Review

Auch hier ist der Titel allein schon wieder fast Alles, stellt zumindest mehr als nur den Hinweis auf das Kommende, sondern fast schon den gesamten Bestand dessen dar, was sich hinter dem Problem oder doch der Aussage [Who Holds] The Golden Key verbirgt. Je nach angehängtem Frage- oder Ausrufezeichen verschiebt die Überschrift das Bewusstsein auf das Subjekt Wer oder auf die Antwort dessen, was passiert, wenn der Träger des Goldenen Schlüssels enttarnt ist und zur Tat schreitet. Probleme, Rätsel, Interessen, Abenteuer, Furcht und Schauer als das Grundmuster von serial fiction, immer mit entscheidender Betonung auf das Objekt der Begierde, dass unabhängig dessen seine McGuffin-Präsenz mit entsprechend nur vorgeblich wichtiger statt faktischer Funktion als schwindlerischer Gimpelfang bestreitet.

Derart explizit zum Ausgangs- und Höhepunkt und zentralen Gegenstand des provinziell modernistischen sex & crime Geschehens gemacht, kommt dem Schlüssel als Postulat auch die vorrangige Bedeutung für das Erfassen der dramatischen Kunst, der Charakterisierung der Figuren und ihrer gegen- und wechselseitigen Kommentierung zu. Die üblichen Verdächtigen der Jagd nach dem geheimnisvollen Schatz sind, in unvollständiger Aufzählung:

Der Interpol-Agent Fang Dai - kuen [ Alan Tang ], der sich zwar auf Urlaub befindet, aber für seinen Freund, den Privatdetektiv Huang Sin - hwei [ Nick Lam ] als Helfer in der Not in die Bresche springt. Der kriminelle Millionär Cheng Yung - seng [ Tang Ching ], der mit seinen illegalen Aktivitäten auf einer Schwarzen Liste steht. Die mysteriöse Schönheit Chang Siu - chuen, die reihenweise die in verbrecherische Aktivitäten verstrickten Schwerreichen mit der Androhung der Aufdeckung gegenüber der Polizei erpresst. Ihre Bekannte Tin - hsiang, die sich von all dem Gemauschel hinter den Kulissen fernhalten wollte, aber zuviel weiß und unweigerlich in den Sog von Macht, Gier und seine Folgen gesogen wird. Die angehende Sängerin Chen Wan - lan [ Meg Lam ], die eigentlich nur im thailändischen Nachtclub "Café de Paris" von Madam Mimi Ma und ihrem widerlichen Bettgenossen Lung - piau am Mikrofon auftreten will, aber ebenfalls in die weit verzweigten Machenschaften involviert wird, ob sie will oder nicht. Und der thailändische Polizeinspektor Lo [ Sung Pa ], der im Hintergrund agierend die Drecksarbeit für seine Eingreiftruppe erledigen lässt, bevor er zum finalen Sturm ruft.

Ein Ungleichgewicht an Beharrung, Veränderlichkeit und dem Nachgeben zufälliger Augenblicksreize. Ein nie zu erschöpfender Stoff, kugelsicheres Material, eine besonders breite Skala verschiedenartiger Motivationen. Ein Stammbaum an Persona, der mehr Koordinierung, Integration und Formwille verlangt als das, was das Drehbuch in absurder Abschweifpedanterie für sein Gesamtbild nur provisorischer Geschlossenheit bereit ist zu entwickeln. Das unverwüstliche Skript, ein regenbogenfarbener Blätterwald angesiedelt zwischen Hong Kong, Bangkok und Pattaya, zwischen Pulpkrimi, Erinnerungsband und Action-Kolportage, zwischen Bond, Emanuelle im Sexrausch und Polizeiruf 110, zwischen Hin und Her und Auf und Ab versteift sich mehr auf eine Bestandsaufnahme zerrissenen Glieder der Plotkette mit durchaus zunehmender Detailkenntnis als auf die nahe liegende Gesamtüberschau der gleichgerichteten oder eben doch nebeneinanderher und konkurrierender Entwicklungslinien. Es werden mehr Informationen als Einsichten und mehr Konstruktionen als Erfahrungen geliefert, mehr Kreisbewegungen als Fortschritte gemacht, selbst die eigentlich schnelle Entschiedenheit und platzsparende Einengung auf das Wesentliche wird eigenhändig wieder auf Unnötiges am Rande ausgeweitet. Auf die wenig feierliche Erhöhung des Gemütes, den touristischen Anmerkungsteil, die falsche Fährte von Fußnoten, Wiederholungen, nebensächlichen Taschenspielertricks und entbehrlichem Sinnestaumel, die als Beiträge negativer Art abseits eines wohlausgesuchten Vorankommens schon über sich selbst zu reflektieren beginnen.

Bestimmte Empfindungen von sittlicher und leidenschaftlicher Art sind vor allem die Eskapaden im und um die Amüsierstätte "Café de Paris", wo mehr getanzt als gesungen und mehr ausgezogen als getragen wird, sowie das Pläsierverhalten von Playboy Fang, der gleich Bond keinen verbindlichen Normen unterliegt und somit zwang- und irgendwie auch wahllos der andauernden Promiskuität frönt; beides ein erquickend wollüstiger Abstecher in die fruchtbaren Gegenden des Rotlichtmilieus. Neben den Waffen der Frauen, der Matratzenaction, den schlüpfrigen Castings, den Gogo - Tänzen im Babyspeckmantel und der selbstgefällig dünkelhaften Verbalerotik Fangs existieren aber immerhin auch noch die Fäuste der Männer; wobei sich die Herrschaften auch gegenseitig auf dem Hotelzimmer besuchen, allerdings nicht um das Schäferstündchen abzuhalten, sondern die lästige Konkurrenz zu beseitigen. Mehrmals wird Fang im vorübergehend trauten Heim aufgesucht bzw. wartend in Empfang genommen und reagiert auf diesen zunehmend abgedroschenen Einfall auch mit wachsender Unlust und steigender Aggression gegenüber den hartnäckigen Eindringlingen, was sich in allerlei erbitterten Schaukämpfen niederschlägt, um den Bütteln Mores zu lehren. [ Auszumachen in der Häscherabteilung sind u.a. Chin Yuet-Sang, Peter Chan Lung und Billy Chan Wui-Ngai, die anders als die anwesenden Damen über ein eigenes Profil verfügen, dass wenigstens die Identifikation ermöglicht; der Film verfügt ansonsten über so gut wie keine credits. ]

Und, nicht nur, dass Darsteller Alan Tang als Schläger im Zivil der Staatsmacht seit den Anfangsjahren entweder gehörig an Training absolviert oder hier einen überdurchschnittlich begabten Choreographen abbekommen hat, die kernig standfesten Auseinandersetzungen sind für Herkunft und Alter so übel nicht. Auch der Showdown klotzt mit einem lebhaften Massenshootout, der im durchaus mächtigen Aufwand leider nur vergisst, sich auf effektvolle Einstellungen auch abseits des Dauerfeuers zu konzentrieren.

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