Review

Wenn man „ See No Evil“ auf die wenigen Zutaten, die einen halbwegs gelungenen Horrorfilm ausmachen eingrenzt, ist er ein guter.
Schwer zu glauben, dass Regisseur Gregory Dark in den Neunzigern noch als Sexfilmer unterwegs war und nun mit diesem Werk gänzlich andere Pfade beschreitet. Er verzichtet sogar auf Softsexszenen und konzentriert sich voll auf ein munteres Abschlachten mit konsequenter Härte.

Schwachpunkt ist natürlich wieder einmal die dünne und von vorne bis hinten unlogische Story: Vor vier Jahren überlebte ein Cop nur knapp einen Einsatz, als Serienkiller Jacob Goodnight (bis dato 17 Leichen, macht 34 Augen in Einmachgläsern) per Kopfschuss gestellt wurde. Heute ist der (durch den Einsatz einarmige) Cop als Aufsichtsperson für junge Straftäter zuständig, von denen acht zur Resozialisierungsmaßnahme in ein renovierungsbedürftiges Hotel verfrachtet werden. Und siehe da, der Killer hat sich offenbar von seiner Schussverletzung erholt.

Okay, man ist zusammengekommen, um eine deftige Schlachtplatte zu verputzen und nicht, um tiefgehenden Gesprächen unter Jugendlichen beizuwohnen. Deshalb nimmt man auch in Kauf, dass erstmal Männlein und Weiblein zusammengeführt werden (wovon ein Typ und eine Trulli sich total spinnefeind sind, aber man kennt die Akten halt nicht). Man duldet auch die kurze Verbreitung sämtlicher Knast-Klischees, von der Diebin, die es immer noch nicht lassen kann, dem aufbrausendem Scheusal, der sofort Streit anfängt und nicht zu vergessen, dem Computergenie, der sich sogleich einen Lageplan vom Hotel beschafft hat, weil er darin einen unentdeckten Safe vermutet. Dazu Drogen, Stutenbissigkeit und leichtes Gefummel.
Kann man mit leben, denn nach 27 Minuten Laufzeit holt sich der Hüne sein erstes Opfer, indem er es zielsicher mit Kette plus Haken einfängt.

Wir ahnen zwar frühzeitig, wer trotz geringer Screentime, das Gemetzel am Ende überstehen dürfte, doch das grobschlächtige Herangehen des Killers entschädigt für einige Vorhersehbarkeiten.
Der Wrestler Kane ist aber auch eine verdammt gute Wahl für einen Unhold, auch wenn der Typ natürlich nicht schauspielern kann, seine geschätzten 3,84 Meter Körperhöhe und die fiese Visage reichen da vollkommen aus, um Eindruck zu schinden.
Der hebt die Leute mal einfach so in die Luft (problemlos auch zwei Frauen gleichzeitig), schleudert die irgendwo gegen oder lässt seine Kette springen.
Da der Kerl Augen sammelt (mal wieder ein schweres Kindheitstrauma, Mutti war schwer gläubig und meint, in allen Frauen Sünderinnen zu sehen), kommen genau diese Untaten mehrfach zum Einsatz. Selten hat man innerhalb eines Streifens so viele Opfer ohne Augen gesehen. Und die Entfernung derer verläuft ausschließlich mit scharfen Fingernägeln.
Ferner zeigt uns der Fieserich noch, was man nicht mit einem Handy machen sollte, was ein tiefer Sturz mit Armaufreißen bei Hunden bewirkt und wie man einen Kopfschuss überlebt. Eigentlich kein Problem, wenn man statt Hirn, nur Maden unter der Schädeldecke hat.

Die Effekte sind derbe und handwerklich überaus solide gestaltet, mit Grausamkeiten wird definitiv nicht gegeizt.
Die Gestaltung der Location erweist sich ebenfalls als recht stimmig, das heruntergekommene Hotel mit seinen brüchigen Fassaden, dem umher kriechenden Ungeziefer und den vielen dunklen Irrgängen verbreitet eine frostige Stimmung.
Zwar bleibt uns im Prinzip nicht der übliche MTV-Look mit schnellen Kamerafahrten, Farbfiltern, schnellen Zoom In und Out plus Sound-Whoooshs erspart, doch zumindest übertreibt Dark es hier nicht.

Auf der darstellerischen Seite kann man sich über niemanden beklagen, auch wenn ein Toter ohne Augen ein wenig mit diesen (schwarz geschminkten) zuckt, weil ihm Blut über das Gesicht läuft. Man wundert sich lediglich, wie unschuldig einige der jungen Damen aussehen, - also nicht die Bratzensammlung von „Hinter Gittern“ – zur Freude des männlichen Publikums.

Demnach gibt es für den eingefleischten Horrorfilmfan kaum nennenswerte Kritikpunkte. Es geht zügig und knallhart zur Sache, daneben punkten Spannung und teilweise Atmosphäre. Ferner kann man gegen Ende einem der spektakulärsten Abgänge der Horrorfilmgeschichte beiwohnen und sich mit einem kleinen Gag inmitten des Abspanns verabschieden lassen.

Ein Slasher, der sein Zielpublikum sicher nicht enttäuschen wird. Die üblichen Zutaten stimmen und weil man mit ausgeklügelter Story, Charakterzeichnung und mehr als einem Plot Twist an manchen Tagen ohnehin überfordert ist, kann man das Hirn für gut 80 Minuten entlasten und sich freuen, wenn man noch zwei halbwegs brauchbare Augen im Kopf hat.
7 von 10

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