Review
von Leimbacher-Mario
Der Antigott komme
Selbst wenn man meint in Carpenter-Fanboy-Regionen angekommen zu sein, ist es nicht unüblich "Prince of Darkness" noch nicht über den Weg gelaufen zu sein. Er ist und bleibt ein kleiner versteckter Schatz. Und dabei muss ich das Schatz noch nichtmal in Anführungszeichen setzen. Ich habe ihn wirklich lieb gewonnen. Vielleicht weil er gerade nicht perfekt ist und eine ungeheure Ambition an den Tag legt. Die mutige Vision im Mittelteil von Carpenters inoffizieller Apokalypse-Trilogie spricht mich an und hat auch spürbar etliche Nachahmer und Hommagen inspiriert (ich gucke auf dich, "The Void"). Carpenter kehrte nach ein paar größeren finanziellen Flops im Studiobereich zu seinen Wurzeln zurück und lieferte fast schon ein kleines Best Of. Weltuntergangs-Vibes, Belagerungsszenario, Ensemblecast, die Stadt der Engel - alles da, garniert mit etlichen alten Bekannten und einem unverkennbaren Score. Die Show konnte beginnen!
Die episch angelegte aber intim, fast klaustrophobisch ausgeführte Story handelt von einem Priester, der einen Collegelehrer und seine Studenten für eine Nacht in ein verlassenes Gebäude einlädt, in dessen Keller eine grüne Flüssigkeit gelagert wird, die ein teuflisches Mysterium beinhaltet und bald auf die Gruppe und Menschheit loslässt... "Prince of Darkness" verbindet den Mythos der Antimaterie mit religiösen Bezügen, Wissenschaft mit Glauben, zu einem launigen, oft sogar wirklich spannenden Cocktail. Man erkennt Versatzstücke von "Assault" bis "The Thing", Carpenter geht hier oft auf Nummer sicher, doch das kann man ihm kaum verübeln. Eher ankreiden kann man ihm, dass es keine richtige Bezugsperson gibt und die Gruppe wie eine homogene Masse wirkt, was beabsichtigt sein kann. Ansonsten macht dieser Angriff des Antigottes bzw. dessen Sohnes (explizit nicht des Teufels!) sehr viel Laune. Und auch Angst. Die Maskeneffekte gehen unter die Haut und haben sicher auch Lucio Fulcis Herz erwärmt, das konzentrierte, ultimative Böse kriecht einem den Nacken hinauf und keiner ist safe. Nur Alice Coopers Gastauftritt ist eher Marketinggag und kaum der Rede wert.
Fazit: fast ein kleines Carpenter-Medley. Und es funktioniert. Zwar (vor allem charakterlich) oberflächlich und nicht innovativ, aber höllisch effektiv, unterhaltsam und surreal. Antimaterie war selten lässiger. Einfach eine gute Zeit im Würgegriff der Dunkelheit. Hier hatte Carpenter seine Magie noch ausreichend!