Abermals erweißt sich John McTiernan (Last Action Hero) als absoluter Könner seines Fachs und liefert mit Der 13te Krieger gleich noch seinen besten Film neben Stirb langsam 1&3 und Predator ab. Gut zwei Jahre, ehe durch Herr der Ringe ein neuer Fantasy-Boom ausgelöst wurde, verfilmte er mit diesem Streifen einen Roman von Bestseller- und Jurassic Park-Autor Michael Crichton (Coma), der hier auch als Produzent und Co-Regisseur tätig war. Fernab von den magischen Welten eines Herr der Ringe inszinierte McTiernan einen bodenständigeren Fantasystreifen mit Myhten-Elementen, ohne dabei in der Unglaubwürdigkeit zu versinken. Wer hier Hockus Pokus erwartet, der wird enttäuscht, denn Der 13te Krieger orientiert sich eher an der Historie und nordischen Sagen, und ist in erster Linie auch mehr Actionabenteuer im King Arthur-Stil als pures Fantasy-Epos. Und gerade das gefällt mir hier. Endlich mal ein gradliniger Fantasy-Actioner ohne nervige Trolle, Kobolde, Elfen, Orks und sonstigem Getier, das einem in den handelsüblichen Fantasy-Abenteuern über den Weg läuft.
Der arabische Edelmann Ahmed Ibn Fahdlan (Antonio Banderas) wird 922 n. Chr. wegen einer verbotenen Liebe vom Hofe des Kalifen verbannt und als Botschafter in nördliche Regionen geschickt. Bei seinen Reisen durch die nordischen Gefilde trifft er auf Wikinger. Menschen fressende Kreaturen schlachten die Untertanen des Königs Hrothgar (Sven Wollter) ab. Nur 13 Männer, so sagt die Dorfhexe nach Befragung der Knochen, können sie vernichten. Und der 13. muss ein Fremder sein. Unter der Führung von Thronerbe Buliwyf (Vladimir Kulich) zieht Fahdlan mit den Kriegern in die Schlacht gegen die Mächte des Bösen...
Der Part des arabischen Edelmannes, der vom Poeten zum Krieger wird, passt bei Antonio Banderas (Desperado) wie die Faust auf's Auge. Gut dabei ist, dass er nicht gleich zu Anfang alles aus dem FF beherrscht, sondern nach und nach die Sprache der Wikinger und den Umgang mit dem Schwert lernt. Zwar ist Banderas klar der Hauptcharakter des Streifens, doch der Anführer der Wikinger wird von Vladimir Kulich (Crash Point) dargestellt, weshalb auch er als Buliwyf die wichtigen Figuren der gegnerischen Horden meucheln darf, und Banderas wie dem Rest nur deren Fußsoldaten zum niedermetzeln übrig bleiben. Hinzu kommt Dennis Storhoi (Evas Auge), dessen Charakter zuerst als Dolmetcher fungieren muss und im Verlauf des Films so was wie ein Freund von Ahmed wird. Der Cast wird dann noch mit brauchbaren Nebendarstellern wie Tony Curran (Underworld: Evolution), Diane Venora (Der Schakal) und Omar Sharif (Top Secret) abgerundet.
Mal ausnahmsweise kein weichgespülter PG-13er, sondern ein harter Rated R-Streifen, den uns McTiernan hier mit Der 13te Krieger serviert. Dies wird vor allem bei den durchweg blutigen Kämpfen zwischen den Nordmännern und den Kannibalen deutlich. Übermäßig brutal wird's zwar nicht, aber der eine oder andere Kopf geht schonmal in der Totalen flöten und Blut spritzt auch eine gute Menge. Ansonsten wird noch gehackt und geschlitzt, bis die Klinge glüht. Auf beiden Seiten gibt es dabei Verluste und die Darsteller geben allesamt eine gute Figur im Gefecht ab. Keiner wirkt hier unglaubwürdig oder deplatziert. Hier passt's einfach.
Obwohl sie eine Adaption eines Crichton-Buches ist, strotzt die Verfilmung nicht mit allzu sehr Tiefgang. Gut, die Vorlage habe ich bisher nicht gelesen, doch der vorhandene Tiefgang ist gut portioniert und genügt für einen Film auch. Auch ist die Handlung an sich recht einfach gehalten, was aber nur eines der wirklich wenigen Mankos ist. Denn das kann McTiernan geschickt durch eine düstere Atmosphäre schwarz wie die Nacht kaschieren und auch die Naturaufnahmen können beeindrucken. Storymäßig belässt man es überwiegend bei der Konfrontation der Nordmänner mit ihren kannibalischen Wiedersachern, und Nebenplots wie der um den intriganten Königssohn und Ahmeds Annäherung an die Dienerin Olga werden glücklicherweise nur am Rande behandelt. Neben der düsteren und bedrohlichen Atmosphäre kann Der 13te Krieger noch durch seine authentischen Dekors, Kostüme und Sets sowie die wuchtige Musik, für die hier Altmeister Jerry Goldsmith verantwortlich war, bestechen. Neben arabischen Klängen kommen hier auch temporeichere Stücke zum Einsatz, von denen vor allem die actionhaltigen Sequenzen profitieren können.
Zudem geht es hier, wie schon erwähnt, recht rau zu, und obwohl der Film auch ins Fantasy-Genre gehört, hat er kaum was mit Herr der Ringe oder Harry Potter zu tun. Eher schlägt man hier in Richtung Conan - Der Barbar ein, wenngleich irgendwelche Fabelwesen ausbleiben. Märchenhafte Elemente sucht man hier vergeblich, gehört McTiernans Streifen mehr der sogenannten Heroic Fantasy an, in der nicht pupertäre Zauber-Azubis, altkluge Elben oder gutmütige Hobbits, sondern schwertschwingende Krieger die Helden sind. Diesbezüglich stellt Der 13te Krieger im Grunde eine Art Kontrastprogramm zum inzwischen aber auch wieder schwindenden Fantasy-Boom da.
Somit ist der Film eine echte Alternative, wenn man mal genug von Harry, Frodo und Konsorten hat, und stellt bodenständigere Fantasy mit viel Action-Zutaten da. Schade, dass es von dieser Sorte nicht mehr als eine Handvoll gibt. Hätte das Zeug zu einem echten Spartenfüller, wenn man das Thema nur richtig umsetzt. Und wie so was gemacht wird zeigt John McTiernan eindrucksvoll mit Der 13te Krieger, der auch nach mehrfachem Anschauen nichts von seiner düsteren und bedrohlichen Atmosphäre verliert.