Als das letzte Ergebnis des insgesamt enttäuschenden „Project Greenlight“ outet sich „Feast“ überraschend als ungemein fetziges Horrorsujet, das in seinen knackig-kurzen 80 Minuten flott voranschreitet und dabei wie im Flug vergeht.
Dabei stand das unter anderem von Matt Damon („Good Will Hunting“, „The Bourne Identity“) und Ben Affleck („Armageddon“, „Paycheck“) initiierte TV-Projekt lange Zeit unter keinem guten Stern. Als Reality-Show geplant, die jungen, talentierten Filmemachern die Chance geben sollte, ihr eigenes Drehbuch umzusetzen, blieb die Zuschauerquote deutlich hinter den Erwartungen zurück. Darüber hinaus entpuppten sich die letztlich fertig gestellten Filme auch nicht gerade als Knüller. Somit wurde die Serie nach der dritten Staffel auch schon wieder abgesetzt und das für misslungen erklärte Konzept zu den Akten gelegt. Schade eigentlich, denn ausgerechnet das letzte Kapitel erweist sich nun als gelungener Filmspaß.
Nach etlichen Verzögerungen, die nichts Guten verhießen, ersten mittelprächtigen Testscreenings und diversen Umschnitten konnte Regisseur John Gulager sich aller Unkenrufe zum Trotz sogar über eine limitierte Kinoauswertung seines Films freuen, bevor er schnell den Weg auf die DVD in einer unrated Fassung fand, die nicht sonderlich sparsam mit dem roten Lebenssaft umgeht, aber ganz sicher ihre Abnehmer finden wird. Eine gute Mundpropaganda sollte eigentlich dabei helfen aus „Feast“ nun nachträglich noch einen Hit zu machen.
Ich bin kein unbedingter Horrorfan, aber was Gulager hier abgeliefert, hat Hand und Fuß und macht darüber hinaus mächtig Laune.
Gleich vom Start weg hart am Gas, inszeniert er seine denkbar klassische Prämisse möglichst effektiv ohne Schlenker, größere Einleitungen oder gar ergänzende Erklärungen. Mitten in der Wüste wird eine Gruppe von Menschen an einem gemütlichen Abend in einer Bar von einer Horde Bestien angegriffen. That’s it. Simple and to the point. Woher diese Viecher kommen erfahren wir nicht und was sie wollen auch nicht. Ein paar vage Spekulationen helfen dem Zuschauer allerdings auf die Sprünge.
Im Grunde genommen erwartet das Publikum infolge nur selbstreflexive Aneinanderreihung diverser Genrezitate mit pechschwarzem Humor und viel Ironie. Die Vorbilder (u.a. „Alien“, „From Dusk Till Dawn“, „Assault on Precinct 13“, „Tremors“) sind zwar stets offensichtlich zu identifizieren, doch dies tut dem Spaß keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil, der augenzwinkernde Umgang mit den Ideen anderer Leute, ist ein wichtiger Bestandteil von „Feast“.
Denn Gulager verfügt nebenher noch über das Talent selbstironisch mit Klischees zu jonglieren und mit ein paar Genreregeln zu brechen. Er konstelliert grundsätzlich alle Stereotypen in dieser Bar, die man in so einer Situation auch erwartet, lässt dann aber beispielsweise die feminine Fraktion die Initiative übernehmen und stempelt das vermeintlich stärkere Geschlecht mit Unvermögen und Feigheit ab. Vor allem Henry Rollins als Motivationskünstler erhält dabei einige herrliche Momente, die genau zum Gegenteil von dem führen, was er in der jeweiligen Situation eigentlich beabsichtigt. Darüber hinaus erhält aber auch nicht jeder Charakter sein genregemäße Position, was letztlich auch zur Folge hat, dass der Zuschauer sich bis zum Ende nicht sicher sein kann, wer überhaupt heil aus der Sache herauskommt.
Der Humor lebt dabei sehr von seiner Spontaneität, weshalb ich auf die skurrilen Ideen auch nicht weiter eingehen möchte. Vor allem die Monster verschiedener Formate sorgen mit ihren unorthodoxen Methoden, die ab und an auch menschliche Züge annehmen, für viele gute Gags, die öfter merkwürdig erscheinen mögen, im Kontext aber herrlich funktionieren, weil die eingeschlossenen Menschen kein beobachtetes Verhalten unkommentiert lassen können.
