Review

Zufällig stolperte ich in einer Sneak über diesen Film und fühlte mich am Ende belohnt für alles, was ich in unzähligen Kinogängen hatte erdulden müssen, denn womöglich hätte ich dieses großartige Werk sonst nie zu Gesicht bekommen...

Die Handlung des Films ist zunächst nicht leicht ersichtlich, gliedert sich dann aber schnell auf: Der Hirnchirurg Tommy Creo forscht an einer Heilungsmöglichkeit für Hirntumore. Grund für sein zunehmend manisches Engagement ist seine Frau Izzy, die selbst Opfer dieser schweren Krankheit geworden ist. Da durchfährt ihn beim Anblick eines Sternennebels ein Geistesblitz. Zellen eines seltenen Urwaldbaumes sollen helfen und zeigen tatsächlich erste Wirkung: Die Zellen des operierten Schimpansen scheinen sich zu verjüngen...
Izzy schreibt währenddessen an einer Geschichte des Conquistadors Tomas, der im Auftrag der spanischen Königin Isabel im 15ten Jahrhundert im fernen Neuspanien nach einem Baum suchen soll, der das ewige Leben verheißt, während der Großinquisitor das Land Stück für Stück an sich reißt. Tomas trifft hoch oben auf einer Pyramide auf den Oberpriester. Ein Kampf entbrennt - doch hier bricht die Geschichte ab, denn Tommy soll das letzte Kapitel schreiben.
Schließlich gibt es noch eine letzte Handlungsebene, die über den anderen steht und sie zusammenhält. Tom, eine mysteriöse Person, die oftmals wie ein meditierender buddhistischer Mönch wirkt, fliegt mitsamt einem sterbenden Baum in einer Blase einem Sternennebel entgegen. Dieser Baum ist sein ein und alles, doch während er sich um ihn kümmert, bricht er immer wieder Stücke aus ihm heraus...

Bei dieser knappen Inhaltsangabe wird bereits deutlich, dass die verschiedenen Handlungsstränge mittels verschiedener Symbole verbunden sind: Die Person des Tom/Tomas/Tommy, Izzy/Isabel, der Baum, der Sternennebel - vor allem der Baum als Sinnbild für den Kreislauf des Lebens spricht ein recht deutliches Bild: Dies ist ein Film über den Umgang mit dem bevorstehenden Tod eines geliebten Menschen. Viel kann bei diesem Thema falsch gemacht werden: zu kitschig, zu bedeutungsschwanger, aber auch zu trocken, zu schwer verdaulich; "The Fountain" versucht sich nun mit einer ausgefeilten Bildsprache, verzaubernder Musik und einer metaphorischen Handlung dem Thema zu nähern. Der Erfolg hängt dabei natürlich nicht nur vom Film ab, sondern auch von Zuschauer. Besonders die entrückten, sehr intensiven Szenen mit Tom, der in seiner Blase dem sterbenden Stern, der Unterwelt der Maya, entgegenschwebt und versucht sich in Meditation und Selbsttätowierungen auf das, was kommen mag, vorzubereiten, haben mir sehr zugesagt.
Der fließende Wechsel zwischen den drei Ebenen, die im Grunde die gleichen Geschichten nur mit jeweils anderer Fokussierung erzählen, wird so geschickt durchgeführt, dass sich jede Szene, die zu inhaltsschwanger, zu festgefahren wirken könnte, in der Fortführung der Geschichte auflöst.

Ein besonders großartiger Bestandteil dieses Films ist seine Musik. Clint Mansells Soundtrack ordnet sich derart natürlich in die Optik ein und bewahrt dabei eine so bemerkenswerte Eigenständigkeit, dass er sich eines Vergleichs mit dem Niveau der Meisterwerke Morricones nicht zu scheuen braucht. Ruhige, tiefe Celli bilden mit ihrem wehmütigem, aber dabei äußerst kraftvollem Strich den Grund, auf dem die höheren Streicher, Chöre, aber auch eine E-Gitarre eine wundersame Klanglandschaft erzeugen. Wunderbare Melodien, die nie zu einfach wirken, steigern sich mit der Laufzeit in immer schnelleres Spiel, immer höhere, hektischeres Klänge, die Tommys Wettlauf mit dem Tod seiner Frau symbolisieren. Die musikalische Explosion im (langen!) Finale des Films hat sich mir ins Gedächtnis eingebrannt und gehört zu den wunderbarsten Filmmomenten.

"The Fountain" ist ein sehr kraftvoller, emotionaler Film, der zwischen Ruhe und Hektik hin und her pendelt, der zusammengehalten wird von außergewöhnlichen, die Stimmung aber treffend verkörpernden Bildern und einer ebenso wundersamen Musik, und in einem energiestrotzendem Ende die Geschichte zu einem konsequenten Ende führt, das in seiner simplen Bedeutsamkeit sofort kitschig klingt, sobald man versucht, es niederzuschreiben, im Film jedoch nie in die Nähe von Plattitüden gerät.
Dies ist ein Werk, das ich uneingeschränkt empfehlen kann. Auch wenn sein Stil selbstverständlich eine Geschmacksfrage ist, ist es schwer, sich dem Sog von "The Fountain" zu entziehen, der so kraftvoll ist, wie ich es nur bei wenigen anderen Filmen erlebt habe.

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