Review

Als ich 1999 „Der 13. Krieger" im Kino sah, wusste ich mit dem Film nicht so recht etwas anzufangen. Das finde ich aus heutiger Perspektive insofern interessant, als dass ich damals von den Querelen beim Dreh sowie dem Wechsel auf dem Regiestuhl nichts wusste. Internet war da ja noch wirkliches Neuland und tatsächlich scheint im Film ein deutlicher stilistischer oder auch inhaltlicher Bruch enthalten zu sein. Auf mich wirkte der Film damals unrund und irgendwie nicht ordentlich erzählt, was ich wegen der durchaus enthaltenen überzeugenden Sequenzen bedauerlich fand. Soweit meine Erinnerung.


Nun, 21 Jahre später, habe ich den Film ein zweites Mal geschaut und muss sagen, dass ich mit dem Wissen um den Konflikt zwischen Crichton und McTiernan und trotz meiner bisherigen Erfahrung besser unterhalten wurde als ich gedacht habe.

Das liegt besonders an Sequenzen, die in sich abgeschlossen und sauber inszeniert worden sind, wobei ich hier am deutlichsten die Infiltration in die Höhlen der unheimlichen Krieger hervorheben möchte. Das Setdesign ist wirklich gelungen und man baut über die Szenen eine Vorstellung von diesem Ort auf, erhält also zumindest ein Gefühl von Orientierung.

Und hier würde ich auch das Problem des Gesamtwerks sehen wollen: Dies gelingt in anderen Sequenzen eben nicht. Gewissermaßen findet nicht genug Establishing der anderen Orte statt, da man immer sofort die zentralen Figuren in den Fokus nimmt, sie aber kaum in ihrer jeweiligen Umgebung einordnen kann. Vielleicht fehlt es nicht mal an Totalen, den Ort einführenden Bildausschnitten usw., aber es scheint, als wäre der Rhythmus, den es braucht, um dem Zuschauer ein Gefühl für die Schauplätze zu vermitteln, aus dem Takt gekommen. 

Das lässt dann auch auffallen, dass die Actionsequenzen zu Mitte und Ende des Films für sich genommen dann nicht genug Spannung und Schauwerte bieten, um alleine den Film zu tragen. Die Überfälle der Bärenkrieger sind eher kurz und unspektakulär ausgefallen, was bei einer stringenteren Erzählweise nicht so sehr ins Gewicht gefallen wäre. Und tatsächlich vermisst man auch etwas die blutige Wucht von Axt- und Schwertkämpfen, die ja zu Beginn in einer Szene, in der ein Streit der Wikinger grobschlächtig und blutig aufgelöst wird, als Versprechen an den Zuschauer mitgegeben wird. Dieses Versprechen wollte Crichton dann aber nicht mehr einlösen. Insofern hätte er auch den Streit der Wikinger nachdrehen sollen und Wikinger 1 hätte Wikinger 2 dabei eher den Hosengürtel statt die ganze Brust aufschlitzen können. Lacher und aus. Wenn aber Wikinger 2 früh im Film mit klaffender und blutiger Wunde zu Boden geht, dann erwartet man, dass hier der Standard für grafische Gewalt gesetzt wird. Stattdessen gibt es nur noch vereinzelte Gewaltspitzen und die Kämpfe werden insgesamt eher schonender inszeniert. Auch hier bleibt ein Eindruck der Inkonsequenz innerhalb der Inszenierung.

Als Anker in der doch sehr einfachen Geschichte, die aber eben auch viele Figuren bereithält, dient uns Antonio Banderas als verstoßener Moslem, der den fortschrittlichen und deutlich kultivierteren islamgeprägten Osten repräsentiert. Er ist nicht der Held der Geschichte und fungiert als Beobachter, aus dessen Blickwinkel wir die Geschehnisse miterleben. Jedoch werden die zu erwartenden Gegensätze zwischen dem gebildeten Diplomaten und den rauen Nordmännern nicht als plakativer Kontrast ausgewalzt und auch die Wikinger erweisen sich als zivilisierter, wenn auch kulturell aggressiv angelegter Haufen.

Die zentrale Figur ist dabei ein der literarischen Vorlage entnommener Ansatz, die Geschichte zu erzählen und dem Zuschauer eine schildernde Ordnung an die Hand zu geben. Hier stellt man dann aber tatsächlich fest, dass einige Dinge, die im Film zunächst von Bedeutung zu sein scheinen, plötzlich aus dem Fokus von Ahmed Ibn Fahdlan verschwinden. Konflikte oder Liebesbande zwischen Figuren fallen auf einmal aus dem Film einfach heraus, so dass auf der erzählerischen Ebene der Eindruck einer großen Beliebigkeit entsteht. Wenn man nicht wüsste, dass es einen Wechsel auf dem Regiestuhl gegeben hat, dann würde man annehmen, dass hier entweder jemand keinen Überblick über das große Ganze gehabt habe, oder dass Produzent und Schnitt dem Regisseur voll in die Parade gefahren seien.


 Fazit

Was mit „Der 13. Krieger" bleibt, ist ein holprig erzählter Film, der in einzelnen Sequenzen sauber und spannend inszeniert ist und in diesen Momenten auch gut unterhalten kann. Jedoch bleibt der permanente Eindruck, dass man besser gefahren wäre, wenn McTiernan seine Version eines roheren Männerfilms hätte vollständig umsetzen dürfen, um ein schlüssiges und spannenderes Gesamtwerk zu erhalten. Hätte man ihm freie Hand gelassen, hätte durchaus ein Klassiker des fantastischen Abenteuerfilms dabei herauskommen können.

Dass aber auch Regisseure mit freier Hand Filme mit einem solch unausgegorenen Eindruck abliefern können, wissen wir heute ja aber dank „Die letzten Jedi". Insofern bleibt meine Aussage natürlich nur reine Spekulation.

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