Franks Bewertung

starstarstarstar / 3

0-5 Sterne für den Film, gefolgt von dem "Härtegrad" auf einer Skala von 0-10

Diese Kritik stammt aus der Buchreihe "Die Angst sitzt neben Dir"


1.205 Mal gelesen

Review

von Frank Trebbin

Sergeant Neil Howie, ein trotz seines Polizistenberufes bekennender Katholik, wird beauftragt, auf einer Insel vor der Küste Schottlands das Verschwinden mehrerer junger Mädchen zu untersuchen. Dort angekommen, stellt er fest, daß die Bewohner unter dem Einfluß einer geheimnisvollen Sekte stehen, dessen Oberhaupt der dort lebende Graf Summerisle zu sein scheint. Höhepunkt des heidnischen Treibens ist alljährlich ein Menschenopfer, das in einer riesigen Holzstatue verbrannt wird. Und dieses Jahr wird Neil Howie das Opfer.

Robin Hardys stimmungsvoller und für den britischen Horrorfilm sehr innovativer Mystery-/Okkult-Thriller ist die konsequente Weiterführung einiger Themen, die die Hammer-Films bereits in den 60er Jahren abhandelten. Die Spannung wird in klassischer Weise langsam aufgebaut und die Handlung durch immer neuere Entdeckungen vorangetrieben, bis das erschreckende und furiose Finale, welches auch in technischer Hinsicht herrausragend ist, einen makabren und sehr schwarzen Schlußstrich unter die Geschichte zieht. „The Wicker Man“ hebt sich aber nicht nur formal sondern auch inhaltlich von der breiten Masse entsprechender Genreproduktionen ab, ist er doch eine diskussionswerte Gegenüberstellung von christlichem Glauben und heidnischen Gebräuchen. Die hervorragenden Leistungen der ehemaligen Hammer-Stars Christopher Lee und Ingrid Pitt – ihr Einsatz ist auch als Hommage an die früher marktführende britische Produktionsgesellschaft zu sehen– bilden weitere Höhepunkte dieses gelungenen Genrebeitrages. Leider ist „The Wicker Man“ von der Produktionsseite her um gut fünfzehn Minuten gekürzt worden. Des weiteren mit Edward Woodward, Britt Ekland, Lindsay Kemp u. a.

Ergänzung aus 2017:

Wie man mittlerweile weiß, ist Robin Hardys „The Wicker Man“ doch noch in einer (fast) ursprünglichen Fassung wieder aufgetaucht. Diesen daraus resultierenden Directors Cut (in Handlungsszenen ergänzt und umgestellt, 100 Minuten) aber auch der sogenannte Final Cut, der einige sperrig wirkende Ergänzungen des Directors Cut wieder rückgängig macht (94 Minuten), ist nunmehr in HD-Form auf BD erschienen und so ist es dem geneigten Zuschauer von heute erstmalig möglich, die auch schon damals als kurios empfundene Mischung aus Musical-, Hippie- und Horrormotiven als jenes einmalige Zeitdokument zu genießen, das es nun einmal ist: „The Wicker Man“ ist bis dato der einzige Genrefilm, der sich explizit (einigen Quellen zufolge auch sogar auf korrekte Weise) mit zumindest bis zu den Dreharbeiten gebräuchlichen heidnischen Ritualen einiger schottischer Inselbewohner beschäftigt. Klar, mit heutigen Jump-Scare-Pictures kann „The Wicker Man“ absolut nicht mehr mithalten, doch verströmt er immer noch genug rauen, ungebändigten Charme, um als Unikat am Firmament des Phantastischen Films zu glänzen. Außerdem lässt einen Britt Eklunds Beschwörungstanz – Body Double hin oder her – auch heute noch in Gedanken nicht so schnell los. Fazit: immer noch schwer unterhaltsam, immer noch tiefgründig und immer noch hübsch schräger Brit-Horror nicht von der Stange! Ton: OmU, Bildformat: 1,78:1.

© Selbstverlag Frank Trebbin

Details
Ähnliche Filme