Ein meiner Meinung nach sehr interessantes Thema das sich Regisseur Rosa von Praunheim für diesen Dokumentarfilm ausgesucht hat. Denn einen größeren Widerspruch als hier im Film thematisiert kann man kaum leben, selbstverständlich ist es sehr gefährlich homosexuell und gleichzeitig Nationalsozialist zu sein. Und dennoch existiert eine regelrechte „Schwule Naziszene“, und dies nicht nur im Deutschland der Gegenwart, sondern auch weltweit.
Weiterhin wird kurz von einem Historiker die abenteuerliche Theorie geäußert, dass Adolf Hitler selbst homosexuell gewesen sei, mit Sicherheit aber andere Funktionäre des dritten Reiches. Die Darstellung der heutigen Szene steht aber im Vordergrund, unterbrochen wird das Ganze nur durch einige historische Informationen.
Der nimmermüde Aktivist Praunheim portraitiert das kontroverse Thema sehr distanziert und ohne moralischen Zeigefinger. So lässt er die Befragten frei antworten, ohne Rücksicht auf den menschenverachtenden und oftmals sehr zynischen Grundton der Aussagen. All die Widersprüche und die verschiedenen Ansichten zur Sache werden aufgegriffen und es entsteht ein sehr klares Bild eines Aspektes mit dem man sich vorher bestimmt niemals Gedanken gemacht hat. Auch Szenegrößen wie Bela Althans (der in „Beruf Neonazi bereits sehr gut vorgestellt wurde) kommen zu Wort und lassen so manche überraschend liberale Ansicht verlauten. Und selbst die enormen Gegensätzlichkeiten werden von Männern wie Althans doch genauestens rhetorisch analysiert und ohne plumpe Homophobie hinterfragt. Regisseur von Praunheim bleibt im Hintergrund als dezenter Fragensteller und lässt die schwulwn Nazis sehr offen sprechen. Dabei mein Lieblingszitat:
"Als Schwuler kann man auch Rassist sein und als Schwuler kann man auch Antisemit sein." Das ist zwar sicher wahr, entbehrt aber nicht einer gewissen absurden Komik. Ich empfehle auf jeden Fall sich bei Gelegenheit diese Doku anzusehen, denn das hier Gezeigte muss man einfach gesehen bzw. gehört haben.
Langweilig ist die Doku zu keinem Zeitpunkt, alleine durch die extremen Aussagen und die Fülle von Informationen wird man bis zum Schluss gut unterhalten, ich hätte gern noch mehr erfahren. Denn diese Seite der Neonazi-Szene kann wirklich als absolut unbekannt bezeichnet werden.
Fazit: Interessantes Werk des Schwulen-Rechtlers und eine gute Ergänzung zur ebenfalls sehr sehenswerten Dokumentation „Beruf Neonazi“.
07 / 10