Zu zweit gegen die Mafia. Als ein Verbrecher seine großkalibrige Waffe in der U-Bahn etwas ungeschickt in einer Einkaufstüte loswerden will, packt die Kellnerin Lisa (Tahnee Welch) die Gelegenheit beim Schopf und sucht mit der Pistole das Weite. Am Abend erschleicht sie sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen Zugang zu einem erfolgreichen Mafiaanwalt. Dieser hofft auf ein unkompliziertes Sexabenteuer, doch was er stattdessen bekommt, ist tödliches Blei. Lisa schießt ihn in seinem Büro eiskalt nieder. Währenddessen will der für das organisierte Verbrechen zuständige Kommissar (Remo Girone) alles hinschmeißen. Er ist demoralisiert, sieht keinen Sinn mehr im Kampf gegen den übermächtigen Gegner. Lisa, die den Kommissar jeden Morgen sieht (er frühstückt in dem Café, in dem sie arbeitet), erkennt in ihm einen Gefährten, und eines Nachts gesteht sie ihm spontan den Mord und fügt entschlossen hinzu: "Lassen Sie uns das fortsetzen, was ich begonnen habe. Gemeinsam!" Und tatsächlich läßt sich der Kommissar nicht zweimal bitten, denn: "Diese Aktion, die Du gestartet hast, hatte ich ebenfalls vor!" Während der Kommissar die weiteren Anschläge auf ranghohe Paten und korrupte Politiker plant, tritt Lisa als Vollstreckerin in Aktion. Alles läuft wie geschmiert, bis sie nach einem ausgeführten Mord plötzlich der Prostituierten Teresa (Eva Grimaldi) gegenübersteht. Lisa bringt es nicht übers Herz, die unschuldige Zeugin zu töten, was sie und den Kommissar natürlich in tödliche Gefahr bringt.
Der aussichtslos scheinende Kampf gegen das organisierte Verbrechen steht im Zentrum einiger Filme und TV-Arbeiten des italienischen Regisseurs Damiano Damiani. Mit L'Angelo con la Pistola widmet er sich einmal mehr dieser Thematik, wobei es hier weniger um den Kampf an sich, sondern vielmehr um praktizierte Selbstjustiz geht. "Wir leben in einer brutalen Zeit", heißt es an einer Stelle im Film, und brutale Zeiten erfordern ungewöhnliche, kompromißlose Maßnahmen. Wenn man den ehrenwerten Männern nichts nachweisen kann, muß man sie eben anderweitig aus dem Verkehr ziehen. L'Angelo con la Pistola erinnert stellenweise an die TV-Erfolgsserie Allein gegen die Mafia; überhaupt wirkt der Film wie eine ordentlich budgetierte Fernsehproduktion. Die Grundstimmung ist düster, pessimistisch, und völlig humorlos, wozu auch der unspektakuläre, bedächtige Inszenierungsstil und Riz Ortolanis spärlich eingesetzte aber gelungene Musikuntermalung beiträgt. Richtige Spannung kommt selten auf, aber dank der packenden Geschichte und den kantigen Figuren bleibt man als Zuseher am Ball, woran auch die etwas mißlungene deutsche Synchronisation nichts ändern kann. Eine emotionale Bindung zu den Figuren findet leider nicht statt, dazu sind die Charaktere zu oberflächlich und ist die Regie zu distanziert. Über Lisas Motiv wird man lange Zeit im Unklaren gelassen, bevor einige kurze, in schwarzweiß gehaltene Rückblenden uns über ihre traumatische Vergangenheit aufklären. L'Angelo con la Pistola ist ein solider Rachethriller, weit weniger reißerisch, als es der Titel suggeriert, der ordentlich funktioniert, wenn man sich erst mal auf die ungewöhnliche Ausgangssituation einläßt. Wenn dann über das schöne Schlußbild der Abspann zu laufen beginnt, wünscht man sich doch glatt, es möge noch etwas weitergehen. Es gäbe ja noch einiges zu erledigen.