Review

ACHTUNG SPOILER!!!!

Wer über diverse Details des Films nicht informiert werden möchte, sollte hier aufhören zu lesen.


A NIGHTMARE ON ELM STREET

Story:
Nancy Thompson lebt, zusammen mit ihrer Mutter, in einem Haus in der Elmstreet in Springwood, Ohio. Sie und ihre Freundin Tina haben in letzter Zeit unheimliche Alpträume, in denen sie von einer schrecklichen Gestalt mit verbrannter Haut, Hut, gestreiftem Pullover und einem Handschuh, an dem Messer befestigt sind, gejagt werden. Auf beängstigende und blutige Weise real wird die Sache, als Tina eines Nachts vor den Augen des fassungslosen Rod - ohne dass sie jemand auch nur berührt - von scheinbar unsichtbaren Kräften bestialisch ermordet wird. Nancy kann zunächst nur ahnen was passiert ist, erfährt durch ihre Mutter jedoch schon bald, dass etwas Grauenhaftes vor sich geht: Freddy Krueger, ein ehemaliger Kindermörder, der einst von aufgebrachten Eltern (u.a. Nancy’s Mutter) verbrannt wurde, ist als Untoter zurückgekehrt, um sich zu rächen und die Kinder jener Männer und Frauen, die ihn einst umbrachten, zu töten – mit der Fähigkeit, die Grenze zwischen Traum und Realität zu verzerren. Die Alpträume, in denen er hinter den Jugendlichen her ist, werden blutige Wirklichkeit…

Bereits 1984 war abzusehen, in welche Richtung die Welle von Slashermovies gehen würde. FREITAG DER 13. ging im besagten Jahr bereits in die 4. Runde, auch HALLOWEEN hatte bereits zwei Fortsetzungen erlebt, parallel dazu waren mit Filmen wie THE BURNING, PROM NIGHT oder SLEEPAWAY CAMP diverse andere Streifen erschienen, welche das Erfolgsmuster mehr oder weniger fortgeführt hatten. Doch allmählich machte sich eine gewisse Eintönigkeit im Genre bemerkbar. Es war Zeit für etwas Frisches. Wes Craven, der in den 70ern mit THE LAST HOUSE ON THE LEFT bereits einen berühmten Horrorfilm vorgelegt hatte, machte sich mit einem Budget von $1,8 Mio. daran, ein Projekt zu realisieren, das (Horror)Filmgeschichte schreiben sollte. Der Alptraum in Gestalt eines verbrannten, makaberen Schlitzers mit übernatürlichen Fähigkeiten hatte am 9.11.1984 Premiere – und fortan sollte der Name ELM STREET einen Ehrenplatz in der Horrorliga einnehmen.

Alleine in den USA flossen über $25 Mio. in die Kinokassen. Selten war Horror derart surreal und doch verstörend verfilmt worden – dabei kam der Film ohne große technische Spielereien aus und wirkte objektiv gesehen noch relativ simpel.
Was hier in erster Linie den innovativen Eindruck hinterlässt, ist die Story: da der Killer nunmehr in einem Umfeld agiert, welches wir als entspannend, kräftigend und lebensnotwendig kennen (die Rede ist von Träumen) erhält er eine extra bedrohliche Note – als darüber hinaus klar wird, dass die Spuren seiner Taten die Grenzen zur Realität bei weitem durchbrechen, kommt die Angst. Keiner der Jugendlichen ist vor Krueger sicher; und selbst in harmlosen Szenen, die bei hellem Tageslicht und in der Realität spielen, schwingt immer eine unterschwellige Angst mit, denn der Zuschauer weiß, dass keiner entkommen kann – denn egal, wie viele Aufputschmittel Nancy schluckt und egal wie viel Kaffee sie trinkt um wach zu bleiben, irgendwann ist ihr Körper so entkräftet, dass sie einschläft. Und mit dem tiefen Schlaf kommt der böse Mann mit der Messerhand. Wieder einmal ein an sich gar nicht mal sonderlich komplexes, aber geniales Beispiel für Raffinesse bezogen auf die Story, für einen Schauer, der einem schon bei dem Gedanken an die Geschichte über den Rücken rinnt und der nicht erst einen Ekeleffekt braucht, um loszulegen. Und genau auf dieser intelligenten Basis baut der Film auf.

