Spielberg markiert auf seine alten Tage nochmal den harten Kerl. Nach dem überraschend grimmigen "Krieg der Welten" schiebt der alte Haudegen diesen nicht weniger übel gelaunten Thriller hinterher...
Wenn man mal die politische Brisanz der Attentat-Thematik während der Olympischen Spiele '72 ausklammert - und "München" macht es da einem leicht, will der Film in erster Linie offensichtlich Unterhaltung anstatt Aufklärung sein - präsentiert sich ein mehr als solider Thriller, der einen so gewichtigen Unterbau in keinster Weise nötig gehabt hätte.
Vier unterschiedliche und prima konzipierte Charaktere begeben sich im Auftrag Israels auf den sprichwörtlichen Rachefeldzug, um mit elf auserwählten Morden das Attentat von Palästinensern auf das Olympische Dorf zu sühnen. Nicht nur der Aufbau um die Hauptfiguren ist einem "Ronin" nicht unähnlich und aus dieser Konstellation bezieht "München" seinen größten Reiz, denn das Zusammenspiel zwischen den Darstellern ist schon sehenswert! Eric Bana macht als zerissener Anführer einen prima Job, Daniel Craig spielt den Hitzkopf nicht schlechter, aber Ciarán Hinds gibt einfach den besten "Cleaner" seit "Wolf"...klasse!
Handwerklich wird ebenfalls alles auf höchstem Niveau vollzogen: die Bilder sind so rauh, Handkamera-dominiert und klasse arrangiert wie in "War of the Worlds". Die gesamte Optik ist erstaunlich vital und einfallsreich gehalten, ohne ins Blendwerk abzuglitschen - da macht Mr. Spielberg einem Michael Bay immer noch etwas vor und insbesondere die eruptiven Action-Szenen sind eine Klasse für sich. Auch wenn die Attentate selten reibungslos über die Bühne gehen, sind die Exekutionen beider Seiten ungestüm sowie äusserst präzise inszeniert und sparen nicht an blutigen Details. Dass diese Szenen nicht zur reinen Exploitation verkommen, ist Spielbergs Regie-Geschick zu verdanken, der einfach immer die richtigen Bilder findet...
Nur John Williams kann einfach nicht von seinen Streichern lassen und jammert gefährlich nah am Hans-Zimmer-Ethno-Kitsch entlang. Geschenkt. Auch die paar kleineren Längen. Aber weniger Nachsicht mag man für eine irritierend geschmacklose Parallel-Montage zum Finale aufbringen, die vielleicht ein paar Assoziationen von Leben und Tod suggerieren mag, aber dafür dann doch eindeutig zu peinlich-plakativ daher kommt...
Ein unnötig fahler Nachgeschmack bei einem ansonsten ausserordentlich guten Thriller! Nichts Weltbewegendes, aber wer politisch angehauchtes Kino ohne größeren Ballast oder Komplexität sucht, ist mit "München" sicherlich gut beraten...