„Dein Schicksal klopft an die Tür!“
US-Regisseur Gregory Dark ist eigentlich Pornofilmer („New Wave Hookers“), wurde jedoch von der ins Spielfilmgeschäft eingestiegenen WWE (World Wrestling Entertainment) verpflichtet, den Slasher „See No Evil“ zu inszenieren, der 2006 veröffentlicht wurde und in der Rolle das Maniac on the loose mit dem hünenhaften Zwei-Meter-Fünfzehn-Wrestler Kane aufwartet.
„Er ist die Hand Gottes!“ (Maradona, bist du’s?)
Eine Gruppe jugendlicher Sträflinge soll das verlassene Blackwell-Hotel aufmöbeln, um eine Haftverkürzung zu erlangen. Doch was sie nicht weiß: In den alten, verwinkelten Gemäuern treibt Jacob Goodnight (Kane) sein Unwesen, ein derangierter, grobschlächtiger Serienmörder, der einst einem Polizisten einen Arm abschlug und den auch eine Revolverkugel in den Kopf nicht zur Strecke bringen konnte. Goodnight hat es besonders auf die Sehorgane seiner Opfer abgesehen und löscht bald einem Teenager nach dem anderen das Augen- und Lebenslicht aus…
„Siehst du nicht das Böse in ihren Augen?“
Der brutale Prolog, der die Armamputation des Police Officers ebenso zeigt wie trickreiche Zooms in leere Augenhöhlen, macht die Marschrichtung bereits klar; als ein weiterer Bulle einen Haken durch den Unterkiefer geschlagen bekommt, weiß man: Ob nun Porno oder Horror, Dark versteht es, die Dinge ins rechte Licht zu rücken. Das Drehbuch ist da – eine weitere Parallele zum Fleischfilm – eher übersichtlich und greift bereitwillig zahlreiche Subgenre-Klischees auf: Die grob skizzierten Opferfiguren wirken wie Karikaturen jener Eigenschaften, die sie verkörpern sollen, die Mädels sind keine Hässletten, ziehen auch mal blank und fast alle haben Bock auf Petting und Dope. Wer will es ihnen verdenken?
Na, neben der US-Strafjustiz natürlich Jacob Goodnight, der im Schmuddelambiente des sich näher am Zerfall denn am fünften Stern befindenden, übergroßen Hotels einige verdammt fiese Drehbucheinfälle in ebensolchen Szenen umsetzt. Neben mehreren ausgerupften Augäpfeln muss die Vegetarierin unter den Opfern dran glauben, indem sie von Hunden gefressen wird. Diese Szene wird zwar lediglich angedeutet, verdeutlicht aber den pechschwarzen, politisch inkorrekten Humor des Streifens. Kurze Rückblenden in Goodnights Kindheit lassen die Ursprünge seines Wahnsinns erahnen, ohne dass man sie weiter ausgewalzt hätte. Goodnight ist fast den gesamten Film über stumm wie ein Fisch bzw. wie ein Jason oder Michael – auf den letzten Filmmetern legte man ihm aber doch noch ein paar Worte in den Mund.
Die Pointe, die hier nicht verraten ist, ist gelungen, den Abschlussgag hätte man sich jedoch ebenso sparen können wie die grausame Abspannmusik. „See No Evil“ bleibt stets im enggesteckten Rahmen seines Subgenres und damit alles andere als experimentierfreudig, dafür aber mit rund 80 Minuten Spielzeit kurz und kompakt. Atmosphärisch kann er den großen Vorbildern kaum das Wasser reichen – davon einmal abgesehen ist die Gregory-Dark/WWE-Kollaboration aber ein kompromissloser, brutaler Oldschool-Slasher, wie man ihn liebt oder hasst.