Irgendwann in den 50er Jahren. Der achtjährige Seth Dove lebt mit seinen Eltern in einem weltfremden Nest in Idaho, der Kornkammer der USA. Der Alltag dieses Sommers wird durch einige schreckliche, für den Jungen alptraumhafte Erlebnisse jäh unterbrochen: Zwei Freunde Seths werden ermordet, der Vater von Seth begeht Selbstmord, und in der Nachbarin, der Engländerin Dolphin, glaubt Seth, eine Vampirfrau zu erkennen.
Der Film wird aus der Sicht des Jungen erzählt, der für sämtliche Vorkommnisse keine Erklärungen hat und das Pulp-Magazin des Vaters (hieraus hat Seth seine Kenntnisse über Vampire) für bare Münze nimmt. Anfangs ist es für uns erwachsene Zuschauer leicht, Zusammenhänge herzustellen und die scheinbar übernatürlichen Ereignisse aufzuklären. Da greift der begabte Debutant Philip Ridley ganz tief in die Trickkiste filmischer Manipulationen. Unter fast völligem Verzicht auf Effekthascherei und nur der Macht seiner Bilder vertrauend, wird auch der Zuschauer in eine Welt des Horrors und der Angst gezogen, der man mit rationalen Erklärungen nicht begegnen kann. So findet Seth z.B. eine Kinderleiche, die er unter seinem Bett versteckt und mit der er sich zeitweise angeregt unterhält. Das sind schon ziemlich verstörende Szenen, die einem da geboten werden. Die Fotografie von „Schrei in der Stille“ ist brillant und entfaltet ihre Wirkung erst so richtig auf einer großen Leinwand. Fazit: Philip Ridleys Streifen ist kein genreüblicher Horror, sondern eher eine Poesie des Schreckens, die auch beim mehrmaligen Sehen nicht an Wirkung verliert. Mit Viggo Mortensen, Lindsay Duncan, Jeremy Cooper, Sheila Moore u.a.
© Selbstverlag Frank Trebbin