Review

Natürlich ist es ein Klischee, wenn der Junge das Mädchen bittet, mit ihm einen Horrorfilm zu besuchen. Was er in Wirklichkeit vorhat, können wir uns ja denken.
Allerdings bin ich im Falle der "Fürsten" von diesem Klischee selbst betroffen, muß aber zugeben, daß der Film bei mir an erster Stelle stand und das Mädchen erst an zweiter. Gut, ich war sechzehn, da macht man noch kleinere Fehler.(Später macht man größere.) Schön, sie hat sich nicht beschwert, nicht sehr wenigstens.
Aber Leute, es war ein Carpenter!
Der erste richtige Carpenter im Kino seit dem "Ding" und an das hätte mich wohl niemand ernsthaft rangelassen so mit ca. elf Jahren.
Und was soll ich sagen, der Film war einfach wunderbar. Einer der besten, die er gedreht hat und immer noch ein stimmiges Beispiel für Atmosphäre und subtiles Grauen.
Carpenter benutzt über weite Strecken des Films das Motiv des Closed-Rooms, d.h. das einige Menschen auf begrenztem Raum eingeschlossen sind (zunächst das Haus, später einige Zimmer)und diese Enge ihr Tun und Handeln bestimmt. Das bewirkt einen Konzentrationsprozeß auf das Wesentliche und baut Spannung auf, denn wo wenig Platz, da auch kaum Entkommen. Der Zuschauer ist somit richtiggehend miteingesperrt, wenn der Teufel persönlich aus seinem Gefängnis entweicht.
Diese Prämisse hat mich ob ihrer Unüblichkeit ebenfalls immer fasziniert, das Böse als eine Flüssigkeit zu sehen. Unterstützend dazu einige gewagte, nur halb angerissene Thesen über Jesus und die Kirche, die vermutlich gotteslästerlich genug waren, um Protest hervorzurufen. Im nachhinein wirken diese Brocken wie Appetithappen, man will unbedingt mehr erfahren, doch Carpenter bleibt lieber beim zentralen Konflikt: dem Kampf Studentengruppe gegen das 10-Negerlein-Prinzip und bei dem in seinem Glauben schwankend gewordenen Donald Pleasence, der jedem kleinen Part Seele einhauchen konnte.
Rückblickend würde ich heute sogar auf eine andere Gewichtung plädieren, läßt doch schon der Anfang (die sich sammelnden Insekten, die verblassende Sonne, die leicht zu beeinflußenden Obdachlosen)das Wasser im Mund zusammenlaufen. Aber wir müssen akzeptieren, wie der Meister sich entschieden hat und dabei bleibts. Egal, Stoff für Gedanken gibt eh genug und beim Showdown sorgt er sogar für einige Prisen skurilen Humor, wo sonst der pure Ernst vorherrschte.
Drei Beispiele für schieren Terror seien mir aber noch vergönnt: der geniale Einfall mit den Traumvideosequenzen, der jeden Zuschauer wild machen kann, weil man die Aufnahme nie bis zum Ende sieht; die mechanisch klingende Warnung des Studenten auf dem dunklen Hof, der darob zu einer riesigen Masse Käfer zerfällt, sowie die gekreuzigte weiße Taube.
Schön düster und minimalistisch auch diesmal die Musik des Meister persönlich und wenn es um Effekte geht, so ist Carpenter der Regisseur, der wenig wirklich zeigt, aber damit eine Wirkung erzielt, als hätte man viel mehr gesehen. Trotzdem ist "Prince of Darkness" noch einer seiner härteren Filme.
Auf dem Schauspielsektor sei noch gesagt, daß die Alten hier die Jungen glatt an die Wand spielen. Pleasence und Wong sind unwiderstehlich, da kommt nur Dennis Dun in der Comedy-Rolle ein wenig mit, während die jungen Hauptakteure kaum Gelegenheit haben, sich zu profilieren, obwohl sie ständig im Bild sind.
"Prince of Darkness" war damals kein großer Erfolg in den Kinos, obwohl ich glaube, daß er es mehr als verdient gehabt hätte. Trotzdem kribbelts mich immer noch bei Begutachtung ausschließlich im abgedunkelten Zimmer. Keine Frage: 9/10.

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