Review

Viele, viele Horrorfilme habe ich mittlerweile hinter mir. Angefangen hat diese Leidenschaft etwa im Alter von 15 Jahren. In einem so zarten Alter gruselt man sich schnell, was einfach daran liegt, dass man noch nicht viel gesehen haben kann. So passiert es, dass man schwerer gute von schlechten Horrorfilmen unterscheiden kann. Man findet einfach alles gruselig, was nicht völlig dilettantisch produziert wurde. Ähnlich verhielt es sich damals mit „House on Haunted Hill“. Ich hatte ihn in äußerst positiver Erinnerung. Ein Film, der ohne Übermengen an Blut ergreifende Stimmung herstellen kann und dabei über eine gesunde Härte verfügt. So dachte ich jedenfalls und legte mir daher die DVD kürzlich zu, um ein kleines Revival initiieren zu können. Vor 9 Jahren war ich begeistert von dem Streifen, wie würde er sich mir nun präsentieren? Dass Filme auch beim zweiten Sehen Gänsehaut hervorrufen können, hat mir „The ring“ bewiesen. Als ich mir diesen Film auf DVD zugelegt hatte, traute ich mich beim ersten Einlegen bei Anblick des Flimmermenüs nicht, den Film zu starten.

Erfolg hat „House on Haunted Hill“ 1999 jedenfalls gehabt, nicht nur bei mir, sondern auch in den Kinos. Bei einem Budget von 19 Millionen Dollar konnten über 40 Millionen eingespielt werden. Es handelt sich um das Remake des gleichnamigen Klassikers aus dem Jahre 1959 von William Castle. Damals spielte Vincent Price den verrückten Millionär, der seine Spielchen spielen will. Im neuen Film taufte man den entsprechenden Charakter daher Steven Price (Geoffrey Rush). Die Tochter des Original-Produzenten William Castle war im Remake als Co-Produzentin tätig (Terry Castle).

Nun muss ich sagen, dass das Remake meinem heute kritischeren Auge nicht mehr wirklich standhalten konnte. Ich bin sicher, dass „Bladerunner“ ebenfalls nicht ein weiteres Mal 9 Punkte verteilen würde. Es handelt sich erstaunlich offensichtlich um einen der ganz vielen mittelmäßigen Teenie-Horrorstreifen, die krampfhaft versucht haben, die Nachfolge von „Scream“ anzutreten und es nicht geschafft haben. Doch bevor ich den Film zerreiße ein paar Worte zur Story:

Steven Price ist ein reicher Typ, der in seinem Vergnügungspark „Terror incognito“ den Menschen mit seinen außergewöhnlichen Fahrten viel Angst einjagt. Er führt eine unglückliche Hass-Ehe mit Evelyn Stockard-Price (Famke Jannsen, "X-Men"), da diese nur sein Geld wollte und sich daher nicht scheiden lassen will. Aus unersichtlichen Gründen lädt Price 5 Menschen in das Haus auf Haunted Hill ein, welches früher eine Irrenanstalt gewesen ist. Damals schafften die gequälten Patienten einen brutalen Aufstand, der zahlreiche Tote nach sich zog. Deswegen spukt es noch heute in diesem Haus. Die eingeladenen Gäste Sara Wolfe (Ali Larter, „Final destination“), Donald Blackburn (Peter Gallagher, „O.C. California“), Watson Pritchett (eigentlich nur Hausverwalter, gespielt von Chris Kattan, „Saturday Night Live“), Melissa Marr (Bridgette Wilson-Sampras, „Wedding planer“) und Eddie Baker (Taye Diggs, Equilibrium) können jeweils eine Millionen Dollar abgreifen, falls es ihnen gelingt, die Nacht zu überleben. Schon hier stellen sich unaufhörlich Fragen, die ich mir selbstständig nicht beantworten konnte. Was war Prices Intention? Wollte er seine Gäste nur ein wenig gruseln und war ihm das 5 Millionen Öcken wert? Oder wollte er tatsächlich Tote sehen? Abgesehen davon ist es recht seltsam, dass die Gäste erstens ohne groß Fragen zu stellen das Haus aufsuchen und zweitens plötzlich wieder gehen wollen, als der erste eigentlich eher harmlose Schreckeffekt auftaucht. Wieauchimmer entpuppt sich die Nacht erwartungsgemäß als widerlicher Höllentrip, den – soviel darf ich verraten – nicht alle überleben werden. Äußerst störend dabei fand ich Pritchetts Ausgüsse über das Haus. In jedem zweiten Satz wird erwähnt, dass das Haus böse ist und eigenständig handeln kann. So als müsse man dem Zuschauer krampfhaft Spannung und Furcht aufzwängen. Das funktioniert vielleicht bei 15-jährigen, das kann ich selbst bezeugen. Für die meisten Mitglieder der älteren Generation ist es hingegen eher lächerlich. Überhaupt sind die Dialoge ein großes Problem des Werkes von Regisseur William Malone. Sie sind wirklich weitgehend brutal stupide und selten witzig, obwohl sie das sein wollen.

