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Wie kaum ein anderes politisches Erdbeben erschütterte der Watergate-Skandal in den 70ern die USA in ihren nationalen Grundfesten. Der amtierende Präsident Richard Nixon hatte systematisch politische Gegner ausspionieren und deren Kampagnen sabotieren lassen, um seine bevorstehende Wiederwahl zu sichern - und obwohl er deswegen zurücktreten musste, weigerte er sich stets, irgendeine moralische Schuld anzuerkennen. Dass dieser Skandal überhaupt ans Licht der Öffentlichkeit gebracht werden konnte, ist den beiden engagierten Reportern Carl Bernstein und Bob Woodward zu verdanken.

Auf Grundlage von deren Enthüllungsbuch schuf Regisseur Alan J. Pakula schon 1976 eine filmische Hommage an die harte journalistische Arbeit der beiden, die sich gegen alle Widerstände zur Wehr setzten und die Mauer des Schweigens durchbrechen konnten. Mit Robert Redford, der auch als Produzent fungierte, und Dustin Hoffman liehen zwei berühmte Hollywood-Stars den beiden ihr Gesicht - und machten sie endgültig zu verdienten Helden des investigativen Journalismus.

Das Spiel sowohl von Redford und Hoffman als auch sämtlicher Nebendarsteller trägt entscheidend dazu bei, dass der über zwei Stunden lange Film beinahe durchgehend auf einem hohen Spannungsniveau bleibt. Mit großer Natürlichkeit in Mimik und Gestik und starker Überzeugungskraft verkörpern sie die beiden Reporter, die anfangs eher unfreiwillig miteinander kooperieren und beinahe unversehens herausfinden, dass der Einbruch ins Watergate-Gebäude, mit dem alles anfing, nur Teil einer viel größeren Sache ist. Mit exquisiter Schauspielführung, bei der die Figuren auch mal durcheinander reden oder sich versprechen, entsteht so eine äußerst authentisch anmutende Atmosphäre, die der Glaubwürdigkeit des Gezeigten zusätzlichen Auftrieb verleiht.

Überhaupt ist es eine inszenatorische Glanzleistung, einen so dichten und spannenden Film zu erzeugen, wenn die beiden Helden die meiste Zeit sitzen und telefonieren oder sitzen und sich mit möglichen Zeugen unterhalten. Mit formal schlicht wirkenden und doch zum Teil aufwendigen Mitteln gelingt Pakula ein starkes Stück ruhiger, aber fesselnder Kinounterhaltung: Da wird etwa mit moderner Kameratechnik Vorder- und Hintergrund eines Bildes gleichmäßig scharf dargestellt, sodass man vorn Redford ein wichtiges Telefonat führen sieht, während im Hintergrund seine Kollegen das Geschehen auf dem Fernseher verfolgen. Und auch das Schlussbild ist von ungeheurer Symbolkraft: Im Vordergrund zeigt ein Fernseher, wie Nixon nach seiner Wiederwahl vereidigt wird, während im Hintergrund Bernstein und Woodward an dem Bericht tippen, der ihn schließlich zu Fall bringen wird.

Trotz des zum Teil enormen Aufwands, der auch durch die getreue Wiedergabe der Büroräume einer Zeitungsredaktion verursacht wird, wirkt der Film durchgehend ruhig und authentisch, ja beinahe dokumentarisch. Dazu tragen die Kameraführung, die langsam durch die Räume gleitet oder statische Nahaufnahmen von Gesichtern und Aktenzetteln liefert, ebenso bei wie der zurückgefahrene Musikeinsatz.

Freilich verlangt der Film vom Zuschauer ein umfangreiches Hintergrundwissen über die Affäre, was zu seiner Entstehungszeit noch selbstverständlich gewesen, heute allerdings etwas schwieriger sein dürfte. So besteht schon die Gefahr, durch die Namensflut, mit der hier jongliert wird, etwas durcheinander zu kommen. Aber wer sich konzentriert, wird mit einem spannenden Kriminalfilm belohnt, der absolut authentisch den Zeitgeist jener Epoche wiedergibt und als intensives Schauspielerkino bestens unterhält. Und der natürlich ein leuchtendes Mahnmal ist für die grundlegende Bedeutung, die investigativer Journalismus für das Bestehen einer Demokratie hat. Angesichts heute alltäglicher Falschmeldungen in der Presse eigentlich ein Pflichtfilm für sämtliche Reporter unserer Zeit.

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