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Andrew Wyke, ein exzentrischer Krimiautor mit einem Faible für Puppen und mechanisches Spielzeug, bekommt Besuch von Milo Tindle, einem jungen Italiener. Die beiden verbindet eine prekäre Situation: Tindle hat dem Schriftsteller die Frau ausgespannt. Doch anstatt deshalb erbost zu sein, schlägt Wyke seinem Nebenbuhler einen Handel vor. In einem fingierten Einbruch soll Tindle den Schmuck seiner Geliebten stehlen, wodurch Wyke die Versicherungssumme und Tindle der Verkaufserlös des Geschmeides zukäme. Obwohl der vornehme Wyke keine Gelegenheit auslässt, auf seine gesellschaftliche Überlegenheit hinzuweisen (Tindle ist "lediglich" Friseur), gibt er sich sehr entgegenkommend und verständnisvoll, er will sich sogar um den Kontakt zu einem Hehler kümmern. Tindle willigt also ein, und das Spiel beginnt. Er weiß nicht, daß Wyke's Absichten in Wahrheit ganz anderer Natur sind...

Ich hoffe, Spoiler weitgehend vermieden zu haben, denn dies ist ein Film, über den man kein Wort zu viel verlieren darf, um die Spannung nicht zu verderben. In der Tat ist SLEUTH ein kleines Filmjuwel! Laurence Olivier und Michale Caine liefern sich hier ein atemberaubendes Duell, eine stilvolle Spirale der Rache. Caine (der überraschenderweise nicht den versnobten Engländer spielt) ist auch auf schauspielerischer Ebene seinem Partner durchaus gewachsen, zumal das Setting nicht ohne ist und viel von den beiden Charakteren verlangt: Die gesamte Handlung spielt sich im Landhaus des Schriftstellers ab, und außer den beiden treten keinerlei weitere Personen auf. Ein zwei-Personen-Stück, das man sich sehr gut auf einer englischen Theaterbühne vorstellen kann. (Die Vorlage für den Film lieferte tatsächlich ein Theaterstück.)
Die Atmosphäre hat etwas traumartiges, das Haus des Schriftstellers wirkt wie ein verwunschener und zugleich bedrohlicher Ort. Die Sammlung mechanischer Puppen, die die Geschehnisse gelegentlich "kommentiert", korrespondiert sehr gut mit der infantilen Grausamkeit, mit der Wyke seinen Kontrahenden zum Spielzeug macht, und Tindles Antwort, die deutlich vernichtender ausfällt, gleicht ebenfalls einer in Gang gesetzten Maschinerie, der sich Wyke trotz seines angeblich höheren Intellekts nicht entziehen kann. Beide werden zu Spielzeugen ihrer Racheinstinkte, der verletzte Stolz, soviel sei gesagt, treibt beide in den Untergang.
Ein fesselndes Kammerspiel in bester Agatha Christie-Tradition mit einer ganzen Menge Überraschungen, selbst für routinierte Thriller-/Krimifans, und zwei exzellenten Hauptdarstellern.

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