Sieben Jahre in der Zukunft: die USA sind ein totalitärer Überwachungsstaat, Telefongespräche werden überwacht, jeder kann jederzeit per Satellit geortet werden. Lediglich Polizisten schützen sich durch einen ‚morphsuit’, einem Anzug, der sich optisch andauernd verändert und gleichzeitig die Stimme verzerrt. Unter einem dieser Anzüge steckt Fred (Keanu Reeves), ein Undercoveragent, auf der Jagd nach der halluzinogenen Droge Substance D, nach der bereits 20% der Bevölkerung süchtig sind. Als Drogendealer Bob Archer versucht er die Hintermänner auszumachen, wird dabei aber selbst abhängig von Substance D. Und da diese Schizophrenie auslöst und das Gehirn massiv schädigt, weiß Fred/Bob schon bald nicht mehr, wer er eigentlich wirklich ist.
Dass im Vorfeld bereits schon viel über A Scanner Darkly geredet wurde, liegt am ehesten an der außergewöhnlichen Optik des Films. Mit echten Schauspielern gedreht wurde das Filmmaterial mit Filtern nachbearbeitet, so dass es nun aussieht wie ein Zeichentrickfilm. Dies sorgt den ganzen Film hindurch für einige faszinierend aussehende Szenen, leider schwankt die Qualität der „Zeichnungen“ aber stark, als ob man manchmal einfach keine Lust mehr gehabt hätte, Details herauszuarbeiten. So erinnert die Optik teilweise sogar an Flashfilmchen, während andere Szenen für offene Münder sorgen.
Dabei stellt sich aber auch die Frage, warum gerade dieser Film diese Optik nötig hat. Anders als bei Sin City, bei dem der Look direkten Bezug zum Comic hatte, gibt es bei A Scanner Darkly keine eindeutige Erklärung. Zwar wären einige Spezialeffekte wie der Morphanzug in einem Realfilm nur sehr schwer umzusetzen gewesen, auf der anderen Seite ist es gerade eben dieser Anzug, der am Anfang noch spektakulär erscheint, im Verlauf des Films aber immer mehr zu nerven beginnt, besonders wenn mehrere Personen gleichzeitig mit dem Anzug zu sehen sind. Einen weiteren Vorzug hat die Optik dennoch: Winona Ryder hat eine recht lange Nacktszene, zu der sie (sofern ohne Bodydouble gedreht) ohne die Verfremdung wohl kaum bereit gewesen wäre.
Die Story hingegen ist von Anfang an sehr interessant, die Romanvorlage gilt nicht umsonst als eines der besten Werke von Philipp K. Dick. Im zweiten Drittel des Films stellt sich allerdings zeitweise Langweile ein, da die Story nicht wirklich vorankommt. Zwar lockern einige humorvolle Passagen die sehr dialoglastige und actionfreie Handlung auf, gleichzeitig nehmen diese aber noch mehr Tempo aus dem Film heraus, so dass auch die Spannungskurve stagniert. Zudem sind die Bilder, in die Regisseur Richard Linklater seinen Film fasst, nicht sonderlich spektakulär, was aber durch die Optik meist kaschiert wird. Die Entwicklung der Geschichte bleibt aber trotz allem immer noch unterhaltsam, wenn man von den angesprochenen Hängern absieht.
Das Schlussdrittel beginnt mit einer recht überraschenden Wendung, welche die Handlung in eine unerwartete Richtung lenkt. Daraufhin steuert der Film dann auf ein trauriges und antiklimatisches Ende zu, welches zwar einige Fragen offen lässt, insgesamt aber sehr gut passt.
Schauspielerisch gibt es nichts zu mäkeln. Keanu Reeves hat nicht arg viel mehr zu tun, als verwirrt zu schauen und betrübt den Kopf hängen zu lassen, macht dies aber überzeugend. Sehr gut fallen aber vor allem die Nebendarsteller aus: Robert Downey Jr., Woody Harrelson und Rory Cochrane als Junkies sind allesamt zwar hart an der Grenze zum Overacting, was aber perfekt zu dem Comiclook passt. Winona Ryder spielt ihre wenigen Szenen sehr intensiv und ist trotz aller Verfremdungen immer noch eine Augenweide. Das Staraufgebot hat sich also bezahlt gemacht.
Allzu leicht macht es einem A Scanner Darkly nicht. Die Optik ist sowohl faszinierend als auch anstrengend und bleibt einen wirklichen Zweck schuldig. Die Handlung zeigt im Mittelteil zwar einige Hänger, bleibt aber sehr interessant. Besonders das tolle Ende holt noch einiges heraus. Ein guter Film, der die Erfahrung auf jeden Fall wert ist, allerdings bleibt immer die Gewissheit, das hier sehr viel Potential verschenkt wurde.
(7/10)