Begleitet von Musikstücken, die, wie es beispielsweise das „Dawn of the Dead“ –Remake oder kürzlich auch „Crank“ zelebrierten, in vielen Fällen sehr amüsant ihr Statement zur jeweiligen Situation abgeben, beginnt Gulager das Schnetzelfest einzuläuten, kommt aber nicht darum herum kurz seine zusammengepferchte Schar mittels witziger Texttafeln (Name / Occupation / Job / Life Expectancy) vorzustellen, die bereits direkten Bezug zum anschließenden Überlebenskampf aufweisen.
Sind dann aber erst einmal alle versammelt, geht es schon Schlag auf Schlag. Erst schaut ein blutüberströmter Mann mit einer Schrotflinte herein, der sich gleich als Lebensretter outet, dann folgt seine Frau und schon versuchen die Monster einzudringen. Also verbarrikadiert man sich hektisch und zählt Waffen (klassisch: Schrotflinten) nebst Munition, bevor der nächste Angriff erfolgt. Man unternimmt Streifzüge in den ersten Stock und in den Keller, um nach Hilfe zu funken, zu flüchten oder hält die Biester vom Eindringen ab.
Zu sehen gibt es dabei dann Einiges, denn das „Unrated“ hat die DVD-Veröffentlichung sich redlich verdient. Abgetrennte Köpfe, ausgerissene Augäpfel, abgebissene Gliedmaßen und wild herumspritzendes Blut sind nur eine kleine Auswahl. Mal wird man von den Ungeheuern vollgekotzt, dann durchbohren sie menschliche Körper einfach mit ihren Klauen. Dabei suppt schon allerhand in dermaßen rauen Mengen, dass es in seiner Überzogenheit gut zum humorigen Grundton des Geschehens passt.
Die Kamera bewegt sich manchmal etwas zu hektisch, aber dies muss wohl dem relativ niedrigen Budget zugeschrieben werden, um eventuelle technische Mängel besser zu kaschieren. Die Kreaturen sehen nämlich auch etwas merkwürdig aus.
Begleitet wird der blutige Kampf natürlich ständig von sarkastischen Kommentaren und herrlichem Wortwitz, der mit einen entsprechenden Gegenpol zum sudelnden Splatter gibt und damit genau den richtigen Ton trifft. Die Balance funktioniert zwar nicht immer und wenn der Film für ein paar Minuten ernster wird, verliert er auch gleichzeitig etwas von seiner Leichtfüßigkeit, doch insgesamt behält er sich bis auf wenige Momente seine elementare Selbstironie vor. Sich selbst in keinster Weise ernst zu nehmen, ist für „Feast“ ein enorm wichtiger Schlüssel zum Erfolg, gerade weil es ihm so sehr an Innovation mangelt.
Die für so einen Genrefilm guten Schauspieler bringen dabei alles mit, um den Klischees zu entsprechen und haben offenbar Spaß an den Film, wobei vor allem Krista Allen zum Schluss noch gehörig aufdreht.
So hat man als Zuschauer auch nie das Gefühl mit einer Talentwüste konfrontiert zu werden, was der Opferriege gleich noch einmal einen Sympathiebonus einbringt. Das Zusammenspiel der Akteure funktioniert nämlich wirklich gut, so dass auch die Verbalduelle für einige herzhafte Lacher sorgen. Selbiges gilt auch für die Überstilisierung einzelner Charaktere, die zu hartgesottenen Recken mutieren.
Selbst wer sich auf dem Horrorsektor also nicht ganz so heimisch fühlt, wird mit „Feast“ 80 Minuten seinen Spaß haben. Da bin ich mir sicher. Der hohe Anteil recht trockenen Humors in Verbund mit den skurrilen Einfällen der Drehbuchautoren ergänzt sich nämlich ganz prima mit den splatternden Einlagen, in denen man zwar baden könnte, die aber nie einen unnötigen Ekelfaktor besitzen.
Fazit:
Herrlich simpel gestalteter Horrorfilm, der sich auf das Wesentliche konzentriert und in knackigen 80 Minuten quasi ohne Leerlauf unterhält. Die fehlende Originalität macht der Film locker mit seinem schwarzem Humor wieder wett. Die omnipräsente Selbstironie, der bewusste Umgang beziehungsweise die Parodie von Klischees, der sarkastische Ton und der tolle Soundtrack fügen sich harmonisch zu einem schwer unterhaltsamen Genrefilm zusammen. Ich hatte hier jedenfalls einen Riesenspaß und hoffe inständig, dass diese Truppe noch einmal zusammenkommt, um entsprechend nachzulegen.