Die schrullige, wohlhabende Miss Daisy, gespielt von Jessica Tandy, ist die etwas exzentrische Witwe eines Textilfabrikanten, die einen derart schlechten Fahrstil an den Tag legt, dass ihr Sohn, gespielt von Dan Aykroyd, einen schwarzen Chauffeur, gespielt von Morgan Freeman, für sie anheuert. Doch die widerspenstige Dame denkt gar nicht daran, sich fahren zu lassen.
Für einen Oscar-Gewinner in der Kategorie "Bester Film" ist "Miss Daisy und ihr Chauffeur" eher ein unauffälliger, unscheinbarer Vertreter, der schnell gesehen ist und nicht einmal halb so lang nachhält wie "Das Schweigen der Lämmer", "Die Rückkehr des Königs" oder "Million Dollar Baby". Aber das braucht der liebenswerte Film letztlich auch gar nicht.
Denn er eckt einfach in keiner Hinsicht an, bietet beste und sympathische Unterhaltung und vermittelt dabei eine humane, antirassistische Botschaft ohne allzu plakativ zu wirken. Die Annäherung der schrulligen Witwe und ihres ruhigen Chauffeurs ist solide konstruiert, mit der gefühlvollen Musik von Hans Zimmer zudem ausgezeichnet unterlegt und dabei so stringent aber unaufgeregt erzählt, dass der Unterhaltungswert ausgesprochen gut ist und man Regisseur Bruce Beresford letztlich kaum einen Vorwurf machen kann. Es fehlt zwar eine dramaturgische Spitze, die im Kopf bleibt, eine Problematik, die die heile Welt ein wenig trübt, es fragt sich nur, ob "Miss Daisy und ihr Chauffeur" so vielleicht doch eher weniger gut funktioniert hätte. Immer mal wieder hat der Film seine amüsanten, humorvollen Momente, opfert diesen jedoch nicht seinen sympathischen Grundeindruck oder seine Glaubwürdigkeit (auch wenn es um diese aufgrund diverser Anflüge von Naivität auch besser bestellt sein könnte).
Letztlich ist "Miss Daisy und ihr Chauffeur" aber besonders eines: Ein Film der sympathischen Charaktere und der großen Darsteller. Hier wäre an erster Stelle Jessica Tandy zu nennen, die bereits 1932 in ihrem ersten Film debütierte. Sie spielt die leicht exzentrische Witwe, die sich immer wieder extrem stur und eigensinnig stellt, letztlich aber trotz oder gerade wegen ihrer Macken ausgesprochen sympathisch daherkommt und den Menschen gegenüber eigentlich gut gesinnt ist, nahezu perfekt. Herausragend ist dabei besonders, wie glaubhaft sie ihre Figur schließlich altern lässt und jede weitere Lebensphase absolut authentisch verkörpert. Für die amüsante Darstellung der etwas exzentrischen, jüdischen Witwe, bei der sie ihrer Figur zu keinem Zeitpunkt ihre Würde nimmt, hat sie sich ihren Oscar redlich verdient.
Den ruhigen, sich zurücknehmenden, aber nicht minder sympathischen Gegenpol zu Tandy verkörpert Morgan Freeman, der die Rolle des Chauffeurs mit gewohnter Routine meistert, die ganz großen Szenen aber seiner Kollegin überlässt. Zuletzt wäre auch noch Dan Aykroyd lobend zu erwähnen, der seinen Part mit einer gewissen Amüsanz meistert und die Marotten seiner Mutter immer wieder ironisch kommentiert.
Fazit:
"Miss Daisy und ihr Chauffeur" ist vielleicht kein herausragendes Drama, das noch lang nachwirkt, aber dafür eine narrativ wie inhaltlich ordentliche und damit unterhaltsame Tragikomödie, die mit ihren sympathischen Charakteren liebenswert daherkommt und mit der grandiosen Leistung von Jessica Tandy, aber auch denen der übrigen Beteiligten, punkten kann.
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