Review

Westerns are art. They’ve got simplicity, and simplicity is art. They deal in life and sudden death and primitive struggle and with the basic human emotions—love, hate, anger, fear. In Europe they understand that better than we do over here. . . . Take a horse. A horse is the greatest vehicle for action there is. . . . Put a man on him and you’ve got the makings of something magnificent—physical strength, speed where you can see and feel it, heroism. . . . There’s a simplicity of conflict you can’t beat. Westerns are our folklore and folklore is international.
~ John Wayne

What killed the western? Burt Kennedy and Andy McLaglen killed the western. They made dozens of them, one after the other, none of them very successful, none of them that good.
~ Larry Cohen

Anfang der Siebziger Jahre galt John Wayne sicherlich nicht mehr als der Kassenmagnet, der er die Jahre zuvor, seit den Dreißigern in beständiger Dauer und dies auch international gewesen war, wurde aber immer noch als Garantie betrachtet, die Zuschauer allein von dem Namen her und den Erwartungen in die Kinos zu locken, was gerade für den darbenden (sterbenden) Western immer noch wichtig und entscheidendes Argument war. Die anderen Darsteller gleichen Alters hatten sich oftmals bereits in andere Genres oder auch dem Fernsehen als sichere Heimat zurückgezogen (Fonda, Stewart, Hudson) und die Aufmerksamkeit vom Namen her war ansonsten bloß noch auf Eastwood gerichtet. Wayne selber hatte deswegen auch keinerlei Mühe, stets neue Projekte zu suchen und/oder selber mitzuproduzieren, eher ging das Material an guten Drehbüchern aus und die Expertise der Regisseure, diese auch entsprechend zu inszenieren.

Da kam ihm das Angebot zu Train Robbers gerade recht, war mit Burt Kennedy in Personalunion als Autor und Regisseur nicht nur ein alter Bekannter anwesend, sondern auch ein Mann vom Fach, was a) das Genre selber und b) auch die nunmehr nötigen Veränderungen und Anpassungen an die Anforderungen des nachgewachsenen Publikums bzw. der neuen Generation und ihr veränderten Geistes- und Gesinnungshandlung anging. Kennedy, der bereits The War Wagon (1967) mit Wayne gedreht hat und auch zwischendurch vermehrt mit Stars wie James Garner, Henry Fonda, Robert Mitchum, Frank Sinatra aktiv, hatte sich zwar auch (notgedrungen?) in die Umstellung begeben – es finden sich mehrere und ungewöhnlich viele Westernkomödien in der aktuellen Filmografie –, galt aber immer noch als einer der wenigen verbleibenden Experten auf diesem Gebiet und hatte seine eigene Persönlichkeit und Ausdrucksform, was die Bewahrung der Tradition, quasi das Weiterführen der Zügel, übernommen von Budd Boetticher anging:

Im Auftrag der jungen Witwe Mrs. Lowe [ Ann-Margret ], die das von ihrem nunmehr toten Ehemann aus einem Transportzug geraubte Gold bergen möchte und auch nur als einzige von dem Versteck weiß, macht sich der skeptische Lane [ John Wayne ] zusammen mit den altgedienten Weggefährten wie Grady [ Rod Taylor ], Jesse [ Ben Johnson ] und Calhoun [ Christopher George ] in die entsprechend abgelegene Gegend, eine Art Sandwüste mit einer völlig zugewehten und aufgegebenen Eisenbahnstrecke auf. Als anfangs noch stille Begleiter haben sie dabei eine Horde namenloser Schergen im Schlepptau, die auch spitz auf die Beute sind, sowie ein Pinkerton-Detektiv [ Ricardo Montalbán ].

