Review

Hier strebt jemand nach ganz großem Kino, doch das Ergebnis ist letztendlich ein stilisierter Mix, der den Zuschauer mehr an gut komponierten Bildern teilhaben läßt, anstatt seine Geschichte in starken Bildern zu erzählen.
Ein ganz starker und eigener optischer Stil war hier sicherlich beabsichtigt, doch gelingt es Takashi Ishii nie, diesen mit seiner relativ flachen und bekannten Geschichte zu kombinieren. Denn inhaltlich wird hier so viel zusammengeworfen, daß die Fülle kaum kontrollierbar ist. Yakuzathematik, Schuld und Sühne, Erpressung, Raub, Mord, Mietkiller, Homoerotik, Abhängigkeit und vieles mehr. Wirklich ausgearbeitet wird nichts davon und die Charaktere bleiben samt und sonders unterentwickelt, da es während des gesamten Filmverlaufs kaum brauchbare Dialoge gibt, weil ständig irgendjemand gegen eine Mauer des Schweigens Monologe hält. So wird der Film zum Puzzlespiel, der jedoch nicht genug bietet, um wirklich zu fesseln, obwohl das Potential dagewesen wäre. Auch sollte es für die Zuschauer immer möglich sein, eine oder zwei zentrale Figuren auszumachen, doch das wird hier strikt verweigert.
Ohne musikalische Untermalung werden all diese Zutaten dem Zuschauer zum Fraß vorgeworfen, wobei manchmal schwer ausmachen ist, was die eine oder andere Einstellung für einen Sinn macht. Nicht gerade zum optischen Genuß trägt bei, daß alle längeren Sequenzen sind mehr oder weniger dramaturgisch verquast und eckig inszeniert sind, ohne Fluß, richtige Steigerung oder Sinn fürs Detail.
Dazu kommen noch typisch asiatische Skurilitäten, wie die Einführung eines halbwegs durchgeknallten Typen Marke Buchhalter, der ständig irre kichernd mit einem Baseballschläger durch die Gegend rennt und nach Jobverlust von der Heimkehr zu seiner Familie faselt. Ein anderer pathologischer Fall sind ein offenbar geistig Gestörter und seine Freundin/Nutte, die das Gemüt einer Fünfjährigen hat. Hier spürt man, daß sich an Vorbildern Tarantinos orientiert wurde, doch gerade Tarantino identifiziert seine Figuren ausschließlich über den Dialog. Und asiatischer Humor ist nicht jedermanns Sache.
Natürlich gelingen auch optisch beeindruckende Szenen. Bestes Beispiel ist die werdende Gewißheit, daß unser Buchhalter komplett das Pfännchen beiseite gelegt hat, denn seiner lieben Familie hat er bereits vorneweg komplett die Fontanelle eingedellt. Wenn er vor sich hinmurmelnd durch die tote Wohnung wandelt, fährt die Kamera als stummer Zeuge mit und enthüllt am Rande die Spuren der bitteren Wahrheit. Hier gewinnt der Film die nötige Intensität, die er über die gesamte Laufzeit gebraucht hätte.
Auch die Figur des auf das Räuberquartett gehetzten Killers (eigentlich ein Pärchen) ist mehr eine lächerliche Figur, ein schwer durchschaubares Wesen, wo ein finsterer Gigant vielleicht mehr gewesen wäre.
In punkto Gewalt und Shoot-Outs gibt es ein paar nette Szenen, die aber nicht ins Detail gehen und auf denen auch nicht das komplette Gewicht liegt.
Was Gonin auf keinen Fall ist, ist ein Actionfilm, sondern mehr ein stilles Drama mit ein paar Gewaltsequenzen. Aber Drama verlangt nach Tiefe und die ist hier einfach noch zu überschaubar.
(4/10)

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