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Der verstorbene Kindermörder Fred Krueger kehrt in den Träumen einiger Teenager zurück in die Realität und führt dort seine Untaten fort. Jeder, der von ihm träumt, kommt zumeist nicht mit dem Leben davon. So wird Tina im Schlaf von Krueger aufgeschlitzt. Ihr Freund Rod wird verdächtigt und festgenommen. Einzig Nancy glaubt seinen Unschuldsbeteuerungen, weil sie selbst von Krueger träumt. Bisher konnte sie durch rechtzeitiges Erwachen dem Tod noch immer von der Schippe springen, aber wie lange noch? Dann wird Rod stranguliert. Alle glauben an Selbstmord, nur Nancy nicht. Die einzige Möglichkeit, Krueger zu besiegen, sieht sie darin, ihn mit Hilfe ihres Freundes Glen über ihre Träume in die Realität zu holen. Doch am Ende kommt es anders, als Nancy es sich vorgestellt hat...
Mehr über die Handlung zu verlieren, würde allen Horrorfans, die diesen Film noch nicht gesehen haben, die Spannung nehmen. Denn was "Nightmare" an Überraschungen zu bieten hat, ist wirklich erstaunlich. Hier wird so sehr Traum und Wirklichkeit miteinander vermischt, daß der Betrachter bisweilen gar nicht weiß, in welcher Ebene die Protagonisten sich gerade befinden.
Mit diesem Horrorfilm wurde die Figur Freddy Krueger weltberühmt und ist bis heute, auch fast 20 Jahre nach dem Debüt, noch immer ein Inbegriff für Angst und Schrecken sowie eine der beliebtesten Horrorgestalten der Filmgeschichte - vielleicht noch vor Michael Myers ("Halloween") und Jason ("Freitag der 13."). Legendär sein scheußliches Äußeres: Schlimm genug, daß er einen geschmacklosen rot-grün-gestreiften Pullover und einen verbeulten Hut trägt, aber daß er auch noch ein von Verbrennungen entsetzlich entstelltes Gesicht und einen Krallenhandschuh besitzt, mit dem er Menschen umbringt, gibt der gesamten Figur erst ein grauenerregendes Gesamtbild.
Der erste Film der bisher siebenteiligen "Nightmare"-Reihe ist mit Abstand der Beste. Die Atmosphäre ist immens bedrückend und unheimlich. Es gibt nicht eine Situation in den 85 Minuten, die beim Zuschauer ein Lächeln hervorruft - und auch nicht eine Minute, in der er durchatmen kann. Stets fiebert der Zuschauer mit den Darstellern mit, wenn sie es mal wieder nicht schaffen, die Augen offenzuhalten und sich fortan mit Krueger konfrontiert sehen, der sich auch alsbald auf die Jagd nach ihnen macht.
Nach der für mich grausamsten Szene des gesamten Films, dem detailliert gezeigten bestialischen Mord an Tina, als sie nicht nur aufgeschlitzt, sondern auch durch die Luft geschleudert und die Wand entlang geschleift wird, bevor sie mit einem platschenden Geräusch völlig blutverschmiert auf das Bett kracht, bekommt der Zuschauer Nancys Sichtweise aufgedrängt. Ab sofort bangt man um ihr Leben. Sie bleibt die Identifikationsfigur bis zum sehr seltsamen und abrupten Schluß, der eine Menge Platz für Interpretationsmöglichkeiten läßt: Ist alles nur ein Traum oder doch die Wirklichkeit?
Wes Craven, der schon 1974 mit seinem grausigen Erstlingswerk "Das letzte Haus links" für Furore gesorgt hatte, setzte zehn Jahre später neue Maßstäbe. Er erweiterte das Genre mit dem Motiv des Traums, so daß Krueger besonders einfallsreich seine Opfer ermorden kann, denn im Traum ist alles möglich. Das Bett und der Schlaf, normalerweise Begriffe für Ruhe und Entspannung, werden zur Lebensgefahr. Diese Grundidee hebt den Film von anderen Schlitzerfilmen deutlich ab, in denen es bloß darum geht, daß der Killer mit seinem Mordwerkzeug - bevorzugt wird ein Messer - bald auftaucht und möglichst blutig seine Taten vollendet - immer nach dem gleichen Schema. Krueger hingegen wird richtig kreativ. So läßt er Badewannen und Treppen zerfließen oder steckt ganz einfach seine Zunge durch den Telefonhörer - der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt.
"Nightmare" strotzt voller origineller Ideen und ist unvorbereitet am besten anzusehen. Die simple, aber doch wirkungsvolle suggestive Musik erzeugt beklemmende Hochspannung, die bis zum Finale stetig ansteigt. Auch einzelne plötzliche Erschreckeffekte, wenn Krueger beispielsweise plötzlich hinter einem Baum hervorschnellt, tun ihr Übriges, die Nerven der Zuschauer arg zu strapazieren - nicht zuletzt auch die berühmte Bettszene, auf die an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden soll. Wer den Film kennt, weiß Bescheid...
Der Film kommt außer John Saxon (neben Bruce Lee in "Der Mann mit der Todeskralle" zu sehen) mit unbekannten Schauspielern aus, von denen Heather Langenkamp als Nancy bei den "Nightmare"-Fans zum Lieblingsopfer avancierte. Sie wirkte auch noch in den Teilen drei und sieben mit, in den wahrscheinlich besten Forsetzungen der Reihe. Für Johnny Depp war sein Filmdebüt gar der Startschuß für eine ganz große Filmkarriere, die einfach nicht enden will - und Robert Englund ist als Freddy Krueger in die Filmgeschichte eingegangen, er wirkte in allen Teilen inklusive einer Fernsehserie mit. Englund konnte in keinem anderen Film an seine Erfolge als Schreckensgestalt anknüpfen, siehe den unsäglichen Möchtegern-Horror "The Mangler".
Als ich "Nightmare" vor etwa drei Jahren auf RTL gesehen habe, war ich hellauf begeistert. Ich habe selten einen besseren Horrorfilm gesehen.

Fazit: Hochgradig spannender Debütfilm der Kultfigur Freddy Krueger, der mit zahlreichen tollen Ideen aufwartet und einige innovative Ausschnitte zu bieten hat. "Nightmare" ist ein Film, den jedermann gesehen haben muß - vorausgesetzt man liebt andauernden Nervenkitzel. Der Großteil der sechs Fortsetzungen ist dagegen kaum der Rede wert.

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