Ruhiges Mördersuchen...21.02.2010
Eine Frau ohne Gedächtnis, ein Detektiv, Rückblenden ins Jahr 1948 - und fertig ist ein erfreulich unaufgeregter, zumeist recht spannender, manchmal aber auch recht länglicher Film, der mit den aktuell vorherrschenden Sehgewohnheiten nichts mehr gemeinsam hat. Die Handlung folgt im wesentlichen zwei Zeitsträngen, die nur scheinbar miteinander in Verbindung stehen. Schwarzweiß wird uns die Geschichte des Komponisten Strauss und seiner Ehefrau gezeigt, die durch Mord an der Dame und Exekution des vermeintlichen Mörders endet. In Farbe sehen wir die Nachforschungen eines Detektivs, um einer von Amnesie befallenen Dame zu ihrem Namen und ihrem Gedächtnis zu verhelfen. Erst mehrere Hypnosesitzungen führen einen Zusammenhang zwischen beiden Strängen herbei: die Figuren sind quasi Neuauflagen des Personals von 1948 und dazu verdammt, die Mordszene zu wiederholen. Doch hier trügt der Schein, denn der wahre Drahtzieher ist an beiden Fällen beteiligt und letztlich nur auf Rache aus.
Und so ist es völlig egal, ob die Figuren sich nun als wiedergeborene Personen vorkommen oder nicht, denn die Handlung, von Ballast befreit, ist eine schöne klare Mördersuche mit der einen oder anderen Überraschung. Dabei fällt insbesondere die gelungene und detailfreudige, fast schon liebevolle Inszenierung des Geschehens auf, selten, wenn Regiestuhl und Hauptrolle von ein und demselben Mann besetzt werden. Doch Kenneth Branagh macht das ganz hervorragend, er versammelt zudem noch eine illustre Schar von gern gesehenen Personen neben sich - Robin Williams, Andy Garcia - und legt viel Wert auf eine stimmige Atmosphäre, die klar durch die Trennung von Farbe und Schwarz-Weiß auf die Leinwand gebracht wird. Dazu haben wir noch einen dramatischen Soundtrack, der ganz an die alten Meister wie Hitchcock angelehnt ist, und fertig ist eine schöne Hommage an den guten, alten Detektivfilm.
Leider aber gilt auch hier der alte Spruch vom Licht und den Schatten. Denn gerade in der ersten Stunde plätschert das Geschehen doch recht ruhig dahin, und man ist versucht, den Daumen zu senken. Doch darstellerische gute Leistung und eine generell interessante Geschichte halten den Zuseher bei der Stange, gut so, denn Action gibt es nicht - eine einminütige Fußverfolgung möchte ich nicht als Action bezeichnen - und so müssen die Dialoge und das Spiel der Akteure das Interesse wachhalten. Zunehmend mischt sich dann auch der Faktor Spannung dazu, denn bis zum Schluß wird man auf falsche Fährten geführt, rätselt selbst mit und ist dann doch überrascht, wei fein säuberlich sich alles ineinanderfügt. Das hier ist ein Film für einen ruhigen Sonntagabend, ein Film, der weder durch Hektik noch durch technische Mätzchen den Zuseher zu unterhalten weiß, sondern allein durch eine unverbrauchte, mit sicherer Hand inszenierte Geschichte. Detektivkino in seiner reinsten Form - für mich, ganz subjektiv, ein wenig zu behäbig, daher 7/10.