Review

Also!
Ich möchte nun mal die Position des Gegenpols zu Herrn Bester einnehmen! Ich als richtiger Fan kann natürlich kaum objektiv die serie beurteilen. Aber ich kann ja mal versuchen zu erklären, warum ich so derart eingenommen davon bin.
Lexx ist einfach anders, kreativ und intelligent. Anspruchsvoll wohl eher weniger, aber die satirischen Analogien sind wirklich genial. Natürlich hat die erste und besonders die zweite Staffel einen hohen Trashfaktor, doch in der dritten ist davon nix mehr zu spüren.

Lexx ist eine Mischung. Eine Mischung aus durchdachter Sci-Fi und aus triefend-schwarzem Humor. Was mir besonders zusagt ist die Tatsache, dass wir hier einen aboluten Antihelden haben, beziehungsweise lauter Antihelden und grundlegend unterschiedliche Charaktere, die zusammen die Odyssee beschreiten (müssen). Teamwork erweist sich immer als äußerst prekär. Stanley ist der absolut notgeile und trottelige (nicht dumme!) Captain der größten Zerstörungswaffe und damit der ungünstigste Träger des Schlüssels,den man sich denken kann, schließlich hat er einen Teil dazu beigetragen, dass 94 Reformplaneten zerstört worden sind (wenn auch unbeabsichtigt). Er ist die Karikatur eines Durchschnittsmenschen und somit auch Identifikationsfigur, da er die menschlichen Schwächen repräsentiert par excellence . Ironischerweise erweist sich Kai, der tote AuftragsKiller A.D., als der Hüter von Moral und Anstand, wenn er rational seine Umwelt und die Lebenden analysiert und so immer den Nagel auf den Kopf trifft.

Die Welt die erschaffen wird ist kompliziert und durchdacht und selbst als eingeweihter neigt man dazu den Überblick über die Mythen und (wichtigen) Ereignisse zu verlieren. Das faschistoide Regime ist wirklich interessant und man versteht warum Stanley flüchten will. Ich liebe die Ironie des Schicksals der Menschen, dass ihr Erzfeind ihre Gefolgschafft und Unterwerfung dazu missbraucht, seinem Urinstink nachzugehen, nämlich die Menschheit auszurotten.

Gut, manches Pathos und pseudomystische Gerede sollte man nicht zu ernst nehmen und auch Lexx ist nicht frei von unangenehmen Klischees, aber man sollte Lexx als Ganzes sehen (was in Deutschland natürlich nicht möglich ist).

In Lexx gibt es keine Tabus und es wird wirklich alles persifliert und karikiert, was unsere heilige Welt ausmacht. Lexx ist nämlich verdammt komisch. Ich habe schon sehr oft sehr herzhaft gelacht, über die wilden und durchgedrehten Einfälle die mir das eingespielte Team um Lexx beschert hat.

Seien es repressive Lesbenkolonien, die schwule versklaven; Außerirdische die über den Anus in den amerikanischen Präsidenten eindringen und von ihm Besitz ergreifen; Stanley der sich in einer Pronoproduktion fälschlicherweise als Fluffer (Bläser) ausgibt; ein chaotischer Puffbesuch im Weltraum inklusive Roboterfetisch; Stanley, der fast von einem Roboter vergewaltigt wird; nekrophile Neigungen eines Roboters; lesbische Gothgirls, die Missionare per webcam live online sexuell missbrauchen lassen usw...

Sehr schön sind auch die vielen Filmgenres, die persifliert werden (zB Slasher). Und was mich sehr entzückt hat ist die Folge, die eindeutig an "Re-animator" angelehnt ist. (Folge "Mort").

Man kann die vier Filme als eigenständigen Zyklus anerkennen. Aber trotzdem sind sie nur der Anfang einer langen (weitere 57-Folgen andauernden) Geschichte, die zum richtigen Zeitpunkt bewusst vom Schöpfer Paul Donovan beendet worden ist. (Und nicht aus Quotenmangel mittendrin...)

Lexx ist einfach mit viel Liebe und Herz aller Beteiligten bewerkstelligt worden. Entweder man liebt oder hasst es. Viel Raum dazwischen gibt es nicht.

10(0000) / 10

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