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LIVE FEED
Ein paar Jugendliche aus Kanada streifen durch irgendeine asiatische Metropole, hängen danach in einem fürchterlich heruntergekommenen Puff inklusive Sexkino ab und werden dort von einer Gangsterorganisation gefangen genommen, um vor laufenden Kameras getötet und anschließend als Fleisch für ein Restaurant verwendet zu werden.
Wie unschwer zu erraten ist, handelt es sich bei LIVE FEED um ein billiges, semiprofessionelles Plagiat zu HOSTEL. Nur die Orte wurden abgeändert, aber ansonsten hält man sich recht nah ans Vorbild, denn es geht hauptsächlich um Snuff und zusätzlich noch um kultivierten Kannibalismus bei der Beseitigung der Leichen. Leider ist die Ausstattung aber extrem stümperhaft, so dass man sofort erkennt, dass nicht etwa in Asien, sondern lediglich auf einem asiatischen Markt in Kanada gedreht wurde. Gleiches gilt für das völlig verdreckte Bordell, dessen englische Graffitis an den Wänden die Illusion des fernöstlichen Schauplatzes sofort zerstören. Und waren die Figuren im Vorbild schon nicht so überzeugend und zu sehr auf Saufen und Sex fixiert, so handeln ihre eindimensionalen und steif verkörperten Nachahmer in LIVE FEED völlig selbstbezogen und teils irrational, so dass jegliche Identifikation flöten geht. Dabei ist es aber gerade in solch einer Geschichte so wichtig, dass man mit den Opfern leidet, anstatt erleichtert zu sein, wenn es mal wieder so einem nervigen kleinen Scheißer an den Kragen geht. Darum kommt auch keine Spannung zustande, denn man sehnt sich eigentlich nur nach dem nächsten blutigen Abgang. Zumindest in dieser Hinsicht kann die voyeuristische kleine Snuff Show punkten, denn die Morde sind sehr blutig und halbwegs kreativ. Offenbar ließ man sich im Finale auch ein klein wenig von John Woos Bleiballaden inspirieren, ohne jedoch jemals einen geringen Grad an optischer Raffinesse zu erreichen. Lieber wird mit Farbfiltern und wilden Kameraperspektiven experimentiert, ohne das es was bringen würde.Größter Minuspunkt dieses Ripoffs ist jedoch die sehr fragwürdige Darstellung asiatischer Kulturen. Während schon HOSTEL nicht mit üblen Vorurteilen der Nordamerikaner gegen die Osteuropäer geizte, suhlt sich LIVE FEED förmlich in der Zurschaustellung primitivster Klischees gegenüber dem Fremden und Unbekannten. Da wird jeder Asiat als Hunde- und Menschenfleisch essender Kampfsportler und als Triadenmitglied mit perversen Neigungen gegenüber jungen Mädchen charakterisiert. Das ist in unserer heutigen globalisierten Welt ein ganz bitterer Rückschritt in Sachen Aufgeklärtheit und Toleranz. So etwas bedient nur widerlichste rassistische Vorstellungen von ungebildeten Spießbürgern, die jedem Ausländer von vornherein mit Angst, Hass und Misstrauen begegnen.Dementsprechend kommt die emotional happigste und den Würgereflex am stärksten stimulierende Szene auch gleich am Anfang bei einem Lebensmittelstand auf dem Markt, wo vor den Augen der angeekelten Jugendlichen mit größter Selbstverständlichkeit ein kleiner, flauschiger Hundewelpe geschlachtet wird. Dieser Augenblick ist zwar bemerkenswert unangenehm, aber da keine der blutigen Eskapaden, die hiernach folgen, auch nur annähernd in ihrer Wirkung da noch heranreichen, hat der Film sein erklärtes Ziel, den Zuschauer zu packen, zu verstören und zu ängstigen, völlig verfehlt. Eine Qual ist der Film auf seine Weise aber leider doch.
3 von 10.

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