Review

Pans Labyrinth - mit Spannung erwartet und mit Fassungslosigkeit am Ende des übrigens viel zu langen Films abgeschaltet...

Was in Gottes Namen sollte das sein? Ziemlich früh bekommt man schon ein flaues Gefühl im Magen anlässlich der völlig einseitig dargestellten Charaktere - dünn, durchsichtig, blass und ohne Tiefgang.

Die kleine Ofelia reist mit ihrer schwangeren Mutter zur Zeit des spanischen Bürgerkriegs in den 40ern in ein abgelenes Dorf/Aussenposten der Armee, wo ihr Stiefvater, der Hauptmann mit seinen Truppen herrscht.

Handlung ab dem Zeitpunkt kurzgefasst: Liebe liebe Rebellen kämpfen um ihre Daseinsberechtigung gegen den bösen bösen Hauptmann und seine Schergen. Zwischendrin spielt die unschuldige kleine (ach ja: liebe) Ofelia mit den Fabelwesen (auch lieb und herzensgut), die sie im Wald getroffen hat.

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, mich zu ärgern. Erwartet man einen modernen Märchenfilm (wie das DVD-Cover und der Titel vermuten lassen), liegt man falsch. Denn dieser Handlungsstrang läuft ziemlich nebenbei. Die Haupthandlung scheint - neben dem Konflikt der Partisanen und dem Militär - darin zu bestehen, möglichst viele unnötige Brutalitäten und Unmenschlichkeiten auszukosten. Die Mixtur daraus ist quasi ein neues Genre! Der familienfreundliche softe Qual- und Folterfilm. YAY! Egal, welche Intention hinter dem Film steht: Solche barbarischen Folterszenen passen einfach nicht hinein, wenn man nebenbei eine Fabelgeschichte erzählen will. Eine fast in Nahaufnahme zu Brei geschlagene Nase, mehrere Hinrichtungen, diverse Folterinstrumente beim Verhör (glücklicherweise wird hier auf genauere Darstellung verzichtet) usw. Der staatstreue faschistische Hauptmann ist der Oberbösewicht, und zwar zu 100%. Das Gegenteil sind die Rebellen und zwar genauso zu 100%. Eine Symbolfigur dafür gibt es nicht eindeutig. Gut OK, das versteht man nach etwa 15 Minuten Film. Auch die Parallele zwischen Ofelias Märchenwelt und den märchenähnlichen Darstellern bzw. der märchenähnlichen Handlung in der Realität. Warum also werden geschätzte zwei Drittel der Laufzeit dafür verschwendet? Umsomehr fragt man sich dann, was Ofelias Exkurs in die Märchenwelt dort zu suchen hat: Schöne Animationen, ein klassisches Märchen (3 Aufgaben zu bestehen, Feen, der Pan, die Königin des Märchenreichs etc), Ideenreichtum und eine nette Atmosphäre.

Wenn man sich überhaupt auf eine der beiden Storylines hätte konzentrieren müssen, dann doch bitte auf diese und nicht auf die ausgelutschte Regime-gegen-Regimegegner-Posse. Das Setting zu solcher Art Film kann natürlich variieren: Nazi-Deutschland, Fascho-Spanien, NY, Sezessionskrieg, die Highlands in Schottland (übrigens alles schon mal verfilmt und diese Filme kennt jeder).

Alternativtitel des Films für mich: Hackepeter im Schlaraffenland oder Schocking Märchenwald...

Fazit: Fingers wech davon! Es sei denn, man hat Gefallen daran, sich zu ärgern und einen Film zu verreißen... Das schlimmste an diesem Streifen, offensichtlich auch eine Modeerscheinung neuerer Filme ist wieder einmal die völlig überzogene, unnötige und schwachsinnig explizit dargestellte Gewalt.

3/10 Punkte

Details
Ähnliche Filme