Review

Vielleicht hätte man "Firewall" vor gut 10 Jahren, kurz nach "Auf der Flucht" noch ganz originell gefunden, aber inzwischen wirken Harrison Ford's Filme wie am Reißbrett erdacht.

Harrison Ford ist hier Jack Stanfield, der Sicherheitbeauftrage einer renommierten Bank und mit entsprechender Reputation und Einkommen. Natürlich lebt er mit Frau, Tochter und Sohn (wie könnte es auch anders sein) in einer Traumwohnung mit Traumlage. Alles wäre perfekt, wenn sich nicht ein paar Gangster ,angeführt von Bill Cox (Paul Bettany), ausgerechnet mit seiner Hilfe bereichern wollten.

Stansfield soll sein eigenes Sicherheitssystem aushebeln und dann 10000 Bankkonten zugunsten Cox' erleichtern. Damit er das auch tut, besetzt die Bande sein Haus und bringt ihn und seine Familie in seine Gewalt.
Ähnlich wie in anderen Filmen, verwenden die Gangster dabei modernste Technik, so daß Stanfield zu jeder Zeit überwacht werden kann.

Gut, so eine Story ist nicht neu. Aber deshalb kann sie trotzdem interessant sein, so wie Genreliebhaber auch immer wieder gerne Slasher- oder Highschool -Filme sehen, obwohl der Plot fast immer gleich ist.

Nur gerade wenn man ein bekanntes Thema verwendet, kommt es darauf an, WIE man es erzählt und "Firewall" begeht dabei die größte Sünde, nämlich das Fehlen jeglicher Spannung.

Das liegt besonders an den handelnden Charakteren. Sie sind so eindimensional, daß man den gesamten Film fast flehentlich darauf hofft, daß irgendeine leichte charakterliche Tiefe auftaucht.

Harrison Ford ist der seriöse ältere Geschäftsmann, der lange alles versucht, um einen Ausweg zu finden, letztlich aber natürlich zur Gewalt greifen muß. Dabei geht ihm jeglicher Humor oder gar Selbstironie ab. Obwohl es offensichtlich ist, daß er deutlich älter ist als seine Frau und die meisten seiner Kollegen, so nötigt ihm das keinerlei Bemerkung ab, geschweige das der Film daraus etwas macht.

Man muß sich nur einmal die Clint Eastwood-Filme der letzten 15 Jahre ansehen, um zu erkennen, wie man originell und selbstironisch damit umgeht. Das wirkt dann wirklich cool und die Frauen sind dort auch nicht älter.

Ford wirkt dagegen die gesamte Zeit wie Jemand, der sein Alter nicht wahrhaben will und es deshalb allen nochmal zeigt. Dabei kommt er um so altväterlicher daher und selbst bei größter Action verliert er mit Anzug und ewig sitzender Krawatte nie die Attitüde eines höheren Angestellten. Aber er ist niemals cool und das war doch schließlich Harrison Fords Stärke.

Damit das nicht zu sehr auffällt, tritt seine restliche Familie noch dahinter zurück. Hier gibt es keinerlei innere Konflikte, individuelle Verhaltensweisen oder gar eigenständige Meinungen. Das ist dermaßen "All-American-Family", daß dagegen selbst die "Waltons" wie eine Ausgeburt des Verruchten wirken.

Leider bringen auch die Gangster keinen Zündstoff in die Story. Anfangs bemüht sich Paul Bettany noch um eine gewisse Suspense, aber sobald er statt die "Ford-Family" hart zu bestrafen lieber einen seiner eigenen Leute erschießt, weiß man, daß er auch nur ein Weichei ist.

Natürlich kann man sich auf die flüssig erzählte Geschichte, die optisch dem allgemeinen Hollywood-Niveau entspricht, einlassen und einen lockeren Abend genießen. Dabei wird man aber nur sehr oberflächlich unterhalten und gerade im Nachhinein ist man fast konsterniert, wie straight und ohne überraschende Wendungen die Geschichte abläuft.

Selbst die stark an "Auf der Flucht" erinnernden Elemente, die Ford wieder als zu unrecht verdächtigten Flüchtling zeigen, bleiben ohne Spannung, denn es fehlt an Allem : an einem ordentlich auf den Punkt gebrachten Spannungsaufbau, an qualitativen Gegenspielern, an witzigen und originellen Dialogen und an irgendwelchen Charakterzeichnungen (Fords Sekretärin mal ausgenommen, was schon alles aussagt).

Äußerst schwacher Action-Film, der völlig vorhersehbar und ohne irgendwelche originellen Beigaben auf sein Ende hin zusteuert. Harrison Ford verspielt dadurch vorhandene Symphatien und man fragt sich, warum es ihm nicht gelingt, bessere Stoffe zu finden, die sein Alter und damit verbundene Coolness besser zur Geltung bringen (3/10).

Details
Ähnliche Filme