Seit „Blade II“ und „Hellboy“ hat sich Guillermo del Toro zu einem meiner absoluten Lieblingsregisseure gemausert. Er gehört schließlich zu den ganz wenigen Filmemachern Hollywoods, die sich nicht komplett von der Traumfabrik vereinnahmen lassen haben. Bei seinen Werken spürt man stets, dass sie selbst von einem überzeugten Geek für Filmfans gedreht worden sind. Del Toro drehte die Filme, die er machen möchte, von denen er selbst träumt. Den trotzdem vorhandenen Kommerz-Gedanken können seine Werke immer ziemlich gut verstecken.
Umso enttäuschter bin ich deswegen nach „Pan's Labyrinth“. Nicht von dem Film selbst, sondern von mir als Zuschauer, weil sich die magische Faszinationen dieses Films bei mir einfach nicht vollends einstellen wollte. Vielleicht waren meine Erwartungen auch einfach zu hoch oder falsch, aber mehr als ein sehenswertes Märchen für Erwachsene stelle ich nicht fest. „Pan's Labyrinth“ konnte mich nicht gänzlich in seinen Bann ziehen.
Del Toro entführt uns hier wieder nach Spanien. Im Jahr 1944 bekämpfen die Partisanen das Franco-Regime, das sich nach seinem Militär-Putsch an die Macht klammert, indem es jede Form v zivilen Widerstands blutig niederschlägt. Die kleine Ofelia (Ivana Baquereo, „Romasanta“)wird zusammen mit ihrer hochschwangeren Mutter Carmen (Ariadna Gil) zu ihrem neuen Stiefvater Capitán Vidal ( Sergi López) auf einen abgelegenen Bauernhof mitten im Wald transportiert, wo dieser Partisanen bekämpft. Dem sadistischen Soldat sind alle Mittel recht, um den Aufstand niederzuschlagen. Weder schreckt er vor Folter noch vor Verbrechen an der Zivilbevölkerung zurück. Er setzt auf Einschüchterung und spiegelt sich auf diesem kleinen Hof die Lage Spaniens wider, wo Unterdrückung an der Tagesordnung steht.
Die verträumte Ofelia fühlt sich dort von der Erwachsenenwelt völlig allein gelassen. Die Probleme der Schwangerschaft lassen ihre Mutter verzweifeln und Vidal hat für die Kleine nichts übrig. Nur die Magd Mercedes (Maribel Verdú) kümmert sich um sie. Als sie mitten in der Nacht von einer Fee geweckt und von ihr in ein nahe gelegenes Steinlabyrinth geführt wird, eröffnet ihr der Pan, ein Fabelwesen, ihre wahre Berufung: Sie ist eine Prinzessin und kann in ihr Königreich eintreten, wenn sie bis zum Vollmond drei Aufgaben erfüllt...
Der grausame Krieg zwischen den Soldaten des Franco Regimes und den Partisanen geht von da an mit den phantastischen Abenteuern Ofelias einher und zeugen von del Toros ganz individuellem Stil, der sich in seiner expliziten Gewaltdarstellung und seinem düsteren Grundtenor an das erwachsene Publikum richtet. Von den unheimlichen, kräftigen Farbkompositionen bis hin zu seinen Lieblingsmotiven wie Insekten und Uhren finden sich hier ebenso allerlei Dinge und Wesen wieder an, wie sie für seine Filme typisch sind. Als sein Fan fühlt man sich hier schnell heimisch.
Während Vidal, dem die Boshaftigkeit quasi aus jeder Pore tropft, erbarmungslos die Partisanen im Wald verfolgen lässt, sie foltert und auf dem Hof mit erbarmungsloser Härte regiert, stellt er genauso skrupellos mögliche Kollaborateure kalt. Gefühlskalt und berechnend geht ihm jede Menschlichkeit ab und trotzdem will er unbedingt einen Sohn. Die Gesundheit der Mutter ist ihm dabei herzlich egal und Ofelia ist für ihn auch nur ein lästiges Übel.
Die fühlt sich zunehmend allein gelassen und isoliert sich von der Welt der Erwachsenen. Ihre Mutter zeigt kein Verständnis gegenüber dem befremdlichen Verhalten der leseeifrigen Tochter, die von nun an Pans Aufgaben nachkommt, um ihrer Berufung zu folgen und Prinzessin zu werden. Allerlei Fabelwesen und gefährliche Kreaturen warten dabei auf sie, aber auch jede Menge tödliche Gefahren, die sie schließlich zu Vidal selbst führen, der das Böse personifiziert.Sie dringt in fremde Welten ein, meistert ihre Aufgaben mit knapper Not und muss zurück in der Realität mitansehen, wie sie nur auf allgemeine Unverständnis stößt.
Die Verflechtung der beiden Themen mag auf den ersten Blick nicht funktionieren, der Übergang zwischen den Welten ist allerdings fließend und der Film löst sie clever.
Trotz del Toros überbordender Phantasie, seiner enormen Ideenvielfalt, auch bezüglich der Geschöpfe, und einer sehr sorgfältigen Umsetzung, fehlt „Pan's Labyrinth“ allerdings der letzte Zauber, der das Märchen zu einer einmaligen, neuartigen Erfahrung macht. Die vielen Oscar-Nominierungen sprechen für sich und attestieren dem Film seine formalen Qualitäten, ich hätte mir allerdings höhere Fantasy-Anteile gewünscht. Denn wenn Ofelia in ihre Welt eintaucht, verdichtet sich „Pans Labyrinth“ zu einem unwahrscheinlich packenden Filmerlebnis. Ein Märchen für Erwachsene eben.
Fazit:
Durch und durch subjektiv fällt diese Bewertung aus. Ich mag „Pan's Labyrinth“, aber sein intensiver Zauber wirkt leider nicht vollends auf mich. Das ärgert mich selbst ein wenig, weil ich hohe Erwartungen an Del Toros neuen Film geknüpft hatte und mich diebisch darauf gefreut habe ihn nun endlich sehen zu können.
Regie, Darsteller, Ausstattung und Tricktechnik sind allerdings vom Feinsten und laden fast zwei Stunden in eine andere, düstere Welt ein. Ich kann diese phantastische Geschichte trotzdem nur weiter empfehlen und wünsche jedem Zuschauer mehr Glück als mir. Fraglos besitzt der Film sehenswerte Qualitäten und birgt in sich eine ungeheure Faszination, bei mir wollte der Funken aber nie ganz überspringen. Schade.