"Ich brauche Quittungen."
So, jetzt gibt´s mal wirklich nur Meinung, Meinung, Meinung zum Film, wer was über den Inhalt wissen will, soll einen der zahlreichen Zeitungsartikel lesen, die bereits im Vorfeld über diesen Film verfasst wurden.
Nur soviel: Nach den Anschlägen palästinensischer Terroristen auf die Olympischen Spiele 1972 beauftragt Golda Meir persönlich eine Gruppevon jungen Mossad-Agenten mit der Liquidierung von 11 Männern, die für die Anschläge verantwortlich gewesen sein sollen.
Gewalt erzeugt immer Gegengewalt. Dafür, dass diese schlichte Kernaussage 2 1/2 Stunden lang den Film trägt, bürgt natürlich Steven Spielberg.
Zwar wirkt das Ganze am Anfang eher wie eine perverse Nummernrevue, nach dem Motto: Die schönsten Sprengladungen der Filmgeschichte, aber als die Hauptfiguren, v.a. Anführer Eric Bana immer mehr am Sinn und der Rechtfertigung für ihre grauseman Taten zweifeln, entickelt der Film ein großes Maß an dramatischer Tiefe.
Und Spielberg weiß an manchen Stellen zu bewegen, wie schon im von mir immer noch geschätzten "Krieg der Welten".
Denn es braucht scheinbar einen wie Spielberg, der mir zeigt, dass es aus frischen Einschusslöchern in Menschenleibern noch eine ganze Weile rauchen kann, dass nach der Explosion eines Hotelzimmers durchaus noch ein abgerissener Menschenarm an einem sich drehenden Ventilator baumeln kann, dass auch Schwangeren noch Sex haben.
Und nie waren Gänsehäute intensiver.
Bei all den Grausamkeiten, die sie verüben, bleiben die Mossad-Agenten erschreckend kaltschnäuzig, etwas, was man in der jüdischen Sprache wohl auch Chuzpe nennt.
Und mit eben dieser Dreistigkeit scheint Steven Spielberg allen Filmschaffenden wieder einmal vorführen zu wollen, wie man einen wirklich guten Thriller inszeniert.
Gewiss, ab und an agieren seine Agenten etwas blauäugig, lassen die Verantwortlichen aber eben so bitter dafür büßen, wie etwa in der grausamen Hinrichtung der holländischen Schönheit aus der Hotelbar (mittels einer Fahrradpumpe!).
Inwieweit das alles politisch korrekt und wahrheitsgemäß ist, soll in den deutschen Feuilletons diskutiert werden, Spielberg zieht sich mit einem "Nach Wahren Begebneheiten" im Vorspann elegant aus der Affäre.
"München" ist spannende, bewegende, unangenehme Unterhaltung. Einer der besten Filme der letzten Jahre.