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Früher war alles besser. Auch soon to be ex-Actionstar Jean Claude Van Damme kann ein Lied von dieser nicht so gewagten These singen. Nachzuprüfen ist dies in der Dokumentation „Kickboxer“ aus dem Jahre 1989, die den grundsympathischen Belgier am Anfang seiner Karriere zeigt und beweist, dass dieser Mann früher offen zu seinen Gefühlen stehen konnte: Wann sonst sah man den kleinen Hünen weinen? Oder gar tanzen? Und dies auch noch so hingebungsvoll und extrovertiert, wie man es sich heutzutage gar nicht mehr vorstellen kann?

Spaß beiseite: „Kickboxer“, der eigentlich der dritte Teil aus der 80’er Reihe „Karate Tiger“ ist, in dessen erstem Teil van Damme schon einmal einen Bösewicht geben durfte, ist natürlich keine Dokumentation, sondern ein Produkt seiner Zeit. Ein nach Schema „F“ gestrickter Kampfsportactioner, dem Filmgenre, das spätestens nach van Dammes Überraschungshit „Bloodsport“ Hochkonjunktur hatte. Die Story ist nicht erwähnenswert und sicherlich auch nicht der Grund, sich „Kickboxer“ nochmals reinzuziehen. Nein, es ist interessant sich den noch recht jungen van Damme anzusehen, der scheinbar völlig unbefangen schauspielerisch auf eine höchst natürliche Art und Weise dilettiert. Körperlich absolut durchtrainiert und somit auf der Höhe der damaligen Zeit, hatte sich der Belgier damals noch keiner stoischen Mimik verschrieben, sondern tollt grinsend mit kleinen Kindern umher, weint um seinen Bruder (selten sah Weinen so unnatürlich und unglaubwürdig aus) und tanzt ausgelassen zu klassischer 80’er Jahre Musik. Gerade die letztgenannte Szene wirkt so unglaublich auf den heutigen Zuschauer, dass sie an Charme beinahe nicht zu überbieten ist. Dass van Dammes Stärken (zumindest zu dieser Zeit) definitiv in anderen Bereichen lagen, beweist die Tatsache, dass sich Jean Claude Van Damme in den Credits als Director für die Kampfszenen listen ließ. Diese sehen durchaus ansehnlich aus, wirken dabei aber beiweitem nicht originell. Alles in allem bekommt der geneigte Zuschauer professionelle B-Action geboten, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Dass „Kickboxer“, wie auch „Bloodsport“ einer der besseren Vertreter der damaligen Schwemme an Kumite-Filmen ist, ist daran zu erkennen, dass der Film auch heutzutage in DVD Special Editions veröffentlicht wird. Zwar lässt die Story, wie schon oben beschrieben, keine offenen Münder zurück, lässt sie sich doch auf die einfache „Rocky“-Formel herunterbrechen: Mann ohne Chance trainiert wie ein Wilder und gewinnt den finalen Kampf, doch die Inszenierung der Klischees ist zumindest gelungen. Dennis Chan kann als Mr. Miyagi-Verschnitt überzeugen, der den kessen Belgier zu einer Kampfmaschine trainiert. Diese Trainingseinheiten sind durchaus gelungen inszeniert und mit einem ganz kleinen Augenzwinkern, was für solche Filme ein absolutes Novum ist. Auch der Gegner des Helden, der nach der Dramaturgie solcher Filme ein unbezwingbarer, extra fieser und hundsgemeiner Brocken Menschenmasse sein muß, wird von Regisseur Mark DiSalle effektiv in Szenen gesetzt und von Michael Quissi eindrucksvoll dargestellt. Die Szene, in der er etabliert wird, zeigt durchaus Wirkung: van Damme wird durch ein dumpfes Pochen in den Umkleidekatakomben einer Kampfarena angelockt und folgt dem Geräusch. Die Quelle ist eben der von Quissi dargestellte Hüne Tong Po, der mit seinem bloßen Schienbein eine Betonsäule malträtiert und somit die Quelle des Geräusches ist. Das war der Stoff für Geschichten auf den Schulhöfen der 80’er nachdem man sich den Film auf Video reingezogen hat.

Die letzte Aussage ist dann auch schon ein eindeutiger Fingerzeig über die Qualitäten des Filmes: er erzeugt ein nicht zu unterschätzendes nostalgisches Flair, erzeugt durch die strunzdumme, wie altbackene Story, der unglaublichen Klamotten, die van Damme trägt, sowie des 80’er Pops von der Synthie-Stange. Auf diese Art und Weise überzeugt der Film durchaus. Man fühlt sich bei Betrachten direkt an eine ganze Stange ähnlicher Filme erinnert und kann das so gezeigte irgendwie genießen. Das ist es doch, was man erwartet, wenn man sich „Kickboxer“ heutzutage zu Gemüte führt. Wer einfach einen Actioner sehen will, greift sicherlich zu anderen Streifen. Mit Nostalgiebonus kommt der Film so auf verdiente:

Fazit:

6 / 10

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