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Manchmal ist ein deutscher Verleih auch pfiffig, denn "Das Kabinett des Professor Bondi" lag zwar bereits einige Jahre zurück, kam aber beim Publikum gut an. So entschied man sich kurzerhand einen Prolog nachzudrehen, in dem ein alter Kauz mit massiven Hautunreinheiten mit einer Schaufensterpuppe quatscht. Angeblich in Bielefeld aufgenommen, sind diese Szenen ausschließlich in der deutschen Fassung zu sehen und sollen eine Brücke zum Vorgänger bilden. Dennoch haben die beiden Filme bis auf die morbide Art der Modellierung nicht viel gemein.

Walter (Dick Miller) ist ein zurückgebliebener Kellner, der in einer Künstlerkneipe allerlei extrovertierte Gäste bedient. Als er unglücklicherweise die Katze seiner Wirtin tötet, packt er sie kurzerhand in Ton. Die Skulptur kommt jedoch so gut an, dass Walter rasch ein zweites Werk abliefern soll. Da kommt ihm der plötzliche Besuch eines Drogenfahnders gar nicht ungelegen...

Dick Miller verkörperte bereits häufiger die Figur Walter Paisley, die in zahlreichen Filmen kleine Gastrollen absolviert. Hier kann er sich mit allerlei Grimassen mal so richtig austoben und den tölpelhaften Burschen geben, der es noch nicht einmal fertig bringt, eine Dose Essen aufzuwärmen. Natürlich gibt es auch ein Love Interest und somit einen weiteren Beweggrund die "Arbeit" als Künstler fortzusetzen, doch wie so oft, steht und fällt alles mit Liebe und Enttäuschungen.

Regisseur Roger Corman hat in nur wenigen Tagen eine schwarze Komödie abgedreht, die mit zwei Locations auskommt. Die Künstlerkneipe mit einem bärtigen Philosophen und einem Liedermacher mit äußerst makaberen Texten schürt durchaus Atmosphäre, zumal sich weitere skurrile Gestalten dort herumtreiben wie korrupte Polizisten und selbsternannte Lebenskünstler. Walter bildet dieser Gruppe gegenüber einen deutlichen Kontrast, denn innerhalb der schillernden Figuren sticht ein zurückhaltender, wenig selbstbewusster Kerl natürlich hervor. Doch auch als er aufgrund der Skulpturen endlich Anerkennung findet, bleibt er ein Außenstehender, der die Mechanismen des Business nicht durchschauen kann.

Als eingefleischter Horrorfreund wird man bei alledem jedoch nicht sonderlich gut bedient, denn die Ableben finden allesamt im Off statt, es gibt etwas Situationskomik, jedoch nur wenige spannende Szenen und auch der Showdown wird relativ hastig abgespult.
Ausdrucksstark sind allerdings die Skulpturen ausgefallen, speziell das Werk "Blutopfer" mit fiesem Gesichtsausdruck und gespaltener Schädeldecke.

Als schwarze Komödie, als Satire auf die Künstlerkultur der auslaufenden Fünfziger ist das Werk recht amüsant, doch wer eher an Grusel und einer düsteren Atmosphäre interessiert ist, dürfte hier nicht fündig werden. Halbwegs unterhaltsam und mit 75 Minuten auch nicht allzu lang, eignet sich das eher für einen verregneten Sonntagnachmittag, denn als Mitternachtsfilm zum Mitfiebern.
6 von 10

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