Alle Jahre lang mal, gibt es Regisseure, die als Regie-Wunder bezeichnet werden. Bei diesen Regisseuren handelt es sich meist um jene, die schon mit ihren ersten Werken großartige Meisterwerke der Filmkunst hervorzaubern. Einer von ihnen ist Christopher Nolan, der mit seinem zweiten Film "Memento" etwas in die Kinos brachte, was es in dieser Form, bis dahin, noch nicht gegeben hat! Ein verschachteltes Filmpuzzle der absoluten Spitzenklasse, das rückwärts erzählt wird!
Die Story von Memento ist schon einmal wie geschaffen für einen Film dieser Art. Ein Mann, der sein Kurzzeitgedächtnis verloren hat, den Mörder seiner Frau sucht und sich dabei Notizen in Form von Tattos oder Polaroids macht, ist wirklich ideal und passt zum Ablauf des Films, wie die Faust aufs Auge. Denn nicht nur Hauptfigur Leonard hat Probleme mit seinem Gedächtnis, auch der Zuschauer wird diese im Laufe des Films bekommen, so sehr er sich auch anstrengt!
Denn der absolute Reiz liegt in der Erzählweise. Nolan verschachtelt seinen Film in zwei, auf den ersten Blick eigentlich nicht ganz zueinander passenden Handlungssträngen. Auf der einen Seite haben wir das Ende der Geschichte, welches uns Szenenweise in umgekehrter Reihenfolge erzählt wird, wobei die nächste Szene des Strangs immer genau da aufhört, wo die gerade aufgehörte Szene angefangen hat. Zwischen diesen (farbigen) Szenen erfahren wir in Schwarz/Weiss allerdings den Anfang der Story, dieses mal in chronologisch richtiger Reihenfolge. Zu Beginn scheint dieser Strang erst einmal sinnlos zu sein und man formt sich im Kopf eher die farbigen Szenen noch mal aneinander und probiert sich auch an ja jedes gerade gesehene Detail zu erinnern und es zu verarbeiten. Doch im Verlaufe des Films werden auch die S/W-Szenen immer wichtiger und man sollte sich schleunigst auch auf diese Szenen konzentrieren. Sozusagen sollte man Beides (Konzentration und Filmformung im Kopf) zur gleichen Zeit tun. Das dies natürlich unheimlich schwierig ist und wirklich vollste Konzentration und Gedankenordnung erfordert, dürfte dabei wohl jedem klar sein! Und zum Schluss ärgert man sich dann sogar darüber, dass man am Anfang bei den S/W-Szenen nicht richtig aufgepasst hat, denn zum Schluss hat wirklich alles eine Bedeutung.
Am Ende des Films treffen dann nämlich beide Handlungsstränge aufeinander und wir sind quasi bei der Mitte der Geschichte angelangt und alles fügt sich zusammen, vorausgesetzt man hat wirklich alles mitbekommen. Dies ist aber bei einmaligem Schauen nahezu unmöglich und somit freut man sich eigentlich immer wieder mal auf einen spannenden Memento-Abend und man wird auch noch beim zwanzigsten Mal garantiert noch das ein oder andere neue Detail erkennen, was man vorher nicht gesehen hat. Und auch beim einundzwanzigsten Mal wird man sich noch voll konzentrieren müssen bzw. wollen, man könnte ja doch noch etwas entdecken. Eigentlich ist dieser Film einer derjenigen Streifen, die man wohl auch noch in vielen Jahren immer wieder einlegen wird! Ein perfektes Werk, das sein Geld mal wirklich 100% wert ist und das niemals "abgenutzt" wirken wird!
Was man natürlich tunlichst vermeiden sollte ist sich den Film in chronologisch richtiger Reihenfolge anzuschauen, wie es bei manchen DVD's möglich ist! Dadurch verdirbt man sich garantiert den ganzen Spass und der Film ist kaum noch zu gebrauchen. Denn in der richtigen Reihenfolge abgespielt, ist der Film und die Geschichte sicherlich nicht mehr sonderlich originell! Dafür ist die Geschichte einfach zu stark für die gegebene Erzählweise konzipiert!
Kommen wir nun noch zu einigen filmischen Details!
Die Kulissen und die Kameraführung sind mehr als gelungen. Während man bei den farbigen Szenen eigentlich durchgehend mit Leonard "mitgeht" und eigentlich alles aus seiner Sicht mitbekommt, ist man bei den S/W-Szenen eigentlich mehr ein Voyeur, der durch eine fest installiert wirkende Kamera schaut. Klasse kann man da nur sagen!
Der Soundtrack passt dann ebenfalls supergut zum Geschehen und mag durchaus seinen Weg in das Soundtrack-Regal finden!
Und auch die Darsteller sind, schlichtweg, sensationell. Guy Pearce spielt seine Rolle als Mann ohne (Kurzzeit-)Gedächtnis mehr als glaubwürdig, Joe Pantoliano miemt genial den hinterlistigen Bösewicht "Teddy" und Carrie-Anne Moss als mysteriöses, hinterlistiges Luder Natalie ist ebenfalls nicht zu verachten! Hier wurde wirklich jeder perfekt gecastet!
Fazit: Großartiges, intelligentes und vor allem höchst interessantes Film-Puzzle, wie es wohl selten ein Zweites geben wird. Ein meisterhafter, genial erzählter Thriller, den man sich garantiert, ein lebenlang, immer wieder anschauen wird und der einem wohl nie 100% schlüssig sein wird, vorausgesetzt man macht um den Chronological-Cut einen weiten Bogen. Großartige Schauspieler und eine exzellente Inszenierung heben den Film zudem noch höher, als er eh schon steht. Einer meiner absoluten Top-Favoriten und einer der besten Filme aller Zeiten!
Fazit: 10/10