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Ein von Wespen, Hunden und schweinsgroßen Schildkröten verstümmelter Sherriff, eine kaputte, in einer von Kornfeldern, Kornfeldern, Kornfeldern und nochmals Kornfeldern umgebenen schiefen und heruntergekommenen Tankstelle hausende Psychofamilie, deren Oberhaupt lieber kleine Jungs als Kunden bedienen würde und sein Benzin dementsprechend auch lieber selbst trinkt als es großen schwarzen Benzinschluckern anzuvertrauen, eine wirklich extrem abgewrackte durchgedrehte Nachbarin, die dauernd nur vom Dahinsiechen und Sterben brabbelt und sich im Schatten riesiger Haigebisse (die Spezies ist dem Normalzuschauer zwar nicht ersichtlich, doch durch Dr. Harvey Grzimek Kalauti eindeutig bestätigt) den Schweiß des verstorbenen Gatten zu Gemüte führt. All das klingt sehr nach David Lynch, zumal da genau wie in Eraserhead eine embryoähnliche Entität eine Rolle spielt, ebenfalls entschlüpft aus einem Ei, für dessen Herkunft man allerdings wohl eher die Aliens aus Cocoon als irgendeine lokale Hühnerfarm bemühen müßte. 
All diese Elemente sollen den Zuschauer jedoch - letztlich - nicht wie bei Lynch schlicht verwirren und in ein Labyrinth kranker Phantasien entführen, sondern eine Botschaft transportieren:
Worum es dem Regisseur wohl geht, ist Todesbewältigung. Dies kommt schon in dem ersten Dialog der drei Freunde zum Ausdruck, in dem die beiden das erste Opfer aufgrund seiner naiven Phantasien über das Weiterleben seiner verstorbenen Mutter als Engel verspotten. Furcht und Faszination des Todes, als dessen Chiffre wohl die schwarz gekleidete Bande im schwarzen Strassenkreuzer anzusehen ist, bestimmen auch den Rest des Films, vor allem in Form der motivischen Parallelisierung der Selbstverbrennung des Vaters in der explodierenden Tankstelle, der üppigen Sonnenuntergänge über dem weiten Horizont und der durch die Erzählungen des Kriegsheimkehrers Viggo Mortensen präsenten Explosion der Hiroshimabombe. Daß die Symptome von dessen Strahlenkrankheit von seinem kleinen Bruder auf den angeblichen Vampirismus besagter psychotischer Nachbarin zurückzuführen sind, und dieser die sich entwickelnde Liaison zwischen ihr und seinem Bruder dementsprechend mit allen Mitteln zu torpedieren versucht, soll dem Zuschauer dabei wohl vermitteln, dass es sich beim Tod um ein völlig natürliches Verhängnis handelt, angesichts dessen die Flucht in irgendwelche Phantasien (Engel, Vampire, Gottesstrafe etc.) ebensowenig nützt wie das gewaltsame Festhalten am eigenen Leben oder dem geliebter Verstorbener. Ein solches irrationales Festhalten soll wohl auch in der Beziehung des Jungens zu dem in der Scheune aufgefundenen, an Viggo Mortensens Strahlenopfer erinnernden Säugling, den sich der Junge unter sein Bett holt und fortan jeden seiner Schritte mit ihm bespricht, zum Ausdruck gebracht werden. 
Die Frage, ob der Regisseur damit nicht zuviel wollte und sich letztlich in seiner eigenen Metaphorik verheddert, scheint berechtigt, doch angesichts der Tatsache, dass es sich um ein Regiedebut von 1990 (vor Lynchs Hauptwerken) handelt, kann man über einige Ungereimtheiten und Längen wohl doch hinwegsehen: 7 von 10.    

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