Review

Ich hab lang gewartet, bis ich mir den Streifen angesehen habe, warum kann ich nicht sagen. Ich glaube aber für solche Filme muss man in der richtigen Stimmung sein.
Steven Spielberg hat sich wieder einmal eines Stoffes angenommen, der ein sehr ernstes Thema anspricht und weit entfernt ist von Indiana Jones und Co. Die Geiselnahme auf den damaligen Olympischen Spielen in München war ein düsteres Kapitel auf deutschem Boden. Doch Spielbergs Film beleuchtet nicht die Geiselnahme, sondern beschäftigt sich mit den Ereignissen danach, als Golda Meir die Verfolgung und Tötung der Geiselnehmer verlangt, der Palästinenser, die die israelischen Sportler so brutal töteten.
Eric Bana („Hulk“) ist der Anführer der Truppe, die ins Leben gerufen wird den Auftrag in die Tat umzusetzen. Erste Instruktionen bekommt er von Geoffrey Rush („Fluch der Karibik“), der recht kaltblütig und emotionslos an die Sache herangeht und klare, unmissverständliche Anweisungen formuliert. Als Bana dann in Europa ist, denn die Terroristen halten sich hier vornehmlich auf, trifft er auf sein vierköpfiges Team, bestehend aus Daniel Craig („James Bond – Casino Royale“), Ciarán Hinds („Tomb Raider 2“), Matthieu Kassovitz (Regie „Die purpurnen Flüsse“) und Hanns Zischler (viele deutsche Fernsehserien). Gemeinsam planen und erledigen sie die Morde. Anfangs noch unsicher, werden sie schon bald professioneller. Nur mit den gebastelten Bomben scheint es noch nicht so ganz zu funktionieren. Mit ihren Aktionen machen sie schnell auf sich aufmerksam und beschwören Racheakte der Palästinenser herauf. Das Blatt wendet sich, als einer aus der Truppe ermordet wird. Banas Rache ist schrecklich, doch die Antwort darauf lässt nicht lang auf sich warten. Bana beginnt sich zu fragen, ob es richtig ist, was sie da machen und nach 7 Morden ist für ihn Schluss, denn schließlich hat er daheim Frau und Kind. Er sagt sich von den Israelis los, quittiert seinen Dienst und zieht nach Amerika.
Auf der DVD gibt es ein einleitendes Feature, wo Steven Spielberg einige Erklärungen zum Film abgibt, dass er auf einem Roman basiert und scheinbar die wahrheitsgetreueste Widergabe der Geschehnisse darstellt.
Ich hab mir das angesehen und wieder einen routiniert gedrehten Film erwartet, dem es am nötigen Biss fehlt. Was folgte war aber ein echt beeindruckendes Stück, das sehr schön inszeniert wurde und mit einigen wirklich heftigen Szenen aufwartet. Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass Spielberg solch eine Brutalität visualisiert. Sicher, man ist dies aus „Der Soldat James Ryan“ gewohnt, doch ich war immer der Meinung, er tat dies um die Schrecken des Krieges authentisch zu machen. Dass er genauso bei „München“ verfährt hatte ich nicht gedacht. Wenn es also zum Einsatz von Schusswaffen kommt, wird es hässlich, denn Steven Spielberg zeigt ungeschönt die rohe Gewalt dieser Waffen und welch grausame Dinge sie mit einem anstellen. Hier schockierte mich der Überfall auf die Sportler und die Ermordung der Holländerin, der Attentäterin, die den ersten Mann der Truppe eliminierte. Da war ich echt von den Socken. Spielberg macht das wirklich bemerkenswert intensiv. Geballert wird einige male und die dabei gebotenen Effekte sorgen für hohen Realismus. Ich finde, so sollte der Computer eingesetzt werden, dass man nicht genau erkennt, wo er die Arbeit übernahm. Die Actionszenen wissen somit vollkommen zu überzeugen, sie machen den Streifen aber keineswegs zum Actionfilm. Nein, sie dienen nur zur Visualisierung der Geschichte, die vornehmlich von den Darstellern getragen wird. Frontmann ist Eric Bana und ich finde er macht seine Sache ausgesprochen gut. Der emotionale Faktor stimmt einfach. Daneben verblassen die übrigen anwesenden etwas mit Ausnahme von Geoffrey Rush. Der Mann stiehlt selbst Bana die Show. Daniel Craig, Matthieu Kassovitz und Cirián Hinds können überzeugen, sind jedoch nicht so gefordert. Da „München“ zuweilen in Deutschland spielt bekommt man zwangsläufig deutsche Schauspieler zu sehen. Derjenige, der am häufigsten zu sehen ist, weil er zum Team gehört, ist Hanns Zischler. Er gefällt, ragt aber nicht heraus. Ein weiteres deutsches Gesicht ist Moritz Bleibtreu, der einen von Banas Freunden spielt. Ganz in Ordnung, doch auch er ist nicht so gefordert. Geht das Geschehen dann nach Frankreich, sieht man Michael Lonsdale. Er dürfte den James Bond Fans als Bösewicht Hugo Drax in „Moonraker“ noch in angenehmer Erinnerung sein. Hier ist er einer von Banas Informanten und gefällt mir durchaus. Somit gibt es einige bekannte Gesichter zu sehen, doch wird es vermieden dies in den Vordergrund zu rücken, stattdessen ist man bemüht in der Rolle glaubwürdig zu agieren und das gelingt sehr gut.
„München“ wurde in sehr ansprechende Bilder gekleidet, für die kein geringerer als Janusz Kaminski verantwortlich zeichnet. Herrlich ausgeleuchtete Nachtaufnahmen und ansprechende Bildkompositionen und Schwenks. Kaminski versteht sein Handwerk und das trifft auch auf Schnittmeister Michael Kahn zu, der ebenso ein fester Bestandteil von Spielbergs Team geworden ist. Einen gelungenen Schnitt kann man bewundern, der bei hektischen Szenen nie die Übersicht verlieren lässt. Es passt alles, auch die Musik, die einmal mehr von John Williams kommt. Das ausländische Gesinge hat mir zwar nicht sonderlich zugesagt, es klingt wie viele der Scores zu Filmen mit einer solchen Nationalitätenausrichtung, doch es bestimmt ja nicht den ganzen Film und das was daneben geboten wird gefällt durch melodischen Klang und untermalt das Geschehen so wie man es von einem Steven Spielberg Film gewohnt ist.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich von „München“ doch sehr angetan bin. Sicherlich sieht er hier und da wieder wie ein Routinestück des Meisters aus, doch es überwiegen für mich beeindruckende, eindringliche und auch schockierende Bilder. Spielberg ist schonungslos in seiner Darstellung und zeigt die zugefügte Gewalt in aller Härte. Darüber hinaus verliert er nicht den Blick für das Wesentliche, die Geschichte. Diese wird sehr gut von ihren bekannten Darstellern getragen, auch wenn nicht alle von ihnen gefordert sind.
Ein packendes Drama, ein fesselnder Thriller, der seine Wirkung nicht verfehlt. Ein klasse Film.

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