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Drei Schwestern made in Germany

Bei diesem/r Nachkriegsdrama/ -komödie/ -sittenbild des 1929 geborenen Storz handelt es sich, der selten dämliche Titel lässt es vermuten, um die Geschichte dreier Schwestern, die tough ihren Weg durch die verwirrenden Jahre kurz nach dem Kriegsende zu meistern versuchen. Dabei hat jede der drei einen anderen Charakter und auch eine andere Geschichte. Schwester no. 1 möchte unbedingt aus Deutschland weg und will deswegen einen US-Major heiraten, obwohl sie längst einen anderen liebt, Schwester 2 hat in den Kriegsjahren anscheinend einige , oder zumindest einen, Juden aus dem KZ befreit, und Schwester 3 nutzt das Jahr der Geschichte, 1947, um hemmungslosen Sex mit sämtlichen Vertretern der Afro-amerikanischen Gesellschaft zu haben. So weit, so wirr.

Als jedoch kurz vor der Hochzeit plötzlich ein Mann vor der Tür der drei steht und damit droht kompromitierendes Bildmaterial von Schwester no 1 und einem gewissen Joseph Goebbels ihrem Ehemann in spe zu zeigen, sollte sie sich nicht bereit zeigen 10.000 US Dollar zu zahlen, gerät die Lage ausser Kontrolle.

Ein wilder Mix aus Vergangenheitsbewältigung, frivoler Komödie, Krimi und Drama erwartet den Zuschauer bei diesem Film. Viele der Ansätze sind gut und zeigen ein bisweilen realistisch anmutendes Bild der frühen Jahre nach Ende des Krieges. Man merkt schon, dass der Regisseur weiß wovon er erzählt. Ebenso gelingen manche der absurd komischen Szenen tatsächlich ganz gut. Zum Beispiel die dralle Gattin eines vor sich hin schlafenden Hochzeitsgastes, die Aufgrund ihrer mangelnden Englischkenntnisse (sie sagt über das Essen: "My flesh is weak." statt "My meat is tender.") einen amerikanischen Soldaten betört. Ebenso führt der inflationäre Gebrauch von Mundart (der Film wurde im Württembergischen, nämlich der Stadt Tübingen gedreht) zu dem ein oder anderen Schmunzler.

Leider gelingen die kritischen Ansätze des Films dafür ganz und gar nicht. Eher das Gegenteil ist der Fall. Auf der einen Seite will der Film die Einstellung kritisieren, nach dem Krieg hätten alle Deutschen versucht zu beweisen wie gut und wie sehr sie gegen das Nazi-regiem waren. Andererseits aber sind gerade diese "Drei Schwestern made in Germany" (der Titel stösst in diesem Zusammenhang tatsächlich sauer auf) Abziehbilder dieser Gut-Menschen. Die Eine rettet eben Juden, die nächste kümmert sich nicht um rassische Vorurteile und die widerum nächste bricht am Ende mit ihrem Ehegatten, da dieser Südstaatler ist und folglich (es lebe das Klischee) etwas gegen die Liason mit einem Schwarzen in der Familie hat. Wie soll man Kritik an einer Zeit und deren Menschen, an deren Werten üben, wenn die Hauptfiguren der Geschichten so deutsch und so gut sind, dass alle Vorwürfe unweigerlich unter den Teppich fallen müssen ?

Am Ende des Films ist man sicherlich nicht traurig ihn gesehen zu haben, denn - wie gesagt - er ist doch recht unterhaltsam, gerade für einen Fernsehfilm, und trotz des mittlerweile zur Genüge ausgelutschten Nazi-Themas, aber dennoch will einem nicht so recht klar werden, welche Intention der Film in seinen kritischen Szenen haben will. Denn leider widerspricht er sich hier selbst.

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