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Die Letzte einer Vielzahl mäßig erfolgreicher, heute weitgehend unbekannter und auch nicht großartig der Nachfrage unterliegender Stanley Siu Wing / Alan Tang Kooperationen, allesamt in einem Zeitraum gefertigt, die für Beide durchaus als Hochphase der jeweiligen Karriere gelten darf. Anders als die üblichen ein Dutzend Triadenwerke der Herrschaften ist Winner takes All? viel mehr als nur die zunehmend konventionelle Produktion, bedient sich sicherlich häufig dieser Genreformel in entsprechender Zusammensetzung und verarztet im Rückgriff auf bereits Erarbeitetes auch dieselbe Klientel. Verhält sich aber darüber hinaus als Gestaltenwandler, der in der Beimischung widerstreitender Töne aus dem scheinbaren prima facie Beweis die Abwechslung in den Vorstellungen und Empfindungen der Zuschauers herbeiführt.

Vor allem das Aneinander geraten, das Bekriegen und Entzweien der gängigen Handlungsstruktur mit oftmals unpassendem, noch öfters sogar politisch nicht nur unkorrekten, sondern eigentlich gar nicht mehr tragbaren und schlechterdings auch nicht besonders lustigem Humor entfacht ein Wettrennen extrem verschiedener Vorstellungen und an sich gar nicht zusammenpassender Gedanken. Durch abgeänderte Harmonie wird der emotionale Resonanzboden dabei sowohl unterstützt, überlagert und rahmend umspielt – immerhin wird man nicht für die eigene Bequemlichkeit bestraft – als auch seiner Wirkung im entscheidenden Moment genommen, da die ungeschriebenen Regeln von Gebrauch und Behandlung der Dissonanzen schlichtweg missachtet und phasenweise ohne Gespür für Rhythmus und Intention scheinbar wahllos die nächste Unstimmigkeit eingesetzt wird.

Wenigstens bleibt die ungeheure Kakophonie ausdauernd, aber nie über Gebühr strapazierend oder gar malträtierend, häufig im letzten Moment wird das Ruder der Uneinigkeit immer in Richtung gewöhnungsbedürftiger Unterhaltung herum gerissen oder die Problemstellen gleich mit den dekorativen Elementen einer Actioneinlage aufgelöst. Die gängige Anzahl an kurz gehaltenen Shootouts, den üblichen Verfolgungsjagden zu Fuß und per Verkehrsmitteln und auch ein wenig Handkampf im Vorgang der Zurüstung ist ebenso im blanken Durchschnitt angesiedelt wie das restliche, im Aderlass aller Proportionen irgendwo zwischen crime, thriller, comedy, romance und drama befindliche, aber so auch der gefährlichen Trägheit entgehende Koexistenz-Geschehen:

Als Joe [ Alan Tang ] nach der Nachricht vom Mord an seinem Bruder aus den USA nach HK zurückkehrt, wird er daheim bereits von seinen ehemaligen Gangsterkollegen [ Chang Kuo-Chu, Billy Chow, Paco Yee ] erwartet, die ihm flugs mit der Machete und Pistole an den Hals wollen. Bei der Flucht versteckt sich Joe in der Wohnung der Ballettlehrerin Ann [ Olivia Cheng ], die von dem Eindringling erst wenig begeistert ist, sich aber zunehmend für den selbstsicher Auftretenden und seiner schmucken Ausstrahlung erwärmen kann. Ihr Kunde Fung [ Stanley Fung ], Juwelier und allein erziehender Vater, der sein kleines Mädchen bei Ann in die Tanzstunde schickt, kann sich nicht für den sichtlichen Hallodri elektrisieren, benötigt aber bald dessen schlagkräftige Unterstützung. Denn die gleichen Leute, die Joe an den Kragen gehen, haben bei einem Überfall auf Fung dessen Kind vor den heran brausenden Polizeiwagen geworfen. Da die Justiz unter Inspector Tiger Wong [ Wong Chik-Sam ] tatenlos zusieht, greift der Biedermann zur Waffe.

Der abrupte Umschwung nach dem graphischen Mord an der kleinen Lulu ist es, der dem auch sonst wenig zimperlichen, in diesem Fall aber zusätzlich reichlich galligen Film das erste Mal das Genick der Wohlwollung zu brechen droht; wird doch eben noch auf die blutigen Überreste der grausamen Tat gestarrt und im nächsten Moment die Späßels im Polizeirevier betrieben, in den erst der trauernde Vater vorgeführt und dann eine vollbusige Angestellte mit ihren Vorzügen in geifernden Augenschein genommen wird. Ohne gleich den Wertekanon in Frage zu stellen oder ihn subversiv misszudeuten: Wäre der Witz vom Holzhammerkabarett sarkastisch oder vielleicht auch zynisch entwaffnend genug, könnte man leichten Blickes über die ersten Irritationen im Prinzip der wechselseitigen Beziehungen hinwegsehen. Aber dieser Sketch voll Anzüglichkeit, Stichelei, bis hin zu blanker Verhöhnung und die noch nachfolgenden, die sich auch zumeist auf das Offensichtliche der Sexualität beziehen [ Ehebruch, Bordellbesuch, die Waffen der Frauen in der Männerdomäne etc. ], würden selbst in einem heiteren Ambiance nur wenig anerkennenden Applaus oder gar die brachialen guilty pleasure Schenkelklopfer erreichen. In einem trotz buddy picture Anleihen eher grauslichen Mord-und-Totschlag Sujet sind die herben Neckereien um ein privates Dienstverhältnis zwischen Inspector Tiger Wong und seiner bevorzugt ausgestatteten Kollegin ebenso abgeschmackt am Platze wie die neugierig erregte Befragung einer Krankenschwester nach den Details einer Vergewaltigung, und wie stimulierend sich diese für das Opfer angefühlt hat. Humor ist der Knopf, der verhindert, daß uns der Kragen platzt ?

Dass in den Ruhezonen eine völlig unnötige Romanze zwischen Joe und Ann eingepflanzt wird, die der Geschichte außer der Zusammenführung von Joe und eben Fung nichts weiter bringt, aber trotzdem bis zum Erblühen gepflegt werden soll, wirkt sich dabei auch nur nicht nachteilig aus, weil die Darsteller wie auch die gesamte Besetzung ihr Handwerk durchaus verstehen und so unsympathisch nicht sind. Hearthrob Alan Tang, der lange vor Chow Yun Fat eigentlich genau dessen Rollenspektrum verkörperte und diesem auch mimisch, gestisch und sowieso physiognomisch extrem ähnelt – wären sie verwandt, würde jetzt der Spruch mit dem Apfel kommen, der nicht weit vom Stamm fällt –, trägt seinen Part ebenso sicher über die Runden wie auch das komplette Gegenstück Stanley Fung. Fung, den Meisten bekannt als knorziger Spielverderber und ewig griesgrämiger Ränkeschmied aus den Lucky Stars Arbeiten überzeugt hier zwar auch nur deswegen, weil er die gleiche Rolle noch einmal, aber eben mit Anliegen dahinter spielt und als verständlicherweise miesepetriger Schreibtischhengst die Idealfigur schlechthin verkörpert. In den schnelleren Einlagen lässt man den grobmotorischen Sauertopf natürlich weitgehend außen vor oder nur passiv reagieren; einmal wird er als Spielball der hochgekochten Emotionen auch zum Trocknen an die Luft gehangen, wo er sich als Clou der inneren dramaturgischen Triftigkeit den Wind der Gesinnung um die Vigilantennase wehen lassen kann.

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