Das Skript zu Train Robbers, dessen Titel dem Hauptstudio Warner Bros. gar nicht ge- und dessen Marketing auch wenig unterstützt wurde und marginal ausfiel, wurde natürlich von Wayne Senior selber und auch dem nunmehr 'erwachsen' gewordenen Junior Michael Wayne (Hauptkraft von Batjac Productions) hier und da ein wenig 'bemäkelt' und 'korrigiert', stellt sich in der Leere des Jahres allerdings nahezu allein auf weiter Flur in der Beachtung der bisherigen Regeln der Gattung dar und ist in seiner angenehmen 'Konventionalität' dabei fast schon wieder Irregularität. [Neben dem ähnlich gearteten Cahill U.S. Marshal, auch von Wayne, gab es noch die B-Pictures Guns of a Stranger, The Gatling Gun, den auf Video gedrehten Santee und den hochkarätig besetzten, aber recht ruhigen Showdown, wenn man von dem Paukenschlag Pat Garrett and Billy the Kid und Eastwoods auch ungewöhnlichen High Plains Drifter einmal absieht.]

Der aktuellen Einflüsse von den Werken um Leone, Valerii, Sollima und Co. kann oder möchte sich Kennedy auch nicht komplett verweigern; gerade die Eingangsszene vom Warten eines bis dato einsam scheinenden Mannes inmitten einer Wüsteneinöde von 'Stadt' (ein Hotel, ein Saloon, einen Eisenbahnstrecke nebst Wasserturm, und dies noch so weit auseinander stehend gebaut, dass der Wind und der Sand quasi ungeschützt durch die Gegend pfeifen und alles durchwehen kann) und das Betrachten der Gegenstände, die von der Luft wie mit Geisterhand bewegt werden sowie das mehrfache Schauen auf die Uhr erinnert an die jüngere Konkurrenz. Dass später noch eine Art wilde Horde, Die Höllenhunde quasi per Zug eingefahren wird und sich schweigend, anonym und wie automatisch abgestimmt aufeinander auf die Verfolgung der bereits voran gerittenen Schatzsucher macht, kommt auch nicht von ungefähr und ist nur eine weitere mehr oder minder indirekte Referenz. [Ironischerweise wurde das in nur 30 Tagen gedrehte Projekt ursprünglich als Pilotfilm für eine serielle Fernsehvariante von Richard Brooks The Professionals lanciert.]

Dazwischen und hauptsächlich führt aber natürlich Wayne und damit auch die Regelkunde das Kommando (vor und zuweilen auch hinter der Kamera, auch wenn er sich mit Kennedy ausnehmend gut verstanden hat und schon von Zeiten des Seven Men from Now her kennt), hier ausnahmsweise erzählerisch im Auftrag einer Frau, die von ihren Absichten selber noch nicht überzeugt ist und immer wieder ihre Meinung zum eigenen Plan ändert, der so oder so mit vielerlei Risiken belastet ist und im Grunde mehr einem im Grunde Söldner- oder gar Selbstmordkommando auf Raten ähnelt. Die Frau als schwächstes Glied der Kette, was an der wenigen Entscheidungsfreude, auch der persönlich emotionalen Belastung, und zusätzlich der Unerfahrenheit im Sattel und in der Wildnis liegt, wobei die Natur auf der Reise mit dem Motto 'Der Weg ist das Ziel' sich tatsächlich von ihrer schlimmsten Seite zeigt und mit Blitzeinschlägen, Regenwetter und später auch einem ordentlichen Sandsturm auf sowieso unwegsamen Terrain die durchreitenden Menschen ins Visier zu nehmen pflegt.

Die Frau, gespielt vom damaligen 'heißen Eisen' Ann-Magret, und von der das Studio auch gerne 'mehr' gesehen hät', ist allerdings auch im Schauspiel der Knackpunkt; ein Manko, den Filmemacher Kennedy mit viel Tempo, einer straffen minimalistischen, existenziellen, naturalistischen Dramaturgie, einer Prise Würze wie aus früheren 50er Jahre Männerkino mit Randolph Scott und sich kontinuierlich steigernden Spannungsspitzen bis zum explosiven Showdown (inklusive fleißig Bleihagel und der Zerstörung eines ganzen Außenpostens) meistert und so zwischenzeitlich kleineren Problemen einfach auf bärbeißige Art und Weise übergeht.

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