Review

Die kanadische Billig-Produktion Live Feed ist ein weiterer Streifen der Torture-Porn-Welle. Leider erreicht auch dieser Hostel-Aufguß nicht im Mindesten die ohnehin eher mittelmäßige Qualität des Vorbilds, sondern ersäuft geradezu in grotesker Langeweile und Stumpfsinn.

Auf dem Cover befinden sich wieder reißerische Sätze nahe der Grenze zur Lüge wie "Live Feed - ein absolutes Blutbad" - obwohl er nicht wirklich viel Blut zu bieten hat. Auch das angepriesene "Theater des Grauens" ist in Wirklichkeit ein Pornoschuppen (was nicht nur äußerlich sichtbar ist, sondern auch von einem der Darsteller erwähnt wird) und dort findet nicht "das Böse seinen Ursprung", sondern der Regisseur einen Drehort, der vermutlich ohne Miete zu haben war.
Am Besten gefiel mir auf dem Cover der Satz:
"Dieser Film beinhaltet extreme Gewalt- und Sexszenen. Szenen die sie noch nie gesehen haben."
Letzteres entspricht sogar der Wahrheit - sofern man den Film vorher noch nie gesehen hat. Ersteres ist bezogen auf die Sexszenen maßlos übertrieben, denn diese erschöpfen sich in wenigen farbstichigen Sequenzen, die zusammengenommen kaum 3 Minuten ausmachen und weder etwas Besonderes noch gar etwas Explizites aufweisen können. Im Einzelnen wären dies: Ein käseweißer Mops in Lackstiefeln, der wenige Sekunden an einer Stange turnt, eine kurze Nummer auf dem Klo und eine ebenso kurze Nummer auf der Couch, bei Letzterer zeigt die Darstellerin ihre unspektakulär flache Oberweite, und das wars in Punkto Sex. Das soll "extrem" sein?

Die eigentliche Story: 5 Ami-Touristen (2 Pärchen und eine Solo-Asiatin) machen in Hongkong Urlaub. Auf einem Markt fangen sie völlig überflüssig Streit mit einem Hundeschlachter an, kurz später in einem Club wollen sie sich mit einem Gangsterboss anlegen (genauso idiotisch wie schlecht inszeniert). Ein junger Asiate, den sie gerade kennengelernt haben, vermittelt, die 5 ziehen ab, gehen in einen Pornoschuppen und wollen Spaß haben, werden aber vom Gansterboss und seinen unheimlich (doof gestylten) Hampelmännern abgechlachtet. Ende der Story.

Von den Darstellern fallen der "gute" Asiate auf, der am Ende im Sinne der political correctness noch helfend eingreifen darf und ein großer Macabre-fan ist, denn das Bandlogo hat er nicht nur vorne, sondern auch hinten am T-shirt. Gähn. Der hampelnde Gangsterboss könnte fast als Parodie durchgehen und der "Kerkermeister" mit der Lederschürze ist ohnehin nur ein Witz. Die Solo-Asiatin erreicht optisch Durchschnittsformat, behält ihre Klamotten aber an, und die beiden Touri-Pärchen agieren wie der Rest der wenigen Darsteller schlicht unterhalb der Wahrnehmungsgrenze.

Der Film spielt fast nur in den Räumen des Etablissements, ist bei schummrigem Licht, oft mit Farbfilter gedreht und weist darüberhinaus noch Unschärfen auf; dazu kommt eine Bildführung, die meist auf Gesichter, Hände, einzelne Gegenstände fokussiert, kaum eine Raumübersicht oder eine "Totale" zeigt, sodaß man als Zuseher auch Schwierigkeiten hat, die einzelnen Szenen zuzuordnen. Der Sound dazu ist billigster Synthesizerschrott, der dramaturgisch selten paast und einem schnell auf die Nerven geht.

Neben den völlig untalentierten Schauspielern, dem innovationsfreien Drehbuch und der miesen Kameraführung ist es besonders die hundsmiserable deutsche Syncro, die einen ein ums andere Mal vorzeitig abschalten lassen will: Zum einen scheinen sie alle das erste Mal in ihrem Leben zu synchronisieren und lesen völlig falsch betonend vom Blatt ab, zum anderen wirken die ohnehin belanglosen Sätzchen noch blöder, wenn sie alle im leicht rheinländisch gefärbten Dialekt vorgetragen werden. Katastrophal, was die Firma MIB da bietet!

Kommen wir zur Hauptsache von Live Feed, dem Gore-gehalt:
Es wird verhältnismäßig wenig gemetzgert. Zwar spritzt das Filmblut an wenigen Stellen ganz nett in der Gegend herum, meist aber nur auf Köpfe und Klamotten. Vieles geschieht im Gegenschnitt oder gleich im Off, stets schwenkt die Kamera weg und hält mehr auf Gesichter oder beispielsweise ein herausgezogenes Messer, kaum zu sehen sind wirkliche
Einstiche. Da es gerademal ein halbes Dutzend Opfer gibt (+ ein paar "Erschossene"), kann von einem "Blutbad" keine Rede sein.

Als einzige "neue Idee" kann der Streifen mit einem Plexiglasrohr aufwarten, das die dunkelhaarige Dumpfbacke in den Hals geschoben bekommt. Natürlich sieht man nicht, wie sie das Rohr reingeschoben bekommt, sondern die Kamera fährt an der Röhre hoch - wie billig! Durch das Rohr wird dann eine kleine Ringelnatter (oder sowas Ähnliches) gereicht, welche dann die Kandidatin von innen inspiziert und an einer aufgeschnittenen Stelle unterhalb ihrer Brust wieder ins Freie darf. Dieser "Kaiserschnitt" erfolgt natürlich im Off, und der Schlitz aus dem die Schlange kriecht, ist erkennbar ein Latex-Oberkörper. Gesamtdauer dieser Schlangen-Sequenzen: Unter 60 Sekunden.
Ein paar wenige weitere Goreszenen sind wie erwähnt abgefilmt, gegen Ende wird noch ein bißchen rumgeballert, wobei man sich hier dank Kameraführung auch noch teilweise die Einschußlöcher erspart.
Das Ende erfolgt ziemlich unvermittelt auf der Rückbank eines Polizeiwagens, den Sinn dieses Films muß man wohl nicht verstehen.

Fazit: 78 Minuten Zeitverschwendung, ungeschnitten...

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