Zaubert den Herzschlag höher
William Friedkin war immer ein harter, eigener & maskuliner Regisseur - selten passte ein Mann besser hinter das Steuer eines Projekts, wie er hinter "Sorcerer". Ein Remake von Clouzots Spannungsklassiker "Wages of Fear" oder besser gesagt eine neue Interpretation/Adaption der Geschichte um 4 Fahrer, die zwei LKWs voller Nitroglyzerin durch ein unebenes Dschungelterrain fahren müssen, passt zum toughen Mann Friedkin, wie die Faust aufs Auge. Für ihn selbst sein bester Film, für Tarantino einer seiner liebsten aller Zeiten & für die Zeit in der er erschien, ein Publikums-Anti-Magnet, der seinen Box Office-Run ruinierte & von "Star Wars", "Rocky" & Co. mehr als nur überstrahlt wurde. Über die Jahre sammelte das schweißtreibende Abenteuer jedoch immer mehr Fans & baute sich einen Geheimtipp-Status auf Augenhöhe mit dem Original auf. Beide Versionen können locker nebeneinander bestehen & "Sorcerer" hat mehr als nur eine geduldete Daseinsberechtigung. Er ist einer der spannendsten, härtesten & brutalsten Roadtrips aller Zeiten. Abgründig, rau, ausweglos. Atemlose Spannung in der Tat.
Die Darsteller sind zwar gut, doch man hat relativ wenig Connection zu ihren Charakteren. Trotz der langen Einführung & ersten Hälfte des Films, in der ihre Hintergrundstories angeschnitten werden. Das ist zwar schade & mein Hauptgrund, warum ich den eleganteren Filmbruder aus Frankreich persönlich vorziehe, doch es ist einfach diese raue, verlorene & packende Art des Dschungelalptraums, zu dem diese Art von Männern wiederum passt. Alles ist noch ein Stück pessimistischer & grauer. Gewinner, Überlebende oder gar Helden sucht man vergebens. Die erste Hälfte versagt zwar in seiner Einführung der Hauptpersonen, auf Grund stilistischer Entscheidungen, doch schon da überzeugen einige politische Untertöne, die absolut dreckige Atmosphäre & die fast dokumentarischen Ausbrüche von Gewalt & Chaos. So richtig dreht der Film dann jedoch in seiner zweiten Hälfte auf - wenn die Trucks einmal rollen, dann geht der Spannung ebenfalls keine Sekunde mehr die Luft aus. Die Anspannung ist enorm & das Gefühl, dass durch jeden Hubbel, Stein oder Unaufmerksamkeit, alles in die Luft gehen kann, ist greifbar.
Das Dschungelsetting ist ebenso exotisch wie gefährlich, bei ein paar der Hindernissen, die vor den waghalsigen Fahrern liegen, will man fast weggucken, so unmöglich, gefährlich & gemein scheinen diese. Allein das Postermotiv, die Brückenszene, ist Oldschool-Filmmaking at its best & zeigt allen CGI-Festen von heute, wie man echte Angst & Spannung erzeugt. Ein höllisches Spektakel. Dazu ein Synthie-Soundtrack, der seiner Zeit voraus war & nicht umsonst ein gefragtes Sammlerstück auf Vinyl wurde. Das Finale ist niederschmetternd wie die komplette Reise in die grüne Hölle, fast genauso überraschend & aus dem Nichts, wie im Original. Es war mehr als überfällig, dass "Sorcerer" wiederentdeckt & rehabilitiert wurde, selbst wenn er nicht ohne Längen auskommt & ihm sein älterer Bruder die Grenzen aufzeigt.
Fazit: nicht ganz auf Augenhöhe mit dem Meisterwerk "Wages of Fear", aber trotzdem ein Dschungel-Roadtrip, den man nicht vergisst. Düsterer, dreckiger & nihilistischer als das Original. Eine wunderbare Ergänzung, Adaption & Friedkins wohl unterschätztester Film.