Um auch außerhalb des Rings noch ein wenig Kohle scheffeln zu können, betätigt sich die WWE nun seit geraumer Zeit auch als Filmproduktion und lässt mehr oder weniger bekannte Wrestler in den produzierten Streifen die Hauptrollen spielen. Das war bei The Rock so, und auch bei John Cena. Bei Steve Austin soll es demnächst mit The Condemned ebenfalls nicht anders sein. Während die Filme der grad genannten Wrestler überwiegend im Action-Genre angesiedelt sind, will man sich mit 2,06m-Hühne Kane, seines Zeichens kleiner Bruder des Undertakers, im Horror-Genre versuchen. Was am Ende dabei raus gekommen ist, dürfte kaum massentaugliche Ware sein wie jene Filme von The Rock und John Cena, da es hier eine derbe Tötungsmethode nach der anderen aufgereiht wird.
Eine Gruppe Jugendstraftäter wird zu Resozialisierungszwecken in einem verrotteten Hotel einquartiert. Sie sollen das alte Gästehaus wieder auf Vordermann bringen. Als Aufseher wird ihnen der erfahrene Cop Frank Williams (Steven Vidler) zugeteilt. Schon bald muss die Gruppe feststellen, dass sie wohl nicht allein auf dem Anwesen ist. In einem abgeschlossenen Raum des Hotels werden verrottete, augenlose Leichen gefunden, und es dauert nicht lange, bis der erste Knacki am Fleischerhaken von Jacob Goodnight (Kane) hängt, einem brutalen Psychopathen, der sich ebenfalls in den finsteren Gemächern eingefunden hat...
Zwar kann man Kanes Dialoge hier an einer Hand aufzählen, was aber nicht schlimm ist, denn bis auf Freddy Krueger sind auch all die anderen Killer-Ikonen wie Jason oder Michael Myers keine Sprachgenies. Und so braucht Kane lediglich das Standart-Killer-Programm abzuspulen, was aus mordsmäßig böse gucken, den Haken schwingen und Augen ausreißen besteht. Steven Vidler (Salem's Lot) wird anfangs als vermeintlicher Held eingeführt, was sich schon recht schnell nicht bestätigen sollte. Und Rachael Taylor (Transformers) spielt zwar nur das dumme Blondchen, darf aber in der am meisten Eindruck hinterlassenden Tötungssequenz ins Gras beißen. Luke Pegler (The Condemned), Samantha Noble (Gabriel) und Christina Vidal (Freaky Friday) verleiht man hingegen ein wenig mehr Profil, damit sie sich von den Opferkandidaten etwas herauskristallisieren können.
Die Mordszenen konnte Ex-Pornoregisseur Gregory Dark (Justice under Fire) immerhin recht derbe und teilweise originell in Szene setzen. Glücklicherweise fackelt Kane bei seinen Opfern nie lange, weshalb einem unnötiges Rumgekreische erspart bleibt. Auch ansonsten liefert Dark hier einigermaßen solide Arbeit ab. Ein wenig nervig sind lediglich die vereinzelten Flash-Kamerafahrten und hektischen Schnitte, womit man See No Evil wohlmöglich zielgruppenorientierte gestalten wollte. Leider sind manche Horrorfilm-Fans aus der MTV-Generation schon heraus gewachsen, weshalb besagte Sequenzen etwas störend rüber kommen.
Auch mit der Handlung wird einem hier kein Geniestreich vorgesetzt, sondern ein schlichter und einfacher Slasher-Plot mit der Schablone gezeichnet. So braucht man sich über Paralellen zu Psycho oder Freitag, der 13. nicht wundern. Denn durchgeknallte Mordmaschinen mit Mutter- und Religions-Komplexen gibt es inzwischem im Genre wie Sand am Meer. Diese Aspekte streut man hier nun rein, um es nicht so einer komplett simplen 10-kleine-Knackilein-Metzelhatz verkommen zu lassen. Nützen tut das dem Film nicht viel, dafür kann er ein paar Schwächen aber mit dem nötigen Tempo und einem einigermaßen brauchbaren Score kaschieren. Gelungen ist auch der Showdown, wo Kane in einer zugleich derben und komischen Szene entgültig zur Hölle fährt. Unfreiwillig komisch gestaltet sich hingegen jene Szene, wo Kane ein am Wasserschlauch hängendes Dummchen hochzieht, das darum bettelt, dass er sie loslassen solle. Natürlich kommt Kane dieser Bitte gerne entgegen.
Alles in allem ist See No Evil kein Genre-Meilenstein, kann aber derbe Slasherunterhaltung für Zwischendurch bieten. Man darf gespannt sein, welche Wrestler die WWE nach The Rock, John Cena, Kane und Steve Austin noch aus dem Käfig lässt, um die Filmwelt heimzusuchen!