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Virginia, heute: Elizabeth Powell, die Mutter der von Alpträumen geplagten Jane, erfährt durch die Aufzeichnungen ihres Vorfahren Richard von der Geschichte der jungen Betsy Bell, die im Tennessee des Jahres 1817 ebenfalls unter nächtlichen Heimsuchungen zu leiden hatte. Rückblende! In Betsys Schlafzimmer geht urplötzlich der Punk ab, aber nicht auf die angenehme Art, denn ein unsichtbares, dämonisches Wesen vergreift sich des Nachts an ihr und walgt sie so richtig durch. Patriarch John Bell ist schnell davon überzeugt, dass die verhasste Kathe Batts Betsy einen Fluch angehext hat, um sich für seine überzogenen Mieten zu revanchieren. Doch wie kann man dem Spuk Einhalt gebieten...? "Der Fluch der Betsy Bell" ist ein ebenso anämischer wie auf vordergründige und oberflächliche Schocks ausgerichteter Gruselfilm, der zwar ein wenig Abwechslung zu den Mitte der Nullerjahre so hoch in Mode stehenden Torture-Porn-Epen bietet, für sich allein betrachtet allerdings etwas schwach auf der Brust ist. Regisseur und Drehbuchautor Courtney Solomon hat jedenfalls nicht viel mehr als ein Szenen-Potpourri der besten Momente von "Der Exorzist", "Poltergeist" und "Entity - Es gibt kein Entrinnen vor dem Unsichtbaren, das uns verfolgt" zustande gebracht, was auch erklärt, warum hier geradezu alles nach Klischee stinkt. Was da an vertrauten Versatzstücken und abgegriffenen Situationen bemüht wird, geht echt auf keine Kuhhaut, und trägt zudem nicht gerade dazu bei, dass der Zuschauer den "Diese Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit"-Claim kurz vor den End-Credits tatsächlich für bare Münze nimmt. Der angeblich gut dokumentierte Fall der "Bell Witch", der sich im frühen 19. Jahrhundert in Tennessee zugetragen haben soll, dient hier nämlich nur als Aufhänger für eine völlig abgeranzte Handlung, die so ziemlich alle Standards für einen hanebüchenen PG-13-Horrorfilm erfüllt. In der aufgetakelten, lediglich auf den bloßen Effekt hin ausgerichteten Inszenierung Solomons verpuffen die mit viel Geschrei und Hysterie aufgemotzten Poltergeist-Attacken demnach leider ziemlich wirkungslos, während dazu der nervtötende Score in Verbindung mit den auf volle Lautstärke gedrehten Sound-Effekten die Tonspur rockt. Bei so viel visuellem und akustischem Getöse braucht man natürlich nicht darauf zu hoffen, dass sich irgendwie doch noch ein Hauch jener Stimmung breit machen wird, die die besseren und zumeist auch ein wenig subtileren Genre-Vertreter dieser Art auszeichnet... stattdessen gibt es popelige Jump-Scares ohne Ende, an denen man sich natürlich schon längst sattgesehen hat. Schade allerdings, dass sich ein paar gute Schauspieler für so einen Müll hergegeben haben und "Der Fluch der Betsy Bell" dadurch einen Anschein von Klasse verleihen, der ihm gar nicht zusteht. Donald Sutherland und Sissy Spacek bringen dank "Wenn die Gondeln Trauer tragen" respektive "Carrie - Des Satans jüngste Tochter" zudem noch die entsprechende Genre-Credibility mit, können bei der Auswahl ihrer Rollen mittlerweile aber wohl auch nicht mehr so wählerisch sein wie früher. Obwohl gut fotografiert, vergällen einem doch wieder mal die unpassend gesetzten CGI-Einsprengsel und die hektische Montage im MTV-Stil die Freude an dem betulichen Grusel-Getue. Selten war die Diskrepanz zwischen Form und Inhalt so groß wie hier. Da der Streifen erzählerisch jedoch gar nichts auf der Pfanne hat, dient die flashige Gestaltung in diesem Fall nur als halbseidenes Ablenkungsmanöver. Echte Schauwerte sind hingegen Mangelware, am eindrucksvollsten sind da noch die einigermaßen glaubwürdig auf achtzehnhundertnochwas getrimmten Sets und Kostüme... aber das ist auch schon gerade alles, was an diesem Quark einigermaßen glaubwürdig ist. Den Gipfel der Peinlichkeit erklimmt "Der Fluch der Betsy Bell" jedoch erst zum Schluss, wenn eine Erklärung für die Heimsuchung aus dem Hut gezogen wird, die ohne Probleme auch aus einem x-beliebigen TV-Film-der-Woche stammen könnte. Dass Courtney Solomon die Chuzpe besessen hat, die "Fakten" (and I use that term ever so loosely here!) derartig zu verwässern und dann auch noch mittels einer buchstützenartigen Rahmenhandlung eine echt krude Pointe zu setzen, nötigt einem fast schon Respekt ab.

4/10

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