizil angesichts der aufgerührten Menge gar nicht mehr wohl fühlt und die Erschießung einer Demonstrantin fast zur Eskalation der Lage führt, bittet er die amerikanische Botschaft zur Hilfe, die ihm prompt Keenan vorbeischickt, der mittels einer Finte ihn auch mit Mühe, Not und fahrerischem Können dort herausbringt. Nun zieht der Mob und sein kommunistisch angehauchter Anführer, ein treuer Anhänger der abgewählten Regierung, gen Botschaft, belagert sie und greift an. Zwar muss man dort nur wenige Stunden ausharren, bis Regierungstruppen und amerikanische Verstärkung in Form von Kampfhubschraubern eintrifft, aber das ist schon heikel genug.
So patriotisch wie sich das hier Schwarz auf Weiß liest, ist „Second in Command“ trotz seines einschlägigen Plots nicht. Kübelweise regnet es also kein Pro-Amerika rufe, auch wenn der Film schon deutlich dahin tendiert
Der Zeitdruck wirkt dabei weniger, denn es ist die Action, die die Kastanien aus dem Feuer holt. Trotz Kompetenzgerangel, die den ansonsten flotten Ablauf etwas ausbremsen, weiß eigentlich ein jeder, dass Van Damme hier ständig First in Command ist und alles andere als bürokratisches Gewäsch abgetan werden kann. Und naturgemäß ist dem Mann an direkten Lösungen gelegen.
Die Marines vor Ort sind natürlich gut bestückt, also mit Waffen, und alsbald geht der Trouble auch los. Die Regierungswiderständler wollen hinein und den Präsident meucheln.
So einfach geht das natürlich nicht. Also werden die Zwiegespräche kurz gehalten, Auswege gesucht und Geiseln befreit. Hin und wieder erinnert das alles etwas an „Black Hawk Down“ mit schicken Explosionen in Slowmotion, nur ohne den guten Score. Die Kompositionen des mir unbekannten Mark Sayfritz sind nämlich insgesamt zu unauffällig. Besonders die Actionszenen leiden oft unter der richtigen Begleitung. Aus den widerhallenden Feuergefechten in den Straßen zwischen Marines und Aufständischen oder der späteren Stürmung der Botschaft mit vorhergehendem Einsatz von Nachtsichtschnickschnack, Nebeltöpfen, selbstgebastelten Sprengfallen und Stinger-Raketen hätte sich so noch mehr herauskitzeln lassen können.
Neben einer frühen Verfolgungsjagd, die so spektakulär aber eigentlich nicht ist, erregen natürlich die Schusswechsel Aufmerksamkeit. Nach anfänglichen Exekutionen im Hotel, die auch schon mit blutigen Ein- und Austrittswunden gespickt werden, geht es später noch rabiater zu, wenn zum Beispiel Unschuldige exekutiert werden, ganze Transportfahrzeuge mit Insassen explodieren und in Brand geraten. Ein Kind von Trauer ist Fellows gewiss nicht, aber ihm fehlt das Feingefühl, um in solchen Momenten auch ein wenig mit den Emotionen des Zuschauers zu hantieren. Eigentlich sind diese harschen Bilder sofort wieder vorbei und fallen besonders im Schlussdrittel dem Tempo zum Opfer.
Spannung findet man als Zuschauer eigentlich auch recht wenig. Keine Frage, es schaut alles professionell inszeniert aus, aber wenn ich mal den entfernten Vergleich mit Dolph Lundgrens „The Mechanik“ ziehe, dann merkt man schon den Unterschied – die Leidenschaft, die auch der Fan spürt und kribbelig mitfiebert. Dies Gefühl stellt sich bei „Second in Command“ leider nicht ein, aber vielleicht kann ja Sheldon Lettich mit „The Hard Corps“ da nachlegen.
Bei den Schießereien besteht zudem das Problem, das der Zuschauer, auch dank der oft genutzten Nebelgranaten, mal die Übersicht verlieren kann und sich schon an die Uniformen klammern muss. Die darin steckenden Darsteller gegen übrigens ein ziemlich realistisches Bild als Marines ab.
Aus dem gemessen am Produktionsniveau eigentlich sehr solide arbeitendem Cast ragt dabei nur Van Damme selbst heraus. Der eine oder andere Kommentar passt, in den Actionszenen macht er natürlich eine gute Figur, am besten gefällt er jedoch im blutigen Endkampf, der mit Messern geführt wird und einen reichlich brutalen Finishing beinhaltet. Ich möchte Van Damme jetzt nicht als Meister der scharfen Klinge betiteln, aber seine Moves sehen schon cool und gekonnt aus. Zwischendurch möchte man ihm sogar applaudieren, bringt er doch einige fiese Tricks am Gegner an (Ich sag` nur Tritt in die Weichteile und Augenquetscher...).
Die vermeintliche Pattsituation der Belagerung hält übrigens so viele Überraschungen nicht bereit, wenn man von einem Twist kurz vor Schluss absieht, als die Rettung naht. Keenan spricht mit seinem Gegner genauso über Funk wie mit der amerikanischen Krisenleitung und es werden natürlich Fluchtwege gesucht, die durch die Tunnel unter der Botschaft aber nicht zum erhoffen Ziel führen. Bisweilen erinnert das natürlich auch zwangsläufig an „Assault on Precinct 13“. Man versucht über Außenkameras sich einen Blick über die Lage zu verschaffen, Möbel werden zwecks Barrikadenbau gerückt, der drängende Mob zurückgeworfen und vermeintliche Fluchtmöglichkeiten sind doch nur bedachte Fallen.
Fazit:
Auch wenn zum Schluss die Kampfhelikopter schroten und für ein Effektfeuerwerk sorgen, wird aus „Second in Command“ kein Genrehighlight, wohl ein aber sein überzeugender, unterhaltsamer B-Actioner, der mit eine Spur besser als „Wake of Death“ gefällt. Kleine Schönheitsfehler (u.a. mittelprächtige CGI-Tricks) und ein ganz bisschen Stock Footage trüben den Filmspaß nur wenig, es ist zwar flotte, aber irgendwie zu durchschaubare Ablauf, der keine Spannung aufkommen lässt.
Vielleicht bin ich zurzeit aber auch einfach zu verwöhnt, weil der B-Action-Film wieder aufblüht, den Simon Fellows macht seine Sache wieder ordentlich. Das magnetisierende Gefühl eines „The Mechanik“ gibt es hier aber wirklich nicht.
Dafür kann Jean-Claude Van Damme sich wieder zurückmelden, auch wenn er weniger als noch in „In Hell“ oder „Wake of Death“ schauspielert und seine Rolle sich eher an seine früheren Darstellungen richtet. So wollen wir ihn aber auch eigentlich sehen: Schießend und kloppend im Dienst des Happy Ends. Und das sollen wir bekommen, inklusive harter Action und applauswürdigen Moves. Da darf nachgelegt werden!