Zuerst möchte ich meine Kritik zu Ende führen, bevor ich auch ein, zwei Lichtblicke erläutere. Schrecklich ist das Ende des Films. Die Auflösung, was genau das Böse des Hauses ist.

SPOILER ANFANG
Eine schwarze Wolke, die aus den Seelen der gequälten Menschen besteht, wird freigelassen und zieht die Gäste in sich auf. Leider ist sie nicht besonders furchterregend animiert und die Kommentare, die aus ihr von verschiedenen Charakteren entweichen, sind besonders lächerlich und zerstören jedes Moment aufkommender Spannung. Am schlimmsten war wohl der Spruch „Der Doktor ist da“. Außerdem stimmungstötend der Kommentar von Eddie „Ich bin adoptiert“ - gerade da, als es am spannendsten sein soll. Das Ende wurde also völlig verhunzt, wenn irgendjemand mich fragen sollte.
SPOILER ENDE

Nun zur positiven Seite des Films. Der Soundtrack. Hier passt Marilyn Mansons Version von „Sweet dreams“ wie die Faust auf’s Auge und kann unheimliche Stimmung vermitteln. Des Weiteren steht eher eine Geräuschkulisse im Vordergrund, welche ich ebenfalls als gelungen bezeichnen würde. Nur an einer Stelle in der Mitte des Films wird eine völlig unpassende Fröhlich-Rock-Sequenz eingestreut, die wie viele andere Bestandteile des Films Stimmung zerstören.

Gut fand ich außerdem die Art, wie man erschrecken will. Da stehen undefinierbare Personen in einiger Entfernung, sodass man sich nicht durch Benennung die Furcht nehmen kann, da erscheint in einer Kamera der sadistische Oberarzt von damals und starrt einen an. Wirklich schöne Gruselelemente also, die sich aber nicht konstant durch den Film ziehen können. Das tun leider nur die schlechten Dialoge und die zwanghaft wirkenden und oft unlogischen „Twists“ in der Story.

Fazit: „House on Haunted Hill“ ist ab 16 Jahren, es wäre vielleicht besser gewesen, ihn „bis 16 Jahre“ freizugeben. Denn viel ältere Generationen kann er schwerlich erschrecken. Zu stupide die Story, zu unsympathisch und wenig vertieft die Charaktere. Natürlich ein Scherz, denn man hätte den Film auf Grund seiner Blutszenen wohl durchaus erst ab 18 Jahren freigeben können. Gute musikalische Untermalung und einige subtile Horrormomente sind die Stärken des Films, die Dialoge und die Story seine Hauptschwächen. Ebenso wie das enttäuschende Ende. Früher war ich beeindruckt, jetzt, unter objektivem Auge, kann ich nicht mehr als 4 Punkte geben. Euer
Don

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