Bei Bonnie & Clyde hat es seinerzeit sehr gut geklappt. Ein Gaunerpärchen beraubte zusammen viele Banken und Geschäfte, erbeutete viel Geld und scharrte schließlich gar eine kleine Bande um sich, bevor es im Kugelhagel starb. Nicht jedoch die tödliche Konsequenz des kriminellen Tuns ist dabei der eigentliche Kern, sondern die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern, zwischen Mann und Frau, Gangster und Komplizin.
So sehen es zumindest die Gangsterbräute in dieser in Wien spielenden Co-Produktion der drei deutschsprachigen Länder. Während Hermann (Wolfram Berger, Nick Knatterton - Der Film) und Heinz (Alexander Lutz) aus den unterschiedlichsten Gründen - zuletzt: gerissener Nylonstrumpf und folglich: fehlende Maskierung - immer wieder erfolglos krummen Geschäften nachgehen/nachgehen wollen, sitzen ihre Frauen entsprechend traditioneller Rollenverteilung zu Hause und kümmern sich um den Haushalt. Ihre Hilfe oder Begehren, ihnen bei Überfällen behilflich zu sein, lehnen sie dankend und belächelnd ab. Frauen können so etwas doch nicht. Wie sie sich da täuschen sollen.
Die Handlung von Die Bräute, die im Ansatz durchaus originell ist und einen erfrischend emanzipatorischen Seitenhieb um Gleichberechtigung und -behandlung der Frau auch im patriarchalisch organisierten kriminellen „Gewerbe" enthält, geht jedoch alsbald über in die geordneten, um nicht zu sagen: langweiligen Bahnen einer auffällig einfallslosen Räuberpistole. Die Gangsterbräute landen gewieft einen geglückten Coup nach dem anderen, ihre erfolglosen Männer werden jedoch immer wieder hopps genommen, weil die Räuber doch Männer gewesen sein müssen - so zumindest die „fachkundige" Ansicht der wahrlich depperten Polizisten, die sich stets ganz stereotyp von weiblichen Reizen ablenken lassen. Entsprechend dieser umgekehrt sexistischen Light-Version von Femme fatales ist es auch kein Wunder, dass Die Bräute seinen vermeintlichen komödiantischen Höhepunkt in einer Travestie findet: Die sich bisweilen wie kleine, dumme Kinder verhaltenden Gaunerkumpels Hermann und Heinz müssen im Fummel bei einer Gegenüberstellung auftreten.
Trotz einiger gelungener Gags und - was bei österreichischem Dialekt nicht selbstverständlich ist - weitgehendem Verständnis der zum Teil gar pointierten Dialoge gelingt es Die Bräute aufgrund seines stets männlichen Blickwinkels nicht, als Krimi feministischen Tenors zu funktionieren. Mit zu vielen Stereotypen, Überkonstruiertheiten und Albernheiten ist das arg simple Drehbuch von Robert Treichler (Kaliber Deluxe, 2000) überfrachtet, zu unsinnig wirkt das Handeln der karikaturhaft überzeichneten Figuren. Die negativen Highlights bilden dabei die üblichen schmierigen Südländer-Gangsterstereotype und eine blonde, im Hintergrund die Fäden ziehende Syndikatschefin, die allzu fragwürdig eingebaut wurde. Entsprechend den überschaubaren finanziellen Möglichkeiten einer TV-Produktion sind kompensatorische Elemente dieser Schwächen - Actionsequenzen oder Effekte jeglicher Art - kaum vorhanden, so dass sie noch mehr ins Gewicht fallen.
Eine Krimikomödie, die mit einem interessanten Ansatz und kurzweilig beginnt, jedoch immer stärker zu einer ärgerlich dümmlichen, betont coolen und sexistischen Posse mit gelegentlichen Schmunzlern verkommt. Die Bräute ist vollkommen zu Recht ein Film, den kaum jemand kennt.