Die Geschwister Zhang Zhigang [ Anthony Lau Wing ] und Zhang Zhiqiang [ Danny Lee ] mussten nach dem gewalttätigen Tod ihres Vaters zeitig lernen, auf den eigenen Beinen zu stehen und lebten sich dabei auch auseinander. Während Zhiqiang in den Dienst des Staates tritt, ernährt sich Zhigang von Handlangertätigkeiten, um schnell mitzukriegen, dass das Geld mit illegalen Mitteln leichter zu beschaffen ist. Er schliesst sich der Organisation von Qian Laosan [ Ku Feng ] an und arbeitet sich empor, nur um schnell dem Konkurrenten Huang Shouren [ Chan Shen ] auf den Schlips zu treten. Das soll allerdings nicht das gravierende Problem sein: Zhiqiang ist mittlerweile Polizist geworden und will die Gegend säubern...
Kleiner Geheimtipp, der innerhalb der unzähligen Shaw – Produktionen sonst weder durch seinen Regisseur Hua Shan noch die Hauptbesetzung mit Anthony Lau Wing und Danny Lee aufgefallen wäre und mehr durch Zufall auf seine Entdeckung harrte.
Umso erfreulicher und überraschender ist das gelungene Endergebnis, dass sich als früher Gangsterfilm und Vorgänger der Heroic Bloodshed Ära allein über seine filmische Leistung ins Bewusstsein katapultiert. Zumindest temporär.
Skript und Regie liefern eine angenehme Arbeit ab; beide ergänzen sich mit ihren Mitteln und sorgen so dafür, dass die eher knappen, aber direkten Vorgaben angemessen übermittelt werden. Das Drehbuch wirft die geeigneten Themen in haarscharfer Konzentration auf und bringt vor allem mit dem unterschiedlichen Bruderpaar und ihren ungleichen Wegen den besten Hintergrund für die stramme Geschichte, die in vorausschauender Weise mit den später gängigen Elementen Ehre, Loyalität, Betrug und Verrat dealt.
Das Umfeld stimmt vom Prolog an; dort wird innerhalb einer Viertelstunde und damit quasi wie im Schnelldurchlauf die Kindheit und das Vorleben des Bruderpaares anskizziert und vorgezeichnet.
Als einschneidendes Erlebnis steht dort vor allem die erzwungene Denunzierung ihres Vaters im Raum, der von deutschen Geschäftemachern und ihren chinesischen „Unterhändlern“ durch Entführung und Erpressung dazu gebracht wurde, unfreiwillig Land zu verkaufen. Und dafür von der restlichen Bevölkerung halbtot geprügelt wurde, dem älteren Sohn Zhigang „traitor‘s son“ in den Arm tätowiert wird und die Familie nach dem Ableben des Vaters aus der heimischen Gegend wegziehen und sich frühzeitig selber ernähren muss.
Das derartig umklammerte Vorwort zeigt wirklich nur die Schlüsselbilder und kürzt jedwege emotionale Darbietung und Erklärung auf das Nötigste ab.
Nach dieser Orientierungsphase verlangsamt man das – mittlerweile auch zu rapide – Erzähltempo und subsumiert sein Funktionenmodell konkreter, um später auf den Grundkonflikt zurückkommen zu können:
Zhigang verdingt sich mit Handlangertätigkeiten, um seinem kleinen Bruder die Schule bezahlen zu können. Dieser will seine höheren Ambitionen dann mit dem Eintritt bei der Militärakademie fortführen und verschwindet für die Dauer der Ausbildung erstmal von der Bildfläche.
So bekommt Zhigang anfangs mehr Aufmerksamkeit zugeschoben; der Wechsel der Perspektiven und Betonungen erfolgt später auf ebene Art und Weise, ohne den Fortgang einzuschneiden oder sich als zu abrupt herauszustellen.
