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Mit „The Hills Have Eyes“ lieferte Wes Craven 1977 einen soliden, aber nicht gerade herausragenden Beitrag zum Backwood-Slasher Genre. Spätestens seit dem Remake von „Texas Chainsaw Massacre“ besinnt man sich nun wieder auf die härtere Gangart früherer Tage, ein Umstand der auch diesem Film sehr zu Gute kommt.

Mit Alexandre Aja konnte ein erfrischend unverbrauchter Regisseur gewonnen werden, der zudem kein unbeschriebenes Blatt in Sachen Horror ist. Sein erster größerer Film „Haute Tension“ gehört zu den intensivsten und auch brutalsten Horrorslashern der letzten Jahre. Im Gegensatz zum hochgelobten aber meiner Meinung nach absolut überschätzen Eli Roth (Hostel) versteht Aja sein Fach wirklich und schafft es derzeit wie kein anderer gleichzeitig zu fesseln und zu schocken.

In The Hills Have Eyes steht mal wieder eine Gruppe Hinterwäldler im Mittelpunkt des Geschehens. In der Wüste von New Mexico führte das US Militär seit den 40'ern unzählige Atomtests durch und verseuchte das Areal damit flächendeckend. Die nuklearen Versuche sind aber nicht ohne Folgen geblieben, eine Horde Degenerierter macht jetzt Jagd auf Jeden der es wagt ihr Gebiet zu durchqueren. Es kommt wie es kommen muss: Eine Familie auf dem Weg in den Urlaub begeht den wohl schrecklichsten Fehler ihres Leben. Statt eine Abkürzung zu nehmen, begeben Sie sich direkt in die Fänge der Wilden…

Kommt einem doch irgendwie bekannt vor, oder? Ja, die amerikanischen Bundesstaaten abseits der Küste sollte man am Besten meiden. Um Staaten wie Texas und Nevada sollte man als Tourist jedenfalls einen großen Bogen machen, denn dort tummeln sich nicht nur Schießwütige und Rassisten (Achtung Ironie). Entschließt man sich dazu eine Tour abseits befestigter Straßen zu machen kann es schnell passieren in die Fänge von geistig Zurückgebliebenen und körperlich Enstellten zu kommen. Von Tobe Hoper wurde diese Art Horrormovies einst populär gemacht und weckten insgeheim die Ängste der Stadtmenschen vor dem verschrobenen Landvolk. 2006 ist es Alexandre Aja der dieses Genre erfolgreich wiederbelebt und das mit aller gebotenen Härte.

Gleich zu Beginn gibt es den ersten Schlag ins Gesicht: einer Gruppe Radiologen wird mit der Spitzhacke brutal der Kopf eingeschlagen, an ein Fahrzeug angebunden und durch die Einöde geschleift. Aja legt also ohne lange Einleitung die Gangart fest und die lässt nichts Gutes für die Familie im Trailergespann erahnen. Doch auch hier kommt es vorerst anders als erwartet, man nimmt sich viel Zeit die Personen vorzustellen und bekommt einen guten Eindruck von der Trostlosigkeit der Wüste. Hier gibt es auch den größten Fortschritt gegenüber „Haute Tension“ zu vermelden, denn die Kameraarbeit ist viel ausgereifter und bietet wunderbare Aufnahmen der Wüstenlandschaft. Dazu noch „California Dreaming“ im Radio, da stellt sich richtig Urlaubsfeeling ein. Die Harmonie ist aber sofort verflogen als die Hillbillys den Wohnwagen attackieren. Was nun passiert übertrifft die meisten Slasher der letzten Jahre um Einiges und dürfte bei schwachen Gemütern schnell an die Schmerzgrenze schlagen. Aja spielt bewusst mit dem schlechten Geschmack und macht auch vor bizarren Situationen nicht halt. Auch eine Vergewaltigung und ein Baby in der Schußbahn gehören, wenn auch nicht explizit gezeigt, dazu. Hier werden sich sicher die Geister scheiden, die einen wenden sich angewidert ab die anderen werden fasziniert sind. Ich nenn es Konsequenz, denn bis zum Schluß bleibt die Kompromisslosigkeit und Härte im vor Augen. Besonders im Finish fliegen noch mal ordentlich die Fetzen, blutig und brutal versteht sich. Besonders gefallen haben mir die eher unterschwällig unheimlichen Momente, z.B. als einer der Urlauber das Atomtestdorf besucht. Nur durch Musik und ungewöhnliche Bilder (Haus voller Schausfensterpuppen) baut sich eine unheimlich dichte Atmosphäre, ja regelrecht Unwohlsein, auf. Es gibt glaube ich nicht viele Filme die am helllichten Tage spielen und trotzdem so unter die Haut gehen, Respekt.

Fazit:
The Hills Have Eyes ist für mich der intensivste Horrorfilm der letzten Zeit und wird jedem Fan das Herz höher schlagen lassen. Dabei erfindet Aja das Rad keineswegs neu, verpackt seine brutalen Schockmomente aber in schönen Bildern. Aufgrund der sehr schonungslosen Gewaltdarstellung aber defintiv nichts für schwache Nerven.

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