Review

Die genaue Herkunft dieser Shockumentary, die von einem Label namens „Sync Entertainment“ per DVD auf den deutschen Markt gebracht wurde, ist unbekannt. Jene DVD lag jahrelang ungesehen bei mir herum, nachdem sie bei den mich erreichten Filmen aus einer Sammlungsauflösung dabei war. Mit durchaus gemischten Gefühlen legte ich sie schließlich eines Tages ein und hoffte auf eine debile Fälschungssammlung à la „Faces of Death“ o.ä., angereichert mit ein paar exotischen Ritualen nach Mondo-Art, doch mitnichten: Ein Label mit dem Begriff „Entertainment“ im Titel hat hier tatsächlich reale Archivaufnahmen brutaler Todesfälle als Horror-Unterhaltung deklariert.

Die Aufnahmen wurden in acht verschiedene Kapitel nach Themen unterteilt und beginnen unmittelbar mit einer Exekution per Erschießung irgendwo in Afrika, die zeigt, wie langsam auch Gewehrsalven töten können. U.A. wird dem Opfer ins Gesicht geschossen – Bilder, die mich noch immer verfolgen. Ein anderer Beitrag dokumentiert, wie jemandem als Bestrafung Hände und Füße abgetrennt werden. Diese Szenen gehörten für mich zu den härtesten. Bei vielen anderen sieht man „lediglich“ die Resultate von Explosionen, Morden etc. oder auch gar keine Opfer wie bei zahlreichen Flugzeugabstürzen. Wer Stiere aufhetzt und von ihnen auf die Hörner genommen wird, ist wiederum selbst schuld, solche Aufnahmen lassen mich eher kalt. Fußball-Krawalle, internationale Einsatztruppen bei afrikanischen Stammesunruhen etc. schinden viel Zeit und fallen verhältnismäßig „harmlos“ aus, verfügen bisweilen jedoch auch über grausame Gewaltspitzen. Der Film endet mit dem Selbstmord des Politikers Robert Budd Dwyers vor laufender Kamera; ein zutiefst tragischer Fall, glücklicherweise scheint es für Dwyers schnell vorbei gewesen zu sein.

Viele dieser Aufnahmen wurden offenbar bereits in ähnlich gelagerten Shockumentarys verwendet. Viele stammen von TV-Sendern und verfügen noch über deren Originalkommentare, andere werden von einem mehr oder weniger reißerischen Sprecher – jeweils im nicht untertitelten englischsprachigen O-Ton – kommentiert. Das eine oder andere Kapitel wurde möglicherweise nachträglich durch die Zusammensteller dieses Films mit Musik unterlegt. Allen Kapiteln gemeint ist, dass sie so gut wie keine Hintergrundinformationen zum Gezeigten oder Einordnungen desselben bieten, wohlwissend, dass die Gaffer- und Mutproben-Zielgruppe daran vermutlich ohnehin kein Interesse hätte.

Es ist mir bewusst, wie reizvoll es als Heranwachsender sein kann, im Fernsehen normalerweise nicht gezeigte reale Todesszenen einmal zu sehen, aus jugendlicher Neugier das i.d.R. dann noch ferne Thema Tod betreffend heraus oder zum Ausloten eigener Schmerzgrenzen. Doch scheint es auch darüber hinaus eine Klientel zu geben, für die solche Filme zusammengestellt werden – eine, mit der ich so wenig wie möglich zu tun haben möchte. Aus Profitgründen diese anhand solcher Filme zu bedienen und das reale Leid fremder Menschen auf diese Weise auszuschlachten und zur Befriedigung kranken Voyeurismus als Unterhaltungsprodukt feilzubieten, empfinde ich als ebenso abstoßend und widerwärtig wie viele der gezeigten Szenen.

Auch, wenn ich es in dieser Form ganz sicher nicht gebraucht hätte und ohnehin täglich daran erinnert wurde, führte mir der in drei oder vier Teilstücken gesehene „Death – The Ultimate Horror“ noch einmal vor Augen, welch kaltblütige Bestie der Mensch sein kann und welches Unheil Waffen anrichten. Einen positiven Aspekt möchte ich diesem Stückwerk indes auf keinen Fall andichten, sondern im Gegenteil vor dessen Verstörungspotential warnen. Das war mit Sicherheit der letzte Film dieser Art, den ich mir angeschaut habe. So sehr ich mich an Splatter- und Gore-Spezialeffektkunst erfreuen kann, so sensibel reagiere ich auf reales Grauen. Wem diese Unterscheidung zwischen Fiktion und Realität insofern schwerfällt, dass er auch aus echten Todes- und Verstümmelungsszenen Unterhaltungswert und Zerstreuung bezieht oder ihm diese gar lieber sind als Kunstblut, Latexmasken und Schleimgeglibber, ist mit Vorsicht zu genießen...

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