Die nun erstmal porträtierte Version ist die des Aufstieges von ganz unten in die höhere Sphären des Gesellschaftslebens, allerdings auf krimineller Seite. Pures Gangsterepos, vergleichbar mit den westlichen Varianten wie Scarface; allerdings weit weniger Zeit auf Kleinigkeiten und genauere Beschreibungen legend, sondern wiederum nur das Wesentliche zeigend. Die Details derartiger Geschichten kennt man ja; Autor Lam Chin Wai beruft sich darauf und erschaftt einen rein groben Handlungsgang, nutzt für sein exposéartiges Paradigma nur die relevanten Tatsachen sowie auffallende Veränderungen mehrerer Zeitsprünge. Setzt damit voraus, dass man sich den Rest selber denken und vorstellen kann, anstatt alles lang und breit zu explizieren. Das basale Fundament dafür liegt ja in der Tradition und dadurch auch Vorhersehbarkeit des Genres; allerdings vermeidet die nicht wirklich tiefe Ausprägung des Filmes eine gewisse Griffigkeit. Es geht halt einfach zu fix; ist nur für den Moment geeignet und brennt sich mit seiner narrativen Effizienz höchstens ins Kurzzeitgedächtnis.
Allerdings werden einige Elemente von Anfang bis zum Ende durchgezogen; man greift so immer wieder auf bereits Angerissenes zurück und erschafft auf diesem Weg ein wenig mehr Gewicht: Die alte Brücke, unter der man vorher gehaust hat, dient auch später immer mal als Erinnerung an Überstandenes. Zhigang begleitet das Tattoo ebenso wie eine Plakette als Glücksbringer auf seinem gesamten Weg. Und ein Tempel, in dem Mutter Zhang [ Nam Hung ] samt jüngstem Sohn betet, aber der Ältere nie betreten will.
Ausserdem wird in der durch die Abkürzungen gewonnenen Zeit eine Weile lang auch erstmal für die fällge Action in der Geschichte gesorgt, was sich in unerwartet formidablen Choreographien umsetzt. Ausdehnend sowohl in der Schnittfrequenz als auch der rein effektiven Länge überzeugt bei den ersten Martial Arts Einlagen vor allem der aktive Umgang mit dem Möbiliar; die Einrichtung fliesst regelmässig in die Kämpfe mit ein und sorgt so für eine Handvoll von effect shots, die aneinander addiert die erforderliche Wirkung garantieren.
Auch bei den ersten Attentaten in der Verbrecherszene kümmert man sich um die Umsetzung; auffallend positiv ist hier zumeist die nassforsche Art von Zhigang, der seine Aktionen und Reaktionen immer etwas unverfroren durchzieht. Sein Stil ist schlichtweg frech und auch aufmüpfig angesichts des eigentlichen Gefahrenpotentials; die Regie nutzt diesen Umstand für einige eher unvermutete Sequenzen, die die Erwartungen an die sonstigen Standardsituationen auch mal umkehren können.
Als Zhigang fast an der Spitze ist und als nächstes nur noch seine Beförderung als Nachfolger von Qiao ansteht, kommt natürlich sein einzig möglicher Gegner wieder ins Spiel: Zhiqiang kehrt erfolgreich von der Akademie zurück und wird prompt auf die Verbrechen seines Bruders angesetzt. Zhiqiangs erste, abrupte Weigerung, gegen sein eigen Blut zu ermitteln wird anhand einer durchaus cleveren Metapher geschickt übermittelt: Sein Vorgesetzter beschreibt das Verbrechen als Geschwür, worauf er antwortet, dass ein Arzt nicht an sich selber operiert.
Natürlich kommt es anders. Das Finale findet auch nicht zwischen Gut und Böse in der Geschichte statt – der Showdown klammert Qian Laosan sogar vollständig aus - , sondern zwischen den Brüdern; gemäss dem gleichzeitig banalen und trotzdem den Kern treffenden Titel.
Die Auflösung ist nicht ganz zufriedenstellend, da diesmal auch sehr berechenbar und weder die dramatische noch spektakuläre Wirkung aufweisend, die man sich gewünscht hätte.
Schade.