"Bad Day At Black Rock" beginnt mit einer reißerischen Titelsequenz: Zu dramatisch tosender Musik sehen wir einen Zug durch die Wüste fahren, gefilmt aus allen erdenklichen Perspektiven. Er verlangsamt sein Tempo und rollt im Bahnhof von Black Rock ein, einem kleinen, staubigen Kaff mitten im Nirgendwo. Unruhe und Irritation macht sich unter den Anwesenden breit, denn es ist das erste Mal seit 4 Jahren, daß der Stromlinien-Zug dort hält. Ein Fremder steigt aus.
Ein beeindruckender Beginn, der auf ein typisches B-Movie jener Zeit hinzudeuten scheint. Doch Stadt in Angst geht weit den Status eines Routine-Produktes hinaus. Dies liegt sicher an der tadellosen, stilsicheren Regie des großen John Sturges, an der famosen Besetzung, aber vor allem auch an dem exzellenten Drehbuch von Millard Kaufmann, das auf einer Geschichte von Howard Breslin basiert.
Obwohl man hier mit den Stilmitteln des Western operiert, wie ja schon in der Titelsequenz deutlich wird, ist die Handlung in den 50er Jahren angsiedelt, kurz nach Beendigung des Krieges. John MacReedy (Spencer Tracy als einarmiger Kriegsveteran) ist nicht nur durch seine Anreise per Zug, sondern auch mit seinem korrekt sitzenden Anzug und seiner gewählten Ausdrucksweise von Anfang an ein Außenseiter unter den rauhen Kleinstadt-Gesellen. Ein größerer Gegensatz ist eigentlich kaum denkbar. Er sucht nach einem vermißten Japaner, stellt unbequeme Fragen und zieht die Aggressionen der Einwohner auf sich, die offenbar ein Verbrechen vertuschen wollen. Anfänglichen Sticheleien und Provokationen begegnet er mit bewundernswerter Gelassenheit, doch die Situation droht zu eskalieren. Die Sequenz, in der es in einer Bar zu einer Schlägerei zwischen MacrReedy und einem besonders unangenehmen Zeitgenossen (Ernst Borgnine) kommt, ist in Inszenierung und psychologischem Aufbau wirklich genial.
Andre Previn schrieb eine hervorragende Komposition, die nach dem aufbrausenden Beginn die Nachforschungen MacReedys eher dezent begleitet und mit knapp über 20 Minuten Gesamtlänge, dramaturgisch wohl durchdacht auf den Film verteilt wurde.
Bad Day At Black Rock ist nicht nur auf Grund seiner formalen Qualitäten, sondern auch mit seiner kritischen, anti-rassistischen Aussage und der Bezugnahme auf Pearl Harbour wirklich sehenswert und einer der besten Kriminalfilme überhaupt.