Es beginnt in einer unwirklichen, düsteren Umgebung, einer Art Heizungskeller, durch den eine junge Frau irrt. Man erhält keinerlei Information über sie, die Hintergründe der Szene oder die verunstaltete Kreatur, die mit einem Mal vor ihr steht. Man wird unvorbereitet ins kalte Wasser gestoßen, bis der verbrannte Mann mit einem Mal hinter Tina auftaucht, sie einen Schrei ausstößt – und aufwacht. Eine düstere Szene, ein Schockeffekt und eine ebenso unwirkliche Musik dazu. Kein Blutvergießen, keine breitgewalzten Schlachtorgien. Und trotzdem: Tinas Nachthemd weist nach dem Aufwachen vier auffallend große Schnitte auf, die nicht alleine entstanden sein können.
Die ebenfalls relativ weit am Anfang spielende Sequenz, in der Tina und der Zuschauer dann erstmals länger und härter mit dem Mörder konfrontiert werden, ist ein gekonntes Spiel mit Spannugsmomenten und unrealen Bildern und erinnert einen ungewollt an die Anfangssequenz des erst 1996 entstandenen SCREAM: Tina hört diese dunkle, flüsternde Stimme aus dem Hinterhof und vor Angst fast schon neugierig geht sie natürlich hin. Und das, was da auf sie wartet, verheißt nichts Gutes. Nachdem der Mann aus ihrem Alptraum sie wieder ans Haus zurückgejagt hat, entlädt sich die Spannung nunmehr auch in graphische Gewalt – und das nicht gerade zaghaft.
Für mich bleibt diese Szene ein Musterbeispiel für Spannungsaufbau, den richtigen Einsatz von Splattereffekten und dem Spiel mit der Angst des Zuschauers – die entsteht nämlich schon lange bevor das Blut spritzt.

Und in diesem Stil geht es den Film über weiter. Bizarre Bilder, die ewige unsichtbare Bedrohung im Nacken, keine Überdosis an Blut sondern der gezielte Einsatz von Effekten regiert hier das Geschehen – Wes Craven verstand sein Handwerk ganz vorzüglich. Die ausweglose Situation Nancys, die weiß, dass sie sich Freddy bald stellen muss, wird von Heather Langenkamp nicht überragend, aber gelungen dargestellt (schauspielerisch kann man hier ohnehin keine Totalreinfälle verzeichnen), kluge Einfälle wie die Badewannenszene oder Rod’s Tod in der Zelle sorgen dafür, dass Flauten ausbleiben.
Gegen Ende dann ist Nancy durch verschlossene Türen und vergitterte Fenster in ihrem Haus gefangen, was den Spielraum logischerweise sehr einschränkt. Hier hätte ich mir noch etwas mehr fieses, leises Herumschleichen und zittrige Finger gewünscht, bevor es abgeht, doch im lauten Heizungskeller wird der wirkliche Höchstgrad an Spannung leider knapp verfehlt und auch das Finale setzt dann mehr auf etwas Action und Gekreische, was die Spannung aber insgesamt eher unwesentlich trüben tut.

Technisch gesehen muss man bei seiner Bewertung berücksichtigen, dass der Film a) inzwischen 20 Jahre alt ist und b) er mit einem relativ kleinen Budget gedreht wurde – und die Szenen, in denen es dann abgeht, sind in Handarbeit entstanden. Gemessen daran kann NIGHTMARE 1 überzeugen. Ob der Film heutzutage immer noch auf dem Index liegen muss, bleibt fraglich, doch in eins, zwei Szenen werden in der Tat ganze Gallonen von Kunstblut verbraucht.

Was soll man sagen: dieser Film ist und bleibt ein Klassiker im Horrorgenre. Punkt. Nörgler sollen ruhig behaupten, die Effekte seien veraltet, der Film zu sehr in die Länge gezogen. Doch für mich sticht einzig und allein das Finale ganz leicht negativ hervor. Die Story ist simpel aber genial und die Inszenierung finster und suggestiv geraten, der Verlauf wartet mit intelligenten Einfällen und Bildern auf, die Hauptfigur (Fred Krueger) kommt hier noch als dreckig, fies und angsteinflößend daher, was sich nach Teil 2 (leider) drastisch änderte. Atmosphärisch die ganze Zeit über auf individuelle Art überzeugend, kann man nur sagen, dass mit A NIGHTMARE ON ELM STREET ein Film vorliegt, der die Bezeichnung Kult verdient hat und trotz des leicht effektehaschend wirkenden Showdowns zu Recht in einem Atemzug mit FREITAG DER 13., HALLOWEEN, TEXAS CHAINSAW MASSACRE und Konsorten genannt wird.

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