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Kampfsport im Endzeitszenario

Ein schlechter Regisseur nimmt ein miserables Drehbuch und verwandelt es in einen unansehbaren Film, beispielsweise sei hier genannt Steven Seagals „Ticker“. Ein mittelmäßiger Regisseur nimmt ein mieses Drehbuch und schafft vielleicht einen gerade noch ansehbaren C-Movie-Flop, hier sei als Beispiel angeführt Steven Seagals „The Foreigner“ – und alle anderen Filme des dicklichen Mimen nach diesem Sensationsfilm. Ein guter und begabter Regisseur aber nimmt ein erbärmliches Drehbuch, besinnt sich auf das, was die Leute wollen – Brot und Spiele – und bringt dabei einen unterhaltsamen Reißer der B-Movie-Klasse auf die Leinwand. Isaac Florentine ist ein solcher Regisseur, und das Drehbuch zu „Cold Harvest“ ist wahrlich ein Beispiel dafür, wie man es als Schreiberling nicht machen sollte, das Ergebnis jedoch ist wirklich gelungene Unterhaltung, trotz Minimalbudget, unbekannten Darstellern und eben dem angeführten Plot, der wahrlich eine Gurke ist.

Denn dicker auftragen geht kaum. Nach dem Einschlag eines Kometen und der darauf folgenden ewigen nacht in Kombination mit einer fiesen Seuche vegetieren die restlichen Menschlein in verfallenden Städten vor sich hin. Es gibt zwar alles, jedoch keine Hoffnung. Doch oh Wunder: sechs Menschen tragen ein Antigen gegen die Seuche in sich, dumm nur, daß die Leute bei einem Überfall durch den Gangster Little Ray und dessen Bande das Zeitliche segnen. Einer der Toten ist Oliver Chaney, dessen Bruder Roland ein Dasein als Kopfgeldjäger fristet. Als ihm nun Christine, Olivers Frau und Überlebende des Überfalls in die Finger kommt, hat Roland das, was alle aufrechten Filmhelden brauchen: den legendären „Anlaß“. So begibt er sich auf einen Rachefeldzug gegen Little Ray, erfährt dabei, daß Christine schwanger ist und somit die Rettung der Welt mit sich trägt, besiegt alle Widrigkeiten und die Übermacht der Gangster, ja, und alles wird gut, die Sonne scheint wieder, die Welt ist gerettet, und Liebe flammt auch noch auf.

Ich erwähnte es bereits, das Drehbuch ist ein echter Grund für einen Totalverriß. Aber Florentine hat Talent und auch ein Markenzeichen, nämlich seltsame „Wuschwusch“ – Geräusche bei Bewegungen der Protagonisten. Das mag zum Lachen reizen, ist aber gerade bei Auseinandersetzungen sehr unterhaltsam. Und Kämpfe gibt es viele, immer, wenn der Film in ein Loch fällt, dürfen sich die Widersacher prügeln, und das, liebe Leser, ist sehr professionell in Szene gesetzt, hart und blutig noch dazu. Aber leider trübt sich das Vergnügen im zweiten Drittel des Streifens, denn dort wird geredet, das Drehbuch gewinnt die Oberhand, der Spaß kommt zu kurz. Zum Glück berappelt sich der Film gen Ende zu wieder, der Showdown ist lang, ausgiebig darf gestorben werden, und die Darsteller wissen mit rasanten Martial-Arts-Bewegungen zu gefallen. Sicher ist das kein Film für die Ewigkeit, und unter die besten 50 schafft er es auch nicht, aber er macht Spaß. Die Geldengpässe sind kaum zu bemerken, Explosionen ordentlich hingetrickst. Die Fights brutal und ohne Gnade – ein typisches B-Movie eben, aber eines der besseren. Für ein Frühwerk beachtlich, wenngleich ich aus der selben Phase des Regisseurs „Savate“ für den besseren Film halte – für diesen hier reicht es noch zu 7/10.

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