Review
von Leimbacher-Mario
Hypnotischer Herkules
Vielleicht ist Mario Bavas (!) Ausflug ins Peplum-Subgenre nicht typisch, weder für ihn noch für die Gattung, vielleicht ist es nicht der idealste, sinnvollste Einstieg in die Materie - doch „Vampire gegen Herakles“ ist ohne Frage einer der feinsten Herkules-Ableger, dem man sich zuwenden kann. Die Farben, die Atmosphäre, Christopher Lee, die Zombies/Vampire zum Schluss, Reg Park als einer der massivsten Herks der Filmgeschichte, eine Performance, die sogar Arnie höchstpersönlich davon überzeugt haben soll, es in Hollywood zu wagen - all das und noch mehr spricht für dieses Abenteuer, in dem sich Herkules mit einem Freund und Begleiter Richtung Unterwelt/Hades/Mittelpunkt der Erde hangelt, kämpft und trickst, um seine holde Maid durch einen magischen Stein von einem bösen Fluch zu befreien...
Wer hätte gedacht, dass sich Bavas bunter Gothic-Stil mit einem Herkules-Abenteuer verträgt - doch das passt auffällig gut! Bavas meisterhafter Style hebt diesen Sandalen-Kracher im Alleingang in unerreichte Sphären und ab von seinen losen Brüdern, lässt ihn anders, mystischer, romantischer, wertiger und besonderer erscheinen als der Rest der „Family“. Zudem ist Park ein wirklich formidabler Fleischklops, die Legende Lee sieht man in einem solchen, leicht trashigen Puppentheater auch nicht alle Tage und die Horrorelemente, von blubbernder Lava über gefährliche Harems bis zu den titelgebenden „Vampiren“, die allerdings erst kurz vor Schluss auf der farbenfrohen Party aufschlagen, verleihen dem kulissenreichen Spektakel ihren ganz eigenen Glanz und Geschmack. Ein beeindruckender und bleibender. Kindliche Unterhaltung kreuzt sich mit (aus heutiger Sicht) etwas Trash und auch einer Handvoll Kunst. Letzteres natürlich vor allem durch Bava, der hier fast mehr seine „Muskeln“ spielen lässt, als sein Heros. Quatsch mit schönster, naivster Sauce. Toll.
Fazit: Mario Bava macht Herkules?! Ohja, und wie! Dieser Ausflug in die Unterwelt ist der mit großer Wahrscheinlichkeit hübscheste und stilvollste Film über den griechischen Halbgott und Muskelmann, der je gedreht wurde. Absolut